Fortbildung für Lawinenhunde
Publiziert in 12 / 2002 - Erschienen am 20. Juni 2002
Die Pfnatschalm oberhalb Reinswald/Sarntal war Anfang Juni Austragungsort des jährlich stattfindenden Lawinensuchhunde-Sommerkurses . Der Bergrettungsdienst A.V. Südtirol Lawinensuchhunde, Organisator der simulierten Rettungsübungen, hatte neben den BRD-Hundeführern aus ganz Südtirol auch jene des CAI, der Carabinieri, der Finanz- und Staatspolizei eingeladen. Ziel der Aktion war es, die Oberflächensuche für den Ernstfall möglichst realistisch zu proben, neue Methoden und Erkenntnisse im Gebiet der Stöber- und Fährtensuche aufzuzeigen und auch die Zusammenarbeit zwischen BRD und anderen Hilfs- und Rettungsorganisationen zu optimieren.
Hans Berger, Landesleiter der Lawinensuchhundeführer im Bergrettungsdienst A.V. Südtirol war mit dem Ergebnis sehr zufrieden und sprach den über dreißig Teilnehmern seinen großen Dank für ihren intensiven und sehr zeitaufwändigen Einsatz während des ganzen Jahres, aus.
„Der Vinschger“: Was wurde während der zwei Tage auf der Pfnatschalm geprobt?
Hans Berger: Im Rahmen des Sommerkurses der BRD-Lawinensuchhunde wurde die Oberflächensuche nach vermissten Personen geübt. Während wir beim Winter-Kurs die Lawinen-Verschütteten-Suche durchnehmen, konzentrieren wir uns in der warmen Jahreszeit auf das Auffinden abgängiger Personen. Durch Stöbern und Fährten wittert der Hund den Vermissten und nach erfolgreicher Suche zeigt er dies dem Hundeführer durch das typische Verbellen an.
Was genau versteht man unter Stöbern und Fährten?
Beim Fährten verfolgt der Hund die aufgenommene Spur mit der Nase dicht am Boden. Das Stöbern zeichnet sich durch die Suche mit erhobenem Kopf, also mit der Nase in der Luft aus. Durch abwechselndes Stöbern und Fährten nimmt der Suchhund die Witterung auf und kann somit die vermisste Person orten und auffinden. Vielleicht sollte man hinzufügen, dass die Nase des Hundes, sprich sein Riechfeld 150 bis 170 Quadratzentimeter beträgt. Im Vergleich dazu verfügt die menschliche Nase lediglich über 5 Quadratzentimer. Dies macht die Unterstützung des Suchhundes im Katastropheneinsatz, etwa bei der Lawinen- oder Trümmersuche oder auch beim Auffinden vermisster Personen so wertvoll.
Wie bringt man einen Hund dazu, dass er die Suche nach einer vermissten Person aufnimmt?
Die Ausbildung eines Rettungshundes ist sehr zeitintensiv und erfordert einen immensen Einsatz des Hundeführers. Einfach geschildert, muss man den Hund dahin führen, dass er das Auffinden vermisster Personen, sei es unter Lawinen als auch bei der Oberflächensuche, mit einer Belohnung in Verbindung bringt. Das kann dann der Ball, ein Stück Wurst, das Lob sein. Jeder Hundeführer hat hier seine eigene Technik. Für den Hund jedenfalls muss all dies immer ein Spiel bleiben und er soll stets motiviert sein, voll Freude mitmachen und demnach sein Bestes geben. Und hier ist das Verhältnis zwischen Hund und Hundeführer von ausschlaggebender Wichtigkeit. Vertrauen, Zusammengehörigkeit, eine innige Bindung sind nur einige der entscheidenden Elemente des erfolgreichen Teams Hund – Mensch.
Wieviele Hundeführer gibt es bei den Lawinensuchhunden im Bergrettungsdienst A.V. Südtirol und wie schaut es mit dem Nachwuchs aus?
Wir verfügen derzeit über rund dreißig Hundeführer in ganz Südtirol. Diese sind in verschiedene Bezirke bzw. Talschaften aufgeteilt und treffen sich regelmäßig zum Training. Darüber hinaus absolviert jeder Hundeführer tagtäglich sein eigenes Übungspensum. Und auch für den Nachwuchs ist gesorgt. Derzeit befinden sich vier Junghunde samt Hundeführer in der Ausbildungsphase.
Idealismus, enormer Zeitaufwand, nicht selten auch schweißtreibende Arbeit...: dies nur einige der wichtigsten Elemente in der Tätigkeit des Hundeführers. Und doch, jegliche Müh und Plag sind vergessen, wenn es gelingt ein Menschenleben zu retten. Das ist noch immer die schönste Belohnung und die wichtigste Motivation weiterzumachen, sich einzusetzen, sein Bestes zu geben.