Im Bild (v.l.): Peter Trafoier, Gabriele Morandell, David Bertoldin und Waltraud Klotz
Das Interesse am Thema „Feuerbestattung“ war groß.

Feuerbestattung immer mehr im Trend

Gut besuchter Info-Abend in Schluderns. Errichtung von Urnengräbern ist geplant.

Publiziert in 22 / 2022 - Erschienen am 6. Dezember 2022

Schluderns - Die Zahl der Feuerbestattungen ist landesweit im Steigen begriffen, speziell seit dem Auftreten der Corona-Pandemie. Auch in Schluderns wird seit 2020 über die Hälfte der Verstorbenen eingeäschert. Angesichts der Tatsache, dass es zum Thema Feuerbestattung noch immer offene Fragen gibt und dass im gemeindeeigenen Friedhof in Schluderns aus Platzgründen dringend Urnengräber errichtet werden müssen, hat das Team der Bibliothek Schluderns am 24. November in Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat, der Gemeinde und dem Bildungsausschuss zu einem Informationsabend eingeladen. Als Gäste am Podium konnte die Bibliotheksratsvorsitzende Waltraud Klotz die Volksanwältin Gabriele Morandell, den Geschäftsführer des Schludernser Bestattungsdienstes Angelus, David Bertoldin, und den Vizebürgermeister Peter Trafoier begrüßen, der für den Friedhof zuständig ist. Die Volksanwältin informierte das zahlreich erschienene Publikum einleitend über die gesetzlichen Bestimmungen und Vorgaben im Zusammenhang mit der Feuerbestattung. Der Wille zur Feuerbestattung kann und sollte beim Standesamt hinterlegt werden. Liegt keine schriftliche Willensäußerung vor, kann die Feuerbestattung von den nächsten Verwandten beantragt werden, wobei allerdings die Mehrheit einverstanden sein muss. Verstreut werden kann die Asche nur dann, wenn eine ausdrückliche Willenserklärung der verstorbenen Person vorliegt. Verstreut werden kann die Asche am Friedhof, auf Bergen, in Flüssen oder auf Privatgrundstücken, sofern deren Eigentümer einverstanden sind. Urnen können in eigenen Nischen im Friedhof, an Wänden, in Urnenfeldgräbern oder Feldgräbern aufbewahrt werden. „Man kann die Urne mit der Asche auch mit nach Hause nehmen und wird so zum Verwahrer der Asche“, so die Volksanwältin. Die Übergabe der Asche für die Aufbewahrung wird protokolliert. „Es besteht auch die Möglichkeit, die Urne nach einer bestimmten Zeit zum Friedhof zu bringen.“ 

Vieles spricht für Feuerbestattung

Laut Gabriele Morandell gibt es mehrere Gründe, die für eine Einäscherung sprechen: weniger Kosten für Friedhof und Pflege, weniger Platz und unterschiedliche Bestattungsmöglichkeiten. So kann zum Beispiel eine Urne auch auf einem konzessionierten Feldgrab Platz finden, „ohne dass man die 15-Jahre-Frist abwarten muss.“ David Bertoldin informierte über die Leitgedanken und Grundsätze des Bestattungsdienstes Angelus: „Es sind die Angehörigen, die das Tempo bestimmen. Wir möchten die Angehörigen überall dort miteinbeziehen, wo sie es auch wollen.“ Großer Wert werde auf den individuellen Abschied gelegt. Der Wunsch nach einer bestimmten Bestattungsart sollte in Form einer Willenserklärung dokumentiert sein. Falls diese fehlt, entscheiden die Angehörigen. Bezüglich der Kosten sagte Bertoldin, dass diese im Vergleich zur Erdbestattung im Durschnitt höher sind (zwei Fahrten nach Bozen, Einäscherung mit Sarg im Krematorium, Urne usw.). Einen Vorteil der Feuerbestattung sieht Bertoldin darin, dass die Frist zwischen Einäscherung und Beisetzung länger ist und dass den Angehörigen somit mehr Zeit bleibt, einen besonderen Abschied zu planen. Außerdem würden Hinterbliebene nicht mit der Grabpflege belastet. Alleinstehende hätten ohnehin niemanden für die Grabpflege. Mit der Feuerbestattung könne außerdem dem Platzmangel entgegengewirkt werden, den es in vielen Friedhöfe gibt. Einen Platzmangel gibt es laut Peter Trafoier auch im Friedhof in Schluderns. Zudem brauche es eine würdigere Ruhestätte für die Aufbewahrung bzw. Unterbringung der Urnen. Im Vorjahr wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt. Heuer im Sommer hat diese Gruppe 8 Friedhöfe im Vinschgau besucht und dabei vor allem die Urnenwände und Urnennischen besichtigt.

Urnenwände in Planung

„Nun ist Architekt Jürgen
Wallnöfer dabei, eine Machbarkeitsstudie für unseren Friedhof zu erarbeiten“, sagte Peter
Trafoier. Die Zeit dränge und die Gemeindeverwaltung werde sich bemühen, bis Ende 2023 bzw. Anfang 2024 Urnenwände zu errichten. Wie Peter Trafoier kann sich auch Bürgermeister Heiko Hauser vorstellen, dass die Gemeinde die Feuerbestattung in Zukunft auch finanziell unterstützt. Die Konzessionsgebühr für Urnengräber (25 Jahre) wurde bereits von 70 auf 50 Euro gesenkt. Die Gebühren für Einzel- und Familiengräber sind hingegen gestiegen. Wie Pfarrer Werner Mair im Zuge der Diskussion erklärte, toleriere die Kirche beide Formen der Bestattung. Skeptisch stünde sie der Verstreuung der Asche gegenüber. Mair sprach sich für einen pietätvollen Umgang mit den Urnen aus. Zu den Fragen aus dem Publikum gehörte auch jene, ob es möglich sei, die Asche einer verstorbenen Person zu „teilen“ und in zwei verschiedenen Orten bzw. Ländern aufzubewahren. Laut der Volksanwältin ist eine solche „Aufteilung“ nicht möglich. Bedankt hat sich Waltraud Klotz abschließend auch dafür, dass alle Gäste am Podium auf ein Honorar verzichtet hatten.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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