Verena Gschnell von der oew.

Gegen den Strom

Publiziert in 39 / 2018 - Erschienen am 13. November 2018

Schlanders - Das beliebte oew-Filmfestival, das vom 5. bis zum 9. November stattgefunden hat, erlebte heuer die 15. Auflage. Das Festival 2018 stand unter dem Leitsatz „Gegen den Strom“. Neben Meran, Brixen und Bruneck hatte die oew (Organisation für Eine solidarische Welt) auch Schlanders als Austragungsort ausgewählt. Zielgruppe des Filmfestivals sind seit jeher Ober- und Berufsschüler/innen. Die für das Festival 2018 ausgewählten Filme erzählen von Menschen, für die in der Gesellschaft kein Platz vorgesehen ist. Aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Identität, ihrer sozialen Schicht, ihres gesundheitlichen Befindens oder ihres Werdegangs werden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Ihre Geschichten zeigen, dass es sich lohnt, „gegen den Strom“ zu schwimmen und sich einen Platz und die eigenen Rechte zu erkämpfen. Im Schönherr-Kino in Schlanders wurde am 6. November der Film „Die göttliche Ordnung“ gezeigt. Das schweizerische Filmdrama von Petra Biondina Volpe, die auch das Drehbuch zum Film schrieb, kam 2017 in die Kinos. Der Film spielt im Jahr 1971 in der Schweiz: Die junge Hausfrau und Mutter Nora wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen sowie dem missmutigen Schwiegervater in einem kleinen, friedlichen Dorf. Dort in der Schweizer Idylle ist fast gar nichts oder nur wenig von den sozialen Umwälzungen auf der Welt zu spüren, die sich seit der 68er-Bewegung ereignen und auch Noras Leben blieb davon unberührt. Ganz im Gegenteil: Es herrscht die Meinung, Emanzipation sei ein Fluch, eine Sünde der Natur und schlichtweg gegen die göttliche Ordnung. Als Nora wieder anfangen möchte zu arbeiten, verweigert ihr Mann die Erlaubnis und beruft sich dabei auf das Ehegesetz, das die Frau verpflichtet, sich um den Haushalt zu kümmern. Obwohl sie ein ruhiger Mensch ist, der sich alles gefallen lässt, erwacht jetzt Noras Widerstand. Sie beginnt feministische Literatur zu lesen, enge Jeans und wilden Pony zu tragen und besucht mit anderen Dorffrauen einen Workshop für sexuelle Befreiung. Als sie sich, öffentlich und kämpferisch, für das Stimmrecht der Frauen in der Schweiz einsetzt und zu einem Streik aufruft, gerät der Dorf- und Familienfrieden gehörig ins Wanken. - Rund 100 Schülerinnen und Schüler von 6 Klassen der Oberschulzentren Mals und Schlanders sowie der Landesberufsschule Schlanders haben sich den Film angesehen. Wie Verena Gschnell von der oew ankündigte, erfolgt bis Weihnachten in allen beteiligten Klassen eine zweistündige Nachbesprechung bzw. Aufarbeitung des Films mit einer Expertin der oew. 

Josef Laner
Josef Laner

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