Fassade restauriert, Dach neu eingedeckt
Auch an die Fledermäuse wurde bei den Restaurierungsarbeiten an der Pfarrkirche in Schluderns gedacht.
Schluderns - Vom September 2023 bis vor Kurzem wurden an der Pfarrkirche zur Heiligen Katharina in Schluderns umfassende Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt. Der Zahn der Zeit hatte vor allem an der Fassade des Gotteshauses und am Kirchendach genagt. „Es war höchst an der Zeit, diese Arbeiten anzugehen, denn es war in den vergangenen Jahren mehrfach zu kleineren Wassereinbrüchen gekommen“, stimmten Bürgermeister Heiko Hauser und Pfarrer Werner Mair kürzlich bei einer Begutachtung der durchgeführten Arbeiten überein. Auch Ziegel drohten vom Dach zu fallen. Das ist nicht verwunderlich, denn die alten Dachziegel stammten aus dem fernen Jahr 1906. Seit Kurzem erstrahlt nicht nur die Kirchenfassade in neuem Glanz und in neuen Farben, sondern auch die gesamten Dachflächen wurden neu eingedeckt. Die mit der Erneuerung des Kirchendachs beauftragten Firmen (Zimmerei Folie Alfred aus Mals sowie Parth Ernst GmbH/Dachdeckermeister und Parth Manuel/Spengler, beide aus Tscherms) sowie die Malerfirma Steck Andreas & Co. OHG aus Mals (Restaurierung der Fassade) haben die Arbeiten laut dem Bürgermeister und Pfarrer zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde und der Pfarre ausgeführt. Die Gesamtkosten der Arbeiten beliefen sich auf rund 400.000 Euro. Den Großteil der Ausgaben stemmt die Gemeinde mit Eigenmitteln. Das Landesdenkmalamt steuerte fast 100.000 Euro bei. Hinzu kommen Spenden der Raiffeisenkasse Prad-Taufers und der Stiftung Südtiroler Sparkasse sowie ein Beitrag der Pfarrei Schluderns und Spenden aus der Bevölkerung.
Einfluglöcher und beheizte Brutnischen für die Fledermäuse
Dass sich auch das Landesamt für Natur mit einem finanziellen Beitrag beteiligt hat, liegt an den besonderen Gästen, die schon seit vielen Jahren ihr Sommerquartier im Dachboden der Kirche beziehen. Es handelt sich um Große Hufeisennasen. Diese Fledermausart gibt es landesweit nur an zwei Orten. Eine kleinere Kolonie ist in Kiens im Pustertal beheimatet und die größere mit rund 100 Exemplaren in Schluderns. Leicht identifizierbar ist die Große Hufeisennase durch ihre Größe und die Ausbildung des Nasenaufsatzes auf dem Kopf. Die Tiere brauchen wärmere Gebiete mit lockerem Bewuchs und stehenden oder fließenden Gewässern. Beliebte Sommerquartiere sind warme und zugluftfreie Dachböden, Kirchtürme, Ruinen und Höhlen. Von Anfang Oktober bis Ende April werden frostsichere, zugluftfreie und ausreichend feuchte Bergwerksstollen, Felshöhlen und unterirdische Gewölbe als Winterquartier bezogen. Die Schludernser Fledermäuse verbringen den Winterschlaf in Bunkern der Umgebung. Die Paarung erfolgt bei Großen Hufeisennasen im Frühjahr und im Herbst. Hierzu schwärmen die Weibchen aus und suchen die Kolonien der Männchen auf. Um den Fortbestand der Fledermäuse im Dachboden der Schludernser Pfarrkirche zu sichern und ihnen ein geeignetes Ambiente zu bieten, wurden an zwei Stellen des Kirchendachs eigene Einfluglöcher errichtet und unter dem Dachgebälk zwei beheizbare Brutnester angebracht, die als Wochenstuben dienen, wo die Weibchen die Jungen zur Welt bringen und aufziehen. „Wir hoffen, dass sich die Tiere in ihrer neuen ‚Heimstätte’ wohlfühlen und uns treu bleiben,“ sagte Heiko Hauser. Die speziellen Einfluglöcher haben vor allem den Zweck, den Einflug von Tauben zu verhindern und die Fledermäuse so vor einer Verdrängung seitens der Tauben zu schützen. Detail am Rande: Die Große Hufeisennase gilt europaweit als streng zu schützende Art.
Von Münzen bis Preisen
Als Erinnerung an die Restaurierungsarbeiten wurde ein kleiner Eisenbehälter auf dem Dach hinterlegt. Neben verschiedenen Münzen (Cent und Euro) wurden für spätere Generationen auch aktuelle Preisstandards (22. Jänner 2024) sowie besondere Weltereignisse festgehalten, zum Beispiel: „1 Liter Milch kostet 1,65 Euro“, „1 kg Weißbrot kostet 6,21 Euro“; „Weltweite Pandemie ‚Corona’ ab März 2020 bis Frühjahr 2022“, „Seit 24. Februar 2022 bis heute Krieg zwischen Russland und Ukraine“, „Weltweite Klimakrise“. Die marode Friedhofsmauer, die Arkadengräber beim alten Friedhof sowie das Kriegerdenkmal sind schon vor einigen Jahren restauriert bzw. saniert worden. In nächster Zukunft steht laut dem Bürgermeister die Errichtung von 120 Urnengräbern an. Die Figuren der 4 Katakombenheiligen (Hl. Theodorius, Hl. Benedictus, Hl. Victorius und Hl. Fidelis) sind erst kürzlich zur Restaurierung freigegeben worden.
Katakombenheilige werden restauriert
Die Ganzkörperreliquien, bekleidet mit einer festlichen Gewandung, müssen u.a. von einer dicken Staubschicht befreit werden. Auch die Stoffe sind beschädigt. Das Projekt „Erhaltung, Erforschung und Aufwertung der 4 Katakombenheiligen“ sieht Ausgaben von ca. 204.000 Euro vor. 80 Prozent davon werden mit Geldmitteln aus dem LEADER-Programm bestritten. Den Rest trägt die Gemeinde als Projektträgerin.