Fruchtethik
Publiziert in 31 / 2016 - Erschienen am 7. September 2016
Unsere Freiheit, Entscheidungen zu treffen, lassen wir uns ungern nehmen. Allerdings wird diese auf eine Probe gestellt, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Packung Äpfel mit dem Hinweis „Herkunftsland Neuseeland“ zu kaufen. Aus welchem Grund sollte man sich im Apfelparadies für Äpfel vom anderen Ende der Welt entscheiden? Allein der Transport um die halbe Erde kann doch ethisch kaum vertretbar sein, wenn der Blick aus dem Fenster sehr oft an Apfelbäumen endet. Manche Klimaexperten rechnen jedoch überraschenderweise vor, dass es für den CO2-Fußabdruck bei einem Transport per Schiff unter dem Strich nicht große Unterschiede gebe zwischen den neuseeländischen Äpfeln und den einheimischen, wenn diese monatelang in einer Lagerhalle unter großem Energieaufwand gekühlt werden müssen. Viel entscheidender sei es, wie wir zum Supermarkt gelangen. Es liegt an uns. Drei Kilometer Autofahrt und jeder heimische Vorteil ist in die Luft geblasen. Also hinauf aufs Rad oder hoch das Bein! Bei Früchten, die eingeflogen werden müssen, nutzt allerdings auch das Abstrampeln auf dem Rad nichts mehr. z
Christian Zelger