Einer muss auf jeden Fall dran glauben
Publiziert in 7 / 2016 - Erschienen am 24. Februar 2016
Was hat der Palabirnanger in Lichtenberg mit St. Prokulus und Kloster Marienberg gemeinsam? Er ist eine bekannte Vinschger Attraktion.
Prad - Was so ein Anger alles sein kann: erster und wahrscheinlich letzter Golfübungsplatz im Vinschgau, „eine Besonderheit mit hohem Entwicklungspotential“ für Umweltschützer und Heimatpfleger, ja, sogar „einer der letzten Birnbaum-Streuobstwiesen in Südtirol.“ Für den Prader Bürger Rudi Maurer ist der Anger mit seinen 10 Palabirnbäumen ein „kulturhistorisches Ensemble mit prägender Wirkung auf das Dorfbild“. Als Anrainer sieht Bernhard Tschenett Abstände, Vorkaufs- und Ersitzungsrechte in Gefahr, wenn die Baumaßnahmen durchgezogen würden. Zusammengefasst lautete der Vorwurf an die Gemeindeverwaltung: Das Ensemble werde durch den Bau der Feuerwehrhalle, der Wohnhäuser und die Verbauung des Lichtenberger Bachls zerstört. Soweit der Hintergrund für 4 schriftliche Einwände, die der Gemeinderat Prad in der Sitzung vom 16. Februar zu behandeln hatte. Die 17 anwesenden Räte folgten der Empfehlung des Ausschuss und lehnten alle Einwände einstimmig ab. In ihren Wortmeldungen bestanden die Räte Erich Saurer und Ralf Brenner aber darauf, die Position eines Privaten gegenüber einer öffentlichen Verwaltung zu beachten und die gesetzlichen Grenzabstände zu überprüfen. Als ausschlaggebendes Argument für die Ablehnung der Beschwerden wurde die Investition der Gemeinde für den Grunderwerb angeführt. „Wir können uns jetzt nicht zurückziehen. Über 420.000 Euro an öffentlichen Mitteln sind für den Grunderwerb bereits ausgegeben worden“, meinte Bürgermeister Karl Bernhart. Zudem sei die Zone seit 1971 als Bauland im Bauleitplan eingetragen. Bis 2011 sei der Plan viermal bestätigt worden, aber Einwände gegen die Verbauung hat es nie gegeben.“ Auf die Nachfrage von Rat Josef Gritsch, ob es denn sicher sei, dass Beiträge für die Feuerwehrhalle ausgeschüttet würden, musste Bürgermeister Bernhart zugeben, dass alles noch in Schwebe sei. Leicht genervt meinte er: „Wir haben uns den Hintern aufgerissen, den Anger zu erhalten und Wohnraum für Familien zu schaffen. Es sind viele Gespräche geführt und es ist viel Energie aufgewandt worden. Werden die Wohneinheiten gebaut, muss nur ein Baum gefällt werden. Sollte es zum Bau der Feuerwehrhalle kommen, wären weitere 2 Bäume betroffen.“ Anschließend wurde der Durchführungsplan für die Wohnbauzone „Palabirnanger“ in Lichtenberg mit zwei Enthaltungen genehmigt. 3 Tage nach der Genehmigung wurden der Redaktion weitere Informationen der Verbauungsgegner übermittelt. Zuvor - und für diese Ausgabe nicht verwendbar - hatten Bürgermeister und Ausschuss zu einer Pressekonferenz am 22. Februar eingeladen, um Fehlinformationen zu korrigieren. s
Günther Schöpf