Engagierte Heimatpfleger: Der Vinschger Bezirksobmann Franz Fliri und Florian Trojer, Geschäftsführer des Landesverbands.

Für Natur, Umwelt und Heimat 

Vinschger Heimatpfleger wollen Lobbys trotzen.   

Publiziert in 6 / 2023 - Erschienen am 28. März 2023

SCHLANDERS - „In einem historischen Gebäude. Wo nach Stillstand wieder viel Bewegung reingekommen ist. Das ist ein guter Platz für diese Versammlung“, betonte Franz Fliri, der Bezirksobmann der Vinschger Heimatpfleger. Mit dem historischen Gebäude meinte er die Räumlichkeiten der BASIS Vinschgau in der Schlanderser Drusus-Kaserne. Dort, im Salotto, fand die Bezirksversammlung der Heimatpfleger statt. Und es gab dabei einiges zu sagen. „Wir blicken auf arbeitsreiche Jahre zurück“, wusste Fliri. Es sei nicht immer einfach. Es gebe einiges zu tun, gar viele Herausforderungen. Unter anderem müsse man sich gegen so manche Lobbys wehren. „Unser aller Ziel und Streben muss es sein, dem Vinschgau den Stellenwert in der Heimatpflege zu geben, der ihm zusteht; denn der Vinschgau ist in Südtirol und darüber hinaus nicht unbedeutend. Gar einiges an Baukultur, Natur- und Kulturlandschaft, Biodiversität ist noch vorhanden, dies gilt es zu schützen“, brachte es der Obmann auf den Punkt.
Und auch Landesverbandsobfrau Claudia Plaikner wurde in ihren überbrachten Grußworten deutlich: „Der Bezirk Vinschgau des Heimatpflegeverbands ist einer der aktivsten im ganzen Land, hat rührige Vereine und kümmert sich auf vielfältige Art und Weise um die Erhaltung unserer Kultur- und Naturlandschaft.“ Aufgrund einer starken Verkühlung konnte Plaikner nicht persönlich anwesend sein. Freilich, „die Herausforderungen werden nicht weniger“, unterstrich sie. Man stehe in einer Zeit der großen Umbrüche „und daher ist unser Beitrag zur Weiterentwicklung einer ökokompatiblen Umwelt und einer solidarischen Gesellschaft von großer Bedeutung“. Man müsse das Wort erheben, erheben „gegen die Maßlosigkeit, die dazu führt, dass unsere geliebte Heimat so oft unter die Räder der Gewinnmaximierung kommt.“ Dem Bezirk und Obmann Fliri sprach sie aufgrund der guten Arbeit einen Dank aus und wünschte viel Erfolg „und engagierte Menschen, die sich um unsere geliebte Heimat kümmern“. 

Kritik an Skiverbindung, Lob für „Doktorhaus“ 

Wie viel der Heimatpflegeverband im Vinschgau tut, wurde bei den einzelnen Berichten aus den Gemeinden deutlich. In Graun kritisiere man eine geplante Skiverbindung zwischen Schöneben und Nauders. „Es handelt sich um eine talquerende Verbindung, die für unsere Kulturlandschaft nicht gut ist. Es ist zu hoffen, dass sich die Landesregierung dagegen ausspricht“, erklärte Fliri. Solche Projekte seien in Zeiten wie diesen nicht sinnvoll. „Äußere Umstände wie der Klimawandel zeigen uns den Weg“, so Fliri. Was die Gemeinde Mals betrifft, solle das uralte Waal-Bewässerungssystem der Malser Haide unter Schutz gestellt bzw. Teil des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes werden. Die Eintragung in das gesamtstaatliche Register ist bereits erfolgt. Es gelte die kulturelle Bedeutung der Waale sichtbar zu machen, berichtete der Malser Heimatpfleger Roland Peer. Auch das Projekt „Heckenverbund“ wurde in Mals wiederbelebt. Dabei gehe es darum, die Heckenlandschaft zu pflegen und zu erneuern.
In Laas wurde das „Doktorhaus“ als lobenswertes Beispiel genannt. „Ein Abriss war angedacht. Dann bildete sich aber eine Arbeitsgruppe mit Bürgern, die sich dagegen wehrten, wir von den Heimatpflegern unterstützten sie“, betonte Fliri. Schlussendlich wurde das Haus mustergültig saniert und blieb erhalten. „Wir haben dazu beigetragen, dass es nicht niedergerissen wurde und kein 08/15-Neubau entstanden ist“, so der Bezirksobmann der Heimatpfleger. Lob gab es auch für die Gemeinde Latsch, wo der Schießstand saniert wird. Der „Kaiser Franz Josef Jubiläumsschießstand“ war 1908 errichtet worden. Nun soll hier der Latscher Heimatpflegeverein ein Archiv erhalten, wie der Latscher Heimatpfleger Thomas Pedross berichtete. Zudem bekommt die Schützenkompanie Platz im Schießstand. In Kastelbell bedauern die Heimatpfleger, dass der Unterwirt, das ehemalige Gasthaus Mondschein, abgerissen wird und ein Wohnblock entsteht.  
Auch in den weiteren Vinschger Gemeinden tat und tut sich in Sachen Heimatpflege einiges. In Glurns gelte es vor allem auch ein Auge auf das hohe Verkehrsaufkommen zu werfen, so der Glurnser Heimatpfleger Karl Sagmeister. In Schnals etwa sei die Heimatpflege Teil des Kulturvereins Schnals, dieser ist Mitglied des Südtiroler Heimatpflegevereines und setzt sich verstärkt für die Erhaltung gewachsenen Kulturgutes ein. Kritik gab es dort insbesondere am neu errichteten Sellawand-Steinbruch bei Karthaus, so Benjamin Santer vom Kulturverein. Der Steinbruch bringe große Belastungen mit sich. Was Schlanders betreffe, lobte Fliri nochmals die Drusus-Kaserne und die Arbeit von Hannes Götsch und seinem BASIS-Team. Götsch war es auch, der den Heimatpflegern einen kurzen Überblick gegeben hatte, was sich auf dem Kasernenareal tat und tut. 

Ortsvereine als „Anliegen“ 

Bezirksobmann Fliri lobte die Ortsvereine. „Diese sind uns ein Anliegen“. Derzeit seien im Vinschgau vier Ortsvereine tätig, in Mals, Glurns, Latsch und Schnals. Der Ortsverein in Prad ist derzeit stillgelegt. 35 Ortsvereine gibt es in ganz Südtirol. „Ab und zu gelingt es, einen neuen Ortsverein zu gründen, aber das ist sehr mühsam. Letzthin wurde in Branzoll ein Verein gegründet. Momentan werden die ehrenamtlich tätigen Vereine mit allen sehr aufwendigen Vorschriften stark belastet. Da fragen sich viele, ob sie sich das wohl antun sollen“, so Fliri. Bei den Vinschger Neuwahlen wurde der amtierende Vorstand mit Obmann Franz Fliri sowie Roland Peer und Roland Angerer wiedergewählt. 
Ein Aufruf ging derweil an den Tourismus. „Der Vinschgau wird mit seiner noch intakten Natur- und Kulturlandschaft, mit all den noch erhaltenen und bewirtschafteten Bergbauernhöfen, mit den schönen Almen, mit der einmalig dem Tale entsprechender Baukultur, mit all der noch vorhandenen Vielfalt an verschiedenen Anbauflächen, mit all den kleinbäuerlichen Denkmälern beworben. An dieser Stelle ergeht der Aufruf an die Touristiker durch die Werbungen mit all den schönen Landschaftsbildern, die ja fast weltweit verschickt werden, nicht nur auf ihre Häuser zu schauen, sondern auch das Haus Natur und Landschaft mehr zu schätzen und zu schützen“, mahnte Fliri. 

Herausforderung Klimakrise  

Florian Trojer, der Landesverbands-Geschäftsführer, bedankte sich bei den Vinschger Heimatpflegern und informierte über künftige „Herausforderungen“. Eine davon betreffe die Klimakrise, die weltweit per se wohl größte Herausforderung. „Fossile Brennstoffe müssen verschwinden. Das ist uns allen klar. Das verändert aber auch unsere Landschaft“, so Trojer. Man habe hier die Möglichkeit mitzuwirken. Experten sehen vor allem großes Potenzial in der Solarenergie, wie auf einem Workshop besprochen worden sei. Auf großen Dachflächen solle Energie produziert werden, Fotovoltaik werde immer bedeutender. Energiegenossenschaften seien zukunftsfähige Modelle. „Wo auch die Bürger profitieren“, betonte Trojer. Gemeinsam mit dem Dachverband für Natur und Umweltschutz plane man ein Positionspapier, um hier mitzugestalten. Die Windenergie sei in ganz Südtirol kaum Thema, da es nur 2,3 Orte gebe, wo Windräder aufgrund des konstanten Windes eine Rolle spielen könnten. Einer davon befindet sich mit der Malser Haide im Vinschgau. Es brauche in Sachen Windenergie aber große Windräder. Hier müsse sich der Heimatpflegeverband die Frage stellen, ob man ein grundsätzliches Nein ausspricht oder es „mit Bauchweh“ annehme. 

Michael Andres
Michael Andres

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