Silvia Valentino, Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der SOVI Vinschgau

Fit fürs Leben

Publiziert in 40 / 2015 - Erschienen am 11. November 2015
10 Jahre Sozialgenossenschaft Vinschgau - SOVI. Ein Gespräch mit der Geschäftsführerin und pädagogischen Leiterin Silvia Valentino. Im Juni 2005 wurde die SOVI gegründet. Mit ihr zog die ­erste betreute sozialpädagogische Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche in den Vinschgau. Von der ersten Stunde an dabei ist Silvia Valentino. Ein Gespräch mit ihr über Aufgaben, Notbetten für Flüchtlinge und Zukunftsaussichten. der Vinschger: Welches sind die Aufgabengebiete der SOVI? Silvia Valentino: Unsere Auf­gabe ist es, Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren sozialpädagogisch zu begleiten, beraten und zu betreuen. So führen wir die Wohngemeinschaft für Minderjährige in Vetzan (11 bis 18 Jahre) und die Tagesgruppe für Kinder und Jugendliche in der Marconistraße in Schlanders (6 bis 15 Jahre). Letztes Jahr haben wir im ambulanten Bereich sozialpädagogische Begleitung für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten. Zusätzlich bieten wir Hausaufgabenbetreuung für Grund- und Mittelschüler in Mals sowie Sommerprojekte für alle Kinder an. Ein weiterer, kleiner Aufgabenbereich ist die Vermittlung der Interkulturellen Mediatoren, welche im Vinschgau eingesetzt werden. Ein Aufgabengebiet der SOVI ist die Führung der Wohngemeinschaft in Vetzan. Wie darf sich der Leser den Alltag dort vorstellen? Die Jugendlichen werden von den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaften an uns verwiesen und im Haus in Vetzan von qualifiziertem Personal (Sozialpädagogen) ganzjährig in einem „familiären“ Ambiente begleitet. Derzeit leben sieben Jugendliche in Vetzan. Die Jugendlichen leben und wohnen dort, d. h. sie gehen zur Schule und verbringen den Nachmittag mit Hausaufgaben und Freizeitgestaltung. Je nach Situation bleiben sie auch am Wochenende und an Feiertagen in der WG. Der 9. Schlafplatz, ein Notplatz, wurde letzthin öfters an nicht begleitete, minderjährige Flüchtlinge vergeben. Welches ist das Ziel Ihrer doch sehr zeitintensiven Arbeit? Uns geht es darum, mit den Jugendlichen eine stabile und vertrauensvolle Verbindung aufzubauen und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Das Hauptaugenmerk in der Arbeit in der WG liegt in der Stärkung der sozialen Kompetenzen und in der lebenspraktischen Unterstützung bis hin zur Begleitung in die Selbständigkeit. Die Familie bzw. die Eltern werden in diesen sozialpädagogischen Prozess eingebunden. So führen wir regelmäßig Gespräche mit ihnen, da die Rückkehr in die Familie ein vordergründiges Ziel ist. Wie wird in der Tagesgruppe in der Marconistraße gearbeitet? In der Tagesgruppe geht es um einen klar strukturierten Tages­ablauf, d. h. die Kinder und Jugendlichen werden zwischen 12 und 18 Uhr viermal die Woche von uns begleitet. In der täglichen Arbeit werden soziale Kompetenzen vermittelt und Unterstützung im schulischen Bereich und in der Freizeitgestaltung angeboten. Auch dort wird der Kontakt und Austausch mit den Eltern gesucht. Wie sehen Sie die künftige Ent­wicklung im Bereich Sozialpädagogik für Kinder und Jugend in Südtirol? Ich beobachte, dass es immer mehr Bedarf an Unterstützung gibt, die Bedürfnisse der Jugendlichen haben sich verändert und verlangen vermehrt Ein­fühlungsvermögen. Zukünftig liegt der Fokus immer mehr in der Prävention und der ambulanten sozialpädagogischen Begleitung, sowie der Unterstützung der ­Eltern. Deutlich spürbar ist, dass die finanziellen Mittel knapper werden. In die sozialpädagogische Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu investieren, ist aber gut investiertes Geld und hilft, künftige Probleme zu vermeiden. Ideen für weitere Projekte gäbe es viele, so z. B. beim Einstieg in die Arbeitswelt für Jugend­liche, betreutes Wohnen oder im Migrationsbereich. Interview: Andrea Kuntner
Andrea Kuntner
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