Ein Megaprojekt, klare (Corona-)Worte und mehr
Kasernenarel, Schließung der Flüchtlingsunterkunft, Jugendarbeit und Corona als Themen im Schlanderser Gemeinderat.
SCHLANDERS - Viel Zustimmung und Lob gab es für die Vorstellung des Einreichprojektes für die öffentlichen Flächen in puncto Nachnutzung des Kasernenareals bei der Gemeinderatssitzung am 18. November in Schlanders. Zur Erinnerung: Bei der ehemaligen Drususkaserne soll eine Art „dörfliches Stadtquartier“ errichtet werden. Der Umstrukturierungsplan war 2017 auf den Weg gebracht worden. Beim Areal handle es sich laut dem Bürgermeister Dieter Pinggera um eines der größten Wohnbauprojekte hierzulande. Der aus Bruneck stammende Architekt Georg Frisch, der vor Jahren die Machbarkeitsstudie erarbeitet hatte, und Michael Pohl vom Kastelbeller Ingenieurbüro Pohl – der für die Erstellung eines Infrastrukturplanes verantwortlich war – stellten das Megaprojekt in einer ersten Phase vor. „Es ist stets nur ein Status Quo, bei so einem Projekt haben wir es natürlich mit ständiger Weiterentwicklung zu tun“, erinnerte der Bürgermeister. Auch habe der Gemeinderat vorerst keine Entscheidung dazu zu treffen, „es geht einzig und allein um eine ausführliche Vorstellung und die Beantwortung der wichtigsten Fragen“.
Ausführlich wurde die Vorstellung. Demnach belaufen sich die öffentlichen Freiflächen auf rund 9.000 Quadratmeter, was knapp 30 Prozent des gesamten Areals ausmache. Architekt Frisch erinnerte dabei an die Ziele des städtischen Umstrukturierungsplanes beim Areal: „Das Aufbrechen der Grenzmauern der Kaserne, die Ausarbeitung des öffentlichen Raumes als Element der Vernetzung, die Weiterentwicklung der bestehenden Wohnviertel und ein innovatives autofreies Projekt“. Ohnehin setze man auf Nachhaltigkeit. So ziele das „Baumprojekt“ auf die Beibehaltung des Bestandes der Bäume ab. Die Anzahl werde sogar erhöht, von 74 auf 80 Bäume. Einige Bäume müssten zwar gefällt werden, sollen jedoch sofort durch neue ersetzt werden. In einer ersten Phase sollen die Abbrucharbeiten im Süden vorgenommen und dieses gesamte Areal baufertig gemacht werden. Drei zentrale Plätze spielen im künftigen Areal eine wichtige Rolle, der Marmorplatz, der Wasserplatz und der Sandplatz. Entstehen sollen Mischzonen mit Wohnbau, Nahversorgungsdiensten und Betrieben. Bereits vorhanden ist das Innovations- und Gründerzentrum BASIS. Während die öffentlichen Arbeiten, die von der Gemeinde vorgenommen werden, den Abbruch der drei Kasernengebäude, die Errichtung der öffentlichen Flächen und provisorische Eingriffe enthalte, seien Private dann für Wohnbau, Nahversorgungsdienste und einen Businesspark zuständig. Die Kosten für die Gemeinde in Sachen Infrastrukturen würden sich in der ersten Bauphase auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen, die Kosten für sämtliche Phasen würden um die 5 Millionen betragen. Die Projekte würden sich selbst tragen, da spätere Bauträger der Gemeinde den Grund abkaufen könnten. „Die rund 3 Hektar, die es hier erstmal zu verbauen gibt, wurden gut aufbereitet, und das noch bevor es in die Projektierung geht“, lobte BM Pinggera. Es sei wieder ein wichtiger Zwischenschritt gewesen. Bereits im Laufe des nächsten Jahres könne das Projekt weiter Fahrt aufnehmen und die Arbeiten beginnen.
Mobil für die Jugend da
Ein weiteres Thema der Sitzung war etwa die „mobile Jugendarbeit“. Tobias Stecher, Geschäftsführer vom Jugenddienst Obervinschgau, und die dafür zuständige Mitarbeiterin Andrea Innerhofer stellten das Projekt vor. Hier gehe es darum, aktiv auf die Jugendlichen zuzugehen. So sei man im ganzen Vinschgau unterwegs, auf öffentlichen Plätzen, in Parks und dergleichen. Die Jugend von heute habe andere Möglichkeiten als jene von früher, man sei generell mobiler, erklärten die beiden. Bei der mobilen Jugendarbeit gehe es auch darum, jene Jugendliche zu erreichen, die man durch herkömmliche Strukturen wie Jugendzentren etc. nicht erreichen könne. Der Dienst wird von der Bezirksgemeinschaft Vinschgau finanziert, die Gemeinde Schlanders beteilige sich derzeit mit rund 8.000 Euro daran. Größtenteils gab es Lob für das Projekt, Kritik kam etwa von der Gemeindereferentin Dunja Tassiello, die keinen Bedarf sehe, weil es in Schlanders bereits genug Möglichkeiten für Jugendliche gebe. Vizebürgermeister Manuel Trojer entgegnete, dass man nicht nur Schlanders, sondern den ganzen Vinschgau beachten müsse und das Projekt vor allem daher seine Daseinsberechtigung habe.
Flüchtlingseinrichtung schließt
Neuigkeiten gebe auch es in Sachen Flüchtlingsunterkunft in Schlanders, berichtete Tassiello. Mit Ende Jänner werde diese nach sechs Jahren schließen. Tassiello und weitere Räte zeigten sich erfreut darüber. Es sei in der Vergangenheit zu großen Problemen gekommen, auch durch die Flüchtlinge selbst. Die Gemeinde sei kaum unterstützt worden, lediglich Freiwillige leisteten wichtige ehrenamtliche Arbeit. Vom Land, aber auch der Führung der Einrichtung zeigte man sich enttäuscht. Jene, die hier eine Arbeit haben und sich „gut benommen“ haben, dürften in Schlanders bleiben, erklärte Tassiello. Die restlichen müssen Schlanders verlassen. Man wolle nicht so enden wie „Teile Bozens“, hieß es.
Zu viele Umgeimpfte
Klare Worte fand Bürgermeister Dieter Pinggera angesichts der angespannten Coronavirus-Lage. „Unsere derzeitigen Inzidenz-Zahlen gehören zu den höchsten des Landes“, betonte er. Fehlende Disziplin und eine niedrige Durchimpfungsrate seien die Gründe hierfür. Es sei traurig, wenn es „in einem wohlhabenden Land wie Südtirol, wo gleich mehrere Impfstoffe ausreichend zur Verfügung stehen, zu solchen Situationen kommt“, schimpfte Pinggera. Allein in Schlanders waren (Stand 18. November) 1.093 impfbare Personen (ab 12 Jahren) nicht geimpft. Dies entspreche 19,2 Prozent an Ungeimpften. Bei den über 60-Jährigen seien es 11,2 Prozent Ungeimpfte, womit man leicht besser als der Südtiroler Schnitt von 11,5 Prozent sei. Bei den unter 60-Jährigen in der Gemeinde Schlanders seien jedoch ganze 25 Prozent ungeimpft, hier liege der Südtiroler Schnitt bei 22,6 Prozent. Pinggera appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen.