„Extreme Positionen sind in“
Spondinig - Zusätzlich zur Gedenkfeier beim Kirchlein „Maria Schmelz“ in Hintermartell (siehe der Vinschger Nr. 38/2017) wurde am Seelensonntag auch auf dem Soldatenfriedhof in Spondinig der Gefallenen und Opfer der zwei Weltkriege gedacht. „Dass wir in Europa seit 70 Jahren Frieden haben, ist eine Errungenschaft vieler Genera-
tionen. Friede entsteht, wenn wir bereit sind zum Versöhnen, im Großen und im Kleinen“, sagte Pfarrer Paul Schwienbacher. Weil es regnete, wurde anstatt eines Gedenkgottesdienstes nur eine Andacht gehalten. „Dieser Tag des Gedenkens soll auch dazu dienen, die Zeit, in der wir leben, selbst zu bewerten. Wir können uns glücklich schätzen, in einem Europa leben zu dürfen, wo Frieden und relativer Wohlstand die tragenden Elemente darstellen“, sagte der Bezirkspräsident und Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner in seiner Gedenkrede. In einer Zeit wie der heutigen, „wo jeder für sich sein eigenes Dasein entwickelt, wo jeder unabhängig und autonom sein will, wo jeder möglichst selbstständig und ohne fremde Hilfe auskommen will“, sei Gemeinsames und Verbindendes fast Mangelware geworden. „Abgrenzungen und extreme Positionen sind in, sind trendig. Man wird dadurch wahrgenommen, es wird medial darüber berichtet. Nachahmer, Trittbrettfahrer mit fundamentalistischer Ausrichtung sind schnell gefunden“, mahnte Tappeiner. Das Gleichgewicht gerate so aus dem Lot, „und wenn man einmal ins Wanken gerät, ist das Hinfallen nicht mehr weit.“ Es gelte daher, aufeinander zuzugehen und das gegenseitige Vertrauen wieder zu stärken. Feindschaften hätten die Welt noch nie zum Guten geführt. Tappeiner: „Begegnen wir uns auf Augenhöhe, dann wird der schmale Grat, den es zu gehen gilt, auch begehbar. Und der Friede wird haltbar.“ Engelbert Agethle dankte im Namen des Vinschger Kameraden Verbandes allen, die zum Gelingen der Gedenkfeier beigetragen haben: dem Pfarrer Paul Schwienbacher, der Ehrenformation der Schützenkompanie Laas und allen weiteren teilnehmenden Schützen und Marktenderinnen, der Musikkapelle Laas, den Fahnenabordnungen, den politischen Vertretern der Gemeinden Laas, Schluderns und Prad sowie dem Friedhofswart Adalbert Tschenett. Einen besonderen Dank zollte er auch dem 95-jährigen Leonhard Netzer vom Kameradschaftsbund Stallehr, Bings und Radin, der eigens aus Vorarlberg angereist war, um an der Gedenkfeier teilzunehmen und die Verbindungen mit den Freunden aus dem Vinschgau zu vertiefen. Den Abschluss bildeten die Niederlegung zweier Kränze sowie das Absingen des Andreas-Hofer-Liedes.
