Glaubensungelegenheiten

Publiziert in 5 / 2015 - Erschienen am 11. Februar 2015
Was bedeutet es, wirklich an etwas zu glauben? Ich verstehe hier Glauben als eine tiefe, existentiell bedeutsame Überzeugung, für die man bereit ist zu kämpfen, deren Ablehnung man nicht akzeptiert und wo die eigene Toleranz Andersdenkenden gegenüber aufhört. Im Islam glaubt man an Allah, Mohammed und den Koran. Dass dies falsch sein könnte oder Jahwe, Gott und Allah ein und derselbe sind, gehört nicht dazu. Sonst würde man nicht wirklich davon überzeugt sein. Im Westen kennt man diese Form des Bekennens – zum Christentum (zur Erinnerung!) – kaum mehr. Wir glauben aber an Demokratie und Menschenrechte, wie zum Beispiel das Recht auf Selbstbestimmung, auf freie Meinungsäußerung und an die Religionsfreiheit. Das letztgenannte Recht zeigt klar, dass wir an die alleinige Wahrheit der Religion, die uns zwei Jahrtausende lang geprägt hat, nicht mehr glauben. Für die erwähnten Freiheiten aber gehen wir auf die Straße, führen sogar Kriege und tolerieren – bei aller Toleranz – widersprechende Überzeugungen nicht. Fazit: Es ist schwierig, über unverein­bare Glaubenssysteme zu diskutieren. z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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