Ein „schreiber & wörterer“ auf Rimpf
Kortsch/Rimpf - Es gab mehrere Gründe, sich zur Kulturwanderung zum Rimpfhof zu melden. Einmal, um den „schreiber & wörterer“ Gerold Ehrsam kennen zu lernen und dann natürlich, um zu erfahren, warum Fliegen nicht lügen. Mit „Fliegen lügen nicht“ hatte Bibliothekar Raimund Rechenmacher zur Autorenlesung und zur Wanderung gelockt. 21 Kultur-Pilger leisteten dem Aufruf Folge. Zusätzlich motiviert von 37°C in der Vinschgauer Talsohle und angezogen von frischem Quellwasser, einem guten Tropfen und dem angekündigten „Schwarzplentenribl“. Zuvor harrte man in angenehmer Bergkühle der Worte des Lyrikers, der sich als Eidgenosse vorstellte und sich laut eigenem Internetauftritt „erfolgreich zum Rentner umgeschult“ hatte. Als Gast auf Rimpf wolle er seinen Gedanken nachhängen, sie niederschreiben und aufs Wesentliche reduzieren. Die Gedichte waren passend zur Jahreszeit komprimiert und erfrischend kurzweilig. Ehrsam las aus den Gedichtbändchen „Wörter am Horizont“ und „Fliegen lügen nicht“. Den Grund, warum sie nicht lügen, enthüllte der gebürtige Züricher, der in Basel lebt, erst zu nachtdunkler Stunde: „Fliegen lügen nicht, weil sie keine Zeit haben, weil sie nichts anderes tun als fliegen“. Fast jedes Tier, so Ehrsam, habe seine inspirierende Seite. Er gab auch italienische und romanische Gedichte zum Besten. „Man muss nicht alles verstehen, es soll nur gut klingen“, meinte er. Es fanden aber auch Texte über die Vergänglichkeit und über das „Verrinnen des Lebens“ ihren Platz neben verblüffend einleuchtenden Sprüchen, auf die der Autor gekommen war, weil er die Wörter auf den Kopf stellte oder die Dinge umdrehte: „nichts ist/ ein Fenster/ ohne Haus“.