Am Podium (v.l.): Dietmar Pattis, Arno Kompatscher, Herbert Dorfmann, Volker Müller und Wolfgang Reisigl

Europa ist inzwischen zu selbstverständlich

Publiziert in 17 / 2014 - Erschienen am 7. Mai 2014
Das bisher erfolgreichste Friedensprojekt Europa ist nicht nur ein prosperierender Binnenmarkt, sondern auch eine Perspektive für Südtirol Naturns - Während ein pünkt­licher Landeshauptmann sich die Zeit mit Tablet-Lektüre vertrieb, nahmen Besucher und Teilnehmer an der Podiumsdiskussion nur zögernd ihre Plätze im Bürger- und Rathaus-Saal ein. EU-Kandidat Herbert Dorfmann, LH Arno ­Kompatscher, der Sportlehrer und Trainer ­Volker Müller und der Wirtschafter ­Wolfgang Reisigl sollten sich über Südtirols Perspektiven, über Vorteile für Bürgerinnen und Bürger und über Möglichkeiten der Krisenbewältigung in einem vereinten Europa unterhalten. Die Bezirksobmänner Karl Zeller, Burggrafenamt, und Albrecht Plangger, Vinschgau, hatten die Moderation Dorfmanns ehemaligem Assistenten, Dietmar Pattis, anvertraut. Ein kurzer Film sollte emotional einstimmen. Kandidat Dorfmann blickte auf die vergangenen fünf Jahre in Schlagworten zurück, kündigte mehr Geld für die Berglandwirtschaft an und war sich bewusst, dass erklärt werden müsse, warum „weniger Grenzen mehr Chancen“ bedeuten. Es kam die Rede auf nationale Versäumnisse, wofür der EU zu oft die Schuld in die Schuhe geschoben werde. Inzwischen wachse in Südtirol eine Generation heran, die sich durch Deutsch, Italienisch und Englisch sprachbarrierenfrei in Europa bewegen könne. Der Frage, ob weniger Staat und mehr Europa die Abtrennung von Italien bedeute, stellte Dorfmann die Europaregion Tirol als realistische Perspektive Südtirols gegenüber. Landeshauptmann Kompatscher wurde als gewichtiger Förderer eines gemeinsamen Vertreters für „Welsch“-, Süd- und Nordtirol im EU-Parlament genannt. „Dorfmann ist in Tirol und im Trentino sehr angesehen, nicht nur als Vertreter der Landwirtschaft“, begründete der Landeshauptmann seine Linie. Der Meraner Neustart des ehemaligen DDR-Bürgers Müller und die vom Maico-Geschäftsführer Reisigl erwähnten Vorteile des „grenzenlosen Wirtschaftens“ wurden als positive Beispiele registriert. Reisigls Zweifel, dass Politik Krisen bewältigen und Wirtschaft regeln könne, wurden in der Diskussion nicht weiter aufgegriffen und vertieft. Ergänzungen und Hinweise aus dem Publikum wurden eher fragmentarisch beantwortet. So wurde festgestellt, dass die Bürger zu wenig informiert seien und Europa zu selbstverständlich geworden sei. Auch nach Dorfmanns Haltung zur Türkei und zur Ukraine wurde gefragt. Das Thema Zuwanderung wurde angeschnitten. Ob eine gemeinsame Steuerpolitik in Aussicht stehe. Wie man den Versuchen oberitalienischer Bauern entgegentreten könne, mit dem Pachten von Südtiroler Almen in den Genuss von EU-Förderungen zu kommen. Gegen die immer größere werdende Schere zwischen Arm und Reich führte Kompatscher als alleiniges Mittel die Chancengleichheit im Bildungsbereich ins Feld. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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