Für rasche Entscheidungen
Gemeinsame Erklärung zum „Alpenbahnkreuz Terra Raetica“ unterzeichnet
Mals - „Es geht darum, im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes regionale und überregionale Bahnverbindungen im Dreiländereck zu errichten, damit eine effiziente und konkurrenzfähige Alternative zum privaten Autoverkehr entsteht und damit für Pendler, Gäste und Reisende schnelle Verbindungen in allen Regionen des Dreiländerecks geschaffen werden können.“ Das schickte der Malser Bürgermeister Josef Thurner voraus, als am 23. Juli bei einer Online-Pressekonferenz eine gemeinsame Erklärung zum Alpenbahnkreuz Terra Raetica vorgestellt wurde. Josef Thurner ist Mitglied des neuen Vereins „Pro Alpenbahnkreuz Terra Raetica“, des Nachfolgevereins der bisherigen Initiative „Pro Bahnverbindung Scuol-Val Müstair-Mals“.
Druck auf Politik wächst
Josef Thurner und Vertreter/innen der Organisationen und Initiativen, welche die Erklärung unterzeichnet haben, stimmten darin überein, dass die Bevölkerung verstärkt für das Alpenbahnkreuz sensibilisiert und der Druck auf die Politik in allen beteiligten Regionen erhöht werden muss. Die gemeinsame Erklärung trägt die Unterschriften des Vereins „Pro Alpenbahnkreuz Terra Raetica“ (Graubünden, ehemals „Pro Bahnverbindung Scuol-Val Müstair-Mals“), von „Pro Bahn terra raetica“ (Südtirol), von „Transdolomites“, der Sektionen Valchiavenna und Valtellina von „Transdolomites“ und der „Rotary Bormio Contea“. Die Initiativgruppe „Pro Reschenbahn“ sei laut dem Moderator Markus Lobis zwar eingeladen worden, habe aber nicht mitgemacht. Die unterzeichnenden Fördergruppen haben beschlossen, „das Alpenbahnkreuz Terra Raetica gemäß der sogenannten ‚Grauner Erklärung’ der vier Regierungen von Tirol, Südtirol, Graubünden und der Lombardei vom 11. September 2020 zu unterstützen, damit konkrete Schritte in Richtung Planung, Finanzierung und politische Entscheidungen rund um das Alpenbahnkreuz Terra Raetica herbeigeführt werden können.“ Erwartet wird, dass die beteiligten Regierungen bis Ende 2021 „Grundsatzentscheidungen treffen und diese dann zügig vorantreiben.“ An der Grundlagenermittlung, Planung und Realisierung wolle man mitarbeiten und die Informations- und Sensibilisierungsarbeit unterstützen. Dario Giovanoli („Pro Alpenbahnkreuz Terra Reatica“) gab sich überzeugt, dass das Dreiländereck mit der Anbindung an das europäische Eisenbahnnetz die Chance bekommt, nachhaltiger zu werden und die Wirtschaft gleichzeitig zu stärken. Mit dem Alpenbahnkreuz „rücken nicht nur die großen Wirtschaftsräume Schweizer Mittelland, Norditalien, Süddeutschland und Österreich näher zusammen, sondern es entstehen auch neue wirtschaftliche Perspektiven für Randregionen.“ Auf Schweizer Seite habe sich die Ausgangslage für die Finanzierung des Projektes unlängst stark verbessert. Es liege nun an der eigens eingesetzten Fachkommission zu beurteilen, „welche Variante technisch machbar, landschaftlich verträglich und bei einer Kosten-Nutzen-Analyse am ehesten sinnvoll und zu priorisieren ist.“ Es sei rasch zu handeln, um die Finanzierungsaussichten beim Bund nicht zu verpassen. Für eine stabile Bahnverbindung Tirano-Bormio-Stilfserjoch/Tunnel-Val Müstair-Mals) sprach sich Pino Brianzoni (Rotary Bormio) aus.
Vision St. Moritz-Venedig
Massimo Girardi (Transdolomites) plädierte in einer Videobotschaft ebenfalls für die Schaffung von Eisenbahnverbindungen als Alternative zum privaten Auto. Die alte Vision einer Bahnverbindung St. Moritz-Venedig lebe neu auf und sei aktueller und notwendiger denn je. Historisch gesehen sei die Zeit für die Errichtung fehlender Bahninfrastrukturen im Dreiländereck und in den Alpen ideal. Laut Silvia Cavazzi trägt die Gründung des Vereins „Alpenbahnkreuz Terra Raetica“ dazu bei, „die vor Jahren begonnene Arbeit unter Einbeziehung von Bevölkerung und Politik fortzusetzen.“ Das Ziel sei es, „Lösungen und konkrete Vorschläge für die Entwicklung eines nachhaltigen Verkehrsnetzes zu suchen.“ Deshalb sei es wichtig, zusammenzuarbeiten, um das Vorhaben so bald wie möglich konkret anzugehen.
Nicht länger warten
„Wir dürfen nicht länger warten, weil ich in diesen Zug einsteigen möchte und ich bin fast 50!“, so Cavazzi. Auf eine starke Zusammenarbeit pochte auch Matteo Sandrizzi aus Bormio (Transdolomites): „Niemand rettet sich allein.“ Die Großrätin Valérie Favre Accola sprach im Zusammenhang mit der gemeinsamen Erklärung von einem „großartigen Moment“. Es gelte, die historische Chance, das Alpenbahnkreuz zu errichten, gemeinsam wahrzunehmen. Wie Josef Thurner bestätigte, dürfte die Entscheidung über die objektiv beste Trassenführung voraussichtlich bis September bzw. Oktober feststehen. Mit der Prüfung der verschiedenen Varianten befasst sich eine technische Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Landes Südtirol.
