Fließgewässer aufwerten: am Beispiel Rambach

Publiziert in 11 / 2022 - Erschienen am 14. Juni 2022

Müstair - Die Renaturierung von Fließgewässern ist die Wiederherstellung von naturnahen Bächen, Flüssen und Seen mit ihren charakteristischen Tier- und Pflanzenarten. Neben der Biodiversität profitieren auch die Naherholung und der Hochwasserschutz. Fließgewässer können nur wieder naturnäher werden, wenn ausreichend Raum in den Schutz der Gewässer miteinbezogen wird. Ein gelungenes Beispiel einer Renaturierung findet sich am Rambach auf Schweizer Seite. Die Umweltschutzgruppe Vinschgau hat am 21. Mai zu einer Exkursion unter fachkundiger Führung von Pio Pitsch zum Rambach eingeladen. Bis in die 1960er Jahre wurde die Rom-Ebene im Münstertal bei Hochwasser regelmäßig überflutet. Als Folge des steigenden Siedlungs- und Nutzungsdruckes nahm in der Bevölkerung der Wunsch zu, sich vor dem Rom zu schützen. Man beschloss, den Fluss teilweise zu begradigen und die Ufer mit umfangreichen Maßnahmen zu sichern. Anfang der 1970er Jahre war der Rom vollständig kanalisiert. Das verhinderte zwar Überschwemmungen, zog aber erhebliche Unterhaltskosten nach sich. Außerdem war der Rom in diesem knapp 3 km langen Teilstück ökologisch sehr beeinträchtigt. Pio Pitsch erläutere den Teilnehmern der Exkursion das durchgeführte Revitalisierungsprojekt. 1994 hatte man sich auf eine nachhaltige Lösung geeinigt. So wurden bis 2003 sechs Gerinne-Aufweitungen mit einer Gesamtlänge von über 1 km realisiert. Das gesamte landschaftliche Erscheinungsbild wurde dadurch deutlich aufgewertet. Die naturnahen Ufersicherungen, die flachen Böschungen, die teilweise verzweigten Flussläufe mit ihrer Vielfalt sowie die gelungene Integration des Spielplatzes in die neue Flusslandschaft lassen auch den Menschen den Fluss wieder als solchen erleben.
Um mehr Raum für den Fluss zu schaffen, wurde das umliegende Landwirtschaftsland auf einer Breite von bis zu 30 Metern auf die Höhe der Bachsohle abgesenkt, in einigen Bereichen sogar bis aus 45 Meter. Dort wurden auch wertvolle stehende Gewässerbereiche geschaffen. Mit dem neuen, 30 bis 45 Meter breiten Gewässerkorridor bekam der Rom ausreichend Freiraum für die Eigengestaltung. Die großzügige Flussraumaufweitung erlaubte, auf teure und ökologisch unerwünschte Uferschutzmaßnahmen weitgehend zu verzichten. So werden jährlich 50.000 Schweizer Franken gespart. Die Pflanzenbesiedlung innerhalb des Flussraumes wurde der natürlichen Entwicklung überlassen. Als weiteres Strukturelement im neuen Flussbett diente altes Totholz. Es bietet Schutz und Lebensraum für Fische, Insekten und Wasservögel. Ziel für die nächsten Jahre ist die Aufweitung und Renaturierung des gesamten Abschnittes zwischen St. Maria und der Grenze. Die Umweltschutzgruppe begrüßt es, „wenn demnächst auch am Rambach in Glurns Renaturierungsarbeiten ausgeführt werden. Die bereits realisierten Ausgleichsmaßnahmen für das Wasserkraftwerk stellen nämlich keinen ökologischen Mehrwert dar.“

Redaktion

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