Fallen sollte nur einer, …
… geschlägert wurden zusätzliche vier.
Schlanders - Zwischen dem, was Fakt ist, und dem, was öffentlich oder in sozialen Netzwerken verbreitet wird, klaffen nicht selten Welten. Ein Beispiel dafür ist die Schlägerung hochstämmiger Bäume im gemeindeeigenen Kasernen-Areal am 6. März. Die Grünen im Landtag sprachen am Tag danach von einer erneuten „Hauruckaktion“ auf dem Kasernenareal. Weder das Landesdenkmalamt noch das Team von BASIS seien rechtzeitig in Kenntnis gesetzt worden. Laut dem Bürgermeister Dieter Pinggera seien die Aussagen der Grünen vom ersten bis zum letzten Satz falsch. Er ärgere sich mittelweile schon gar nicht mehr über Aussendungen dieser Art oder über bestimmte Kommentare in sozialen Medien. Fakt sei, dass sich die Gemeindeverwaltung schon seit geraumer Zeit um eine zweite, LKW-taugliche Zufahrt zum ca. 4 Hektar großen Areal bemühe. Auch das Land habe im Hinblick auf die geplante Errichtung der Tiefbauhalle für die Landesberufsschule darum angefragt. Außerdem brauche es die Zufahrt auch für eine Firma, die Grundflächen des Areals gepachtet hat und sich unter den derzeitigen Bedingungen (gesperrte Zufahrt an der Bahnhofstraße) kaum bewegen könne. Im Jänner 2023 habe das Denkmalamt „eingelenkt“ und grünes Licht für die Verbreiterung der Nord-Zufahrt bzw. Schlägerung und Zurückschneiden zweier Bäume signalisiert. Ein Techniker habe Skizzen entworfen, die dem Denkmalamt übermittelt wurden. Vor über eineinhalb Monaten habe das Amt dem Techniker über E-Mail die informelle Zusage, verbunden mit bestimmten Auflagen, erteilt. Aufbauend darauf habe der Gemeindeausschuss beschlossen, die Arbeiten für die Verbreiterung der Zufahrt sowie für die Schlägerung dieser Bäume in Auftrag zu geben.
Missverständnis
Aufgrund eines Missverständnisses des angeschriebenen Technikers habe man erst am 6. März beim Denkmalamt den formellen Antrag gestellt. Ein viel wesentlicherer Fakt sei aber, dass nicht nur der Nadelbaum gefällt wurde, wie vom Denkmalamt „abgesegnet“ und vom Gemeindeausschuss beschlossen, sondern weitere vier, und zwar auf Geheiß des gesetzlichen Verwahrers des Areals, Georg Sagmeister, im Zuge der Ausführung der Arbeiten. Sagmeister habe diese Entscheidung eigenverantwortlich getroffen, weil das Fällen und Zurückschneiden von nur zwei Bäumen nach seinem Ermessen nicht ausgereicht hätte, um die Zufahrt für LKW’s zu ermöglichen. Pinggera: „Ich habe mir zusammen mit Sagmeister ein Bild vor Ort gemacht und es gab auch eine intensive Diskussion im Gemeindeausschuss.“ Er und sein Ausschuss hätten gesetzeskonform und in Abstimmung mit dem Denkmalamt gehandelt. In diesem Sinn verurteilt er auch die Aussagen der Grünen - und nicht nur dieser - wonach in Schlanders „ohne ersichtlichen Grund Bäume geschlägert werden“ oder wonach die „Aktion an den Abriss der Kaserne im Oktober 2022 erinnert.“
„Widerrechtliche Maßnahme“
Die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre wertet die Schlägerung der alten, gesunden und schönen Bäume ganz klar als widerrechtliche Maßnahme. Im Jänner habe es zwar eine grundsätzliche Zustimmung für das Fällen eines Baumes gegeben, jedoch mit dem Hinweis, dass noch vor dem Eingriff ein Antrag auf Ermächtigung einzuholen sei. Dalla Torre: „Einen Antrag gab es nicht.“ Am Vormittag des 6. März, „als man mir Bilder der geschlägerten Bäume schickte“, sei sie vom Bürgermeister angerufen worden. Der formelle Antrag sei erst am Nachmittag eingegangen. Abgesehen von der Frage, wer die Verantwortung für das Fällen der Bäume zu tragen hat, „handelte es sich um eine Maßnahme, der ich so nie zugestimmt hätte.“ Es sei schade, dass es nach der Vorgeschichte vom Oktober nun zu diesem neuerlichen Vorfall gekommen sei. Dalla Torre: „Die Bäume sind zusammen mit den Gebäuderiegeln, den Mauern und freien Flächen wesentlicher Bestandteil des Areals.“ Ob dieses unter Denkmalschutz gestellt wird oder nicht, entscheidet die Landesregierung voraussichtlich im April.
