„Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“
Aktion des Landesbeirates für Chancengleichheit.
Schlanders - Seit 1981 wird jedes Jahr am 25. November der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ begangen. Heuer haben sich der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro eine besondere Aktion der Sensibilisierung einfallen lassen. Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ wurden viele tausende Papier-Brotsäckchen zu über 200 Lebensmittelgeschäften, Bäckereien und zum Teil auch zu Metzgereien in ganz Südtirol gebracht. Mitgetragen wurde die Initiative vom Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds) und der Bäckerinnung. Die Verteilung der Säckchen mit der Aufschrift „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ haben in vielen Gemeinden die Referentinnen für Frauenfragen übernommen.
1.000 Säckchen pro Geschäft
In der Gemeinde Schlanders zum Beispiel war es Monika Wielander Habicher, die bereits am 24. November rund ein halbes Dutzend Geschäfte im Hauptort und in Kortsch besuchte und jeweils 1.000 Säckchen hinterlegte, die von den Kundinnen und Kunden zum Einpacken von Brot und Gemüse verwendet werden konnten bzw. weiterhin können. Die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer, hatte sich bei der Vorstellung der Aktion besorgt darüber gezeigt, „dass Südtirol heuer wie ganz Europa im Sog der Corona-Pandemie eine tiefe Krise im Zusammenleben erlebt, die leider auch durch viele Anzeichen von Gewalt, insbesondere im Familienkreis, geprägt ist.“ Erfreut zeigte sie sich über die Mitarbeit seitens vieler Gemeindepolitikerinnen und auch Gemeindepolitiker. Der Landesbeirat für Chancengleichheit feiert heuer übrigens sein 30-jähriges Bestehen. Die Aktion „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ läuft bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte.
Traurige Statistik
Wie das Landesinstitut für Statistik ASTAT am 25. November mitteilte, war die Häufigkeit der Gewalt gegen Frauen in Südtirol im Vorjahr ähnlich hoch wie 2018. Die Gewalttätigkeiten, die fast immer im familiären Umfeld stattfinden, gehen weder zurück noch ändern sich ihre Merkmale: Die Opfer sind häufig zwischen 30 und 49 Jahre alt (54%), der Täter ist zumeist der aktuelle (59%) oder ehemalige (23%) Partner und die Gewalt ist vor allem psychischer und/oder körperlicher Art. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 ist die Zahl der betreuten Frauen laut ASTAT leicht gestiegen. Dass die Dunkelziffer erheblich höher sein dürfte, vermutet nicht nur Monika Wielander Habicher: „Frauen haben oft Angst, über Gewalt zu sprechen.“
Viele Formen von Gewalt
Neben der körperlichen Gewalt gibt es noch viele weitere Formen von Gewalt, die oft ineinander übergehen. So richtet sich etwa die psychische Gewalt gegen das seelische Wohlbefinden eines anderen Menschen, mit dem Ziel, das Selbstwert-Gefühl zu beeinträchtigen: beleidigen oder demütigen, verleumden, andere Menschen nicht beachten oder nicht mit ihnen reden, andere immer schlechtmachen, ständig kontrollieren und anschreien. Außerdem gibt es Formen der sozialen, sexualisierten und finanziellen Gewalt sowie Belästigung und Stalking.