Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster St. Johann.
Eröffnung des Festaktes mit einem Bläserquintett.
Apostolischer Nuntius Martin Krebs
Regierungsrat Jon Domenic Parolini
Bischof Joseph Maria Bonnemain
Präsident der UNESCO Schweiz Thomas Zeltner
Stiftungspräsident Walter Anderau
Festredner und Klosterfrauen mit Priorin Aloisia Steiner (sitzend)
Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert und Nationalratspräsident Martin Candinas
Sektionsleiter Heimatschutz und Denkmalpflege Oliver Martin
Denkmalpfleger Graubünden i.R. Hans Rütishauser
Moderator und Geschäftsführer der Stiftung Ulrich Veith

„Ein Juwel mit unglaublicher Geschichte“

Am 27. Oktober 2023 feierte das Kloster St. Johann sein 40. Bestandsjahr als Weltkulturerbe.

Publiziert in 20 / 2023 - Erschienen am 7. November 2023

Müstair - Das Jubiläum wurde auf ungewöhnliche Weise an einem ungewöhnlichen Ort begangen. Es war der Versuch, Rechenschaft abzulegen, die Gegenwart im Auge und die Vergangenheit in Erinnerung zu behalten. Der ungewöhnliche Ort war ein vor mehr als 1.200 Jahren erbautes Benediktinerkloster. Um 1.200 wurde es ein Frauenkloster und hatte längst dem Umland den Namen Münster, in der romanischen Volkssprache Müstair, gegeben. Das Besondere am Benediktinerinnenkloster von Müstair sind die karolingischen und romanischen Fresken in der Kirche St. Johann. Vor allem das Bildprogramm aus frühmittelalterlicher, karolingischer Zeit ist in Europa einzigartig und war ausschlaggebend für die „United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization“, kurz UNESCO, 1983 dem „Juwel in der Einsamkeit“ den Titel „Weltkulturerbe“ zu geben. Damit wurde das Wirken der seit 1969 bestehenden Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair mit dem derzeitigen Vorsitzenden Walter Anderau, dem derzeitigen Geschäftsführer Ulrich Veith und den 500 Mitgliedern der Freunde des Vereins Kloster St. Johann aufgewertet und belohnt. Präsident Anderau war es dann, der zum Jubiläumsabend das Blechbläserquintett des Tonhalle-Orchesters Zürich unter der Leitung von Heinz Saurer in der Klosterkirche aufspielen ließ. Mit Christoph Willibald Glucks Overtüre Orfei & Euridice eröffneten die Musiker den Festakt. Der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Martin Candinas, selbst ein Bündner, nannte St. Johann „einen Ort, der uns an unsere Wurzeln erinnert, einen Ort, der uns unsere Rechte vor Augen führt, einen Ort, der uns unsere Hoffnungen stärkt. Kloster St. Johann ist nicht nur ein Gebäude aus Stein, sondern ein lebendiges Zeugnis unserer Geschichte und unserer Identität, eine Quelle der Ermutigung“. 

Die Klosterkirche als Kraftort

Als höchste kirchliche Autorität der Schweiz erinnerte Erzbischof und päpstlicher Nuntius Martin Krebs daran, dass St. Johann eine Verbindung habe zur gesamten Menschheit und ihrem Kulturerbe. Er sah im Bilderzyklus Kraftorte. Der Regierungsrat des Kantons Graubünden und gewissermaßen der Kulturminister des Kantons Graubünden Jon Domenic Parolini erklärte auf Deutsch, Romanisch und Italienisch die Wertschöpfung durch das UNESCO-Label für das Tauferer- bzw. Münstertal in der Höhe von 60 Millionen Franken. Der Schirmherr des Klosters, der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain sah in der Schwesterngemeinschaft die Seele des Kloster St. Johann. Der Präsident der Schweizerischen UNESCO-Kommission und Schirmherr aller 13 Welterbestätten in der Schweiz, Thomas Zeltner, sah in den 1.200 Jahren von St. Johann den Beweis, dass die Menschheit eine Geschichte hat, eine unglaubliche Geschichte, in der 40 Generationen geglaubt und gehofft haben. Als Leiter der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege im Bundesamt für Kultur ist Oliver Martin direkter Ansprechpartner und Bindeglied zur UNESCO in Paris. Für ihn ist das Welterbe die Brücke von einem lokalen Objekt zur Welt. Damit gehört das Kloster allen Generationen. „Dass wir hier feiern können, dafür ist der frühere Denkmalpfleger des Kantons Graubünden Hans Rutishauser verantwortlich“, erklärte Moderator Ulrich Veith. Er habe den Antrag an die UNESCO gestellt. Rutishauser, inzwischen im Ruhestand, „scrollte“ humorvoll durch die wechselvolle Geschichte der Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen in St. Johann und stellte sich vor, was Karl der Große vom Umbrailpass kommend heute nicht verstehen würde. Rutishauser schloss sich den Worten von Bischof Bonnemain an: Das Kloster sollte nicht ein Wissenschaftszentrum sein, sondern weiterhin ein Kloster bleiben. Er brachte die Anwesenden zum Schmunzeln, als er die anwesenden Ehemänner aufforderte, mit Frauen oder Töchtern ernsthafte Gespräche zu führen, eventuell die 8 Klosterfrauen zu ergänzen. Als letzter Redner beschloss Stiftungspräsident Walter Anderau den Festakt, überreichte den Klosterfrauen eine rote Rose und lud Klosterfrauen, Festgäste und Mitwirkende zum Abendessen ein im historischen Gasthaus und Hotel Chasa Chalavaina.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.