„Er ist nicht einmal so schiech“
Sulden -
Viele, mittlerweile nicht mehr ganz junge Suldnerinnen und Suldner verbinden ihre Kindheitserinnerungen mit dem langjährigen Pfarrer Josef Hurton, der am 10. Oktober gestorben ist. Franz Angerer (Sulden/Kortsch) zum Beispiel weiß noch genau, wie Josef Hurton im Jahr 1960 mit seinem Motorrad, einer schwarzen BMW-Boxer-Maschine, in Sulden ankam, um sich bei den Obrigkeiten der Fraktion Sulden sowie bei einigen Familien vorzustellen. „Die Suldner, vor allem ältere Menschen, empfingen den bärtigen jungen Mann, der zwar deutsch, aber mit slawischem Einschlag sprach, mit gemischten Gefühlen“, erinnert er sich. „Das soll der neue Pfarrer sein? Mit so einem Bart und noch dazu auf einem Motorrad?“, hieß es. Ein Motorrad habe damals höchstens der Briefträger Eduard gefahren, der die Post bei Wind und Wetter oder tiefem Schnee von Prad nach Sulden brachte, oder der Techniker der Telefongesellschaft Telve. Hurton trat aber seinen Dienst an und die Gemüter im Dorf mit seinen damals knapp 200 Einwohnern beruhigten sich. „Für uns Jungs war natürlich ein Ortspfarrer mit einem schweren Motorrad extrem interessant, wir kannten bis dato höchstens die Vespa“, erinnert sich Angerer. Für ihn hat sich ein Traum erfüllt: Er durfte einmal auf dem Motorrad des Pfarrers von Meran nach Sulden fahren. – Viele Suldner und Suldnerinnen danken dem ehemaligen Pfarrer für alles, was er für den Ort, seine Bewohner und seine vielen Besucher und Gäste zeitlebens getan hat.
Ein Brief aus dem Jahr 1970 an die Pfarrgemeinde
Wie Josef Hurton seine ersten 10 Jahre in Sulden erlebt hat, geht aus einem Brief hervor, datiert mit 10. August 1970, den Hurton an die Pfarrgemeinde gerichtet hat. Wie Hurton u.a. schrieb, habe er seinem damaligen Vorgesetzten, Kardinal Tisserant, Anfang 1960 gesagt, „daß ich die Pfarrei gerne übernehmen würde, obwohl ich sie nie gesehen habe.“ Allerdings sei er im April 1960 für einen Besuch nach Sulden gekommen. Hurton: „Damals hatte ich noch einen Bart. Als mich eine Hotelierin bei der Kirche stehen sah, sagte sie: ‚Der ist schiech (häßlich), den wollen wir nicht.“ Als Hurton am 1. August in Sulden ankam, hatte er den Bart nicht mehr. Da hätten einige gesagt: „Er ist nicht einmal so schiech.“ So habe seine Karriere in Sulden begonnen. Rückblickend auf die ersten 10 Jahre hielt Hurton fest: „Mit der Zeit haben wir alle verstanden, daß wir füreinander da sind, wie echte Brüder das zu tun pflegen. Heute danke ich Gott, daß er mich zu Euch geschickt hat.“ Zur Zukunft meinte er im Jahr 1970: „Eines ist sicher: die Suldner brauchen jederzeit einen Pfarrer, der IHR Pfarrer ist. Und der Suldner Pfarrer kann seinerseits auf SEINE Leute stolz sein.“