Feuerwasser
Publiziert in 25 / 2004 - Erschienen am 30. Juni 2004
Was hat der Gletscher und der Wasserfall mit dem Schnaps zu tun? Ein paar Gläschen Schnaps und alles wird durchsichtig wie ein „Klarer“. “Schnaps“ kommt vom niederdeutschen Wort „schnappen“ im Sinne von „ein Maul voll nehmen“.
„Feuerwasser“ nennen die Indianer den Whisky, den Branntwein aus Getreide oder Mais; sie haben ihn im Übermaß genossen. Diese Gottesgabe wurde ihnen häufig zum Verhängnis.
Wir wollen unsere Feuerwasser maßvoll genießen, so etwa nach dem Ersteigen eines Gipfels. Völlig erschöpft, wird uns ein Schluck aus der Schnapsflasche neue Kraft gegeben.
Gletscher, gebundenes Wasser, Eis, Schneeschmelze, alles wird frei, sammelt sich in Bächen, betreibt Mühlen, Elektrizitätswerke: Verwandlung von Wasser in Feuer: Unser Licht kommt heute aus dem Wasser, auch das Fernsehen.
Das kostbare Nass nährt Wiesen, Äcker und Obstanlagen, aus den Früchten destillieren wir edle „Brände“, aus Williams, aus Palabirn, Marillen oder auch aus Sträuchern: Kranewitt- und Vogelbeeren, Schlehen, Himbeeren. Klar und wertvoll, reiner Geist, Spiritus, Essenz...aber da lasse ich mich vom Josef Hell aufklären: Der „Brand“- wahrscheinlich ein Entlehnung aus dem englischen „brandy“ - wird aus vielen Früchten destilliert, ist also besonders kostbar; die Bezeichnung „Marillenschnaps“ müsste demnach durch „Marillenbrand“.ersetzt werden. Der übliche „Himbeergeist“ aber besteht aus reinem Alkohol, in dem Himbeeren angesetzt werden; nochmals „gebrannt“ bekommt er sein Aroma. Im “Branntwein“ steckt das „Brennen“. Der leichtere Alkohol entweicht über „Helm“ und „Geistrohr“ zum Kühlrohr; der abgekühlte Dampf ist bereits Schnaps.
“Alkohol“, ein arabisches Wort, bedeutet etwas ganz Feines, Flüchtiges...
Hans Wielander