„Göflan hat von Italien profitiert“
Schlanders - 4 Jahre lang hat Hansjörg Telfser für das Werk „... von Kunstdüngerträumen, Blusenmädchen und ‚Plünderkapitalisten’“ geforscht und recherchiert. Entstanden sind gleich zwei Bücher (siehe der Vinschger Nr. 21/2019). In einem Band zeichnet der Autor die generelle Geschichte der Industrialisierung in Südtirol bis zum Jahr 2000 nach. Im zweiten Buch beleuchtet er die Ansiedlung von Industriebetrieben im Vinschgau, wobei er im Besonderen auf den Modellbezirk Laas-Prad als „Klein-Südtirol“ eingeht. Die Kalkölfen in Prad sind ebenso ein Thema wie der Abbau von Magnesit in Prad, die Ansiedlung des Textilunternehmens Bohne in Prad sowie der Marmorabbau in Laas und Göflan. Bei der Vorstellung der zwei Bände in der Bibliothek Schlandersburg am 3. Dezember ging Hansjörg Telfser in erster Linie auf den Marmorabbau ein und speziell auf die Übernahme der „Società Anonima Lasa per l’Industria del Marmo“ durch das „Ente Nazionale per le Tre Venezie“, den Bau der Marmorstraße vom Bruch in Laas bis zu jenem in Göflan sowie auf die Verhandlungen und politischen Abmachungen im Zusammenhang mit dem Erhalt der Göflaner Konzession. Auch im „Ufficio per le Zone di Confine“, das von 1946 bis 1967 beim Präsidenten des Ministerrats angesiedelt war, hatte Telfser Dokumente gesichtet. In diesem „Ufficio“ hatten einst auch Alcide De Gasperi und Giulio Andreotti verschiedene Funktionen inne, bevor sie politische Karriere machten. Nachdem man auf Laaser Seite bereits mit dem damals noch illegalen Bau der Straße in Richtung Göflan begonnen hatte, kam es laut Telfser zu einem politischen Tauschgeschäft. Dem staatlichen „Ente Nazionale“ sei zugestanden worden, den Bruch in Göflan zu erhalten. Im Gegenzug sei seitens des Staates zugesichert worden, Besitztümer von Optanten zurückzugeben und dies auch grundbücherlich zu verankern. Göflan hat laut Telfser vom Staat insofern profitiert, „als dass Italien die Straße finanziert hat.“ 1962 wurde die „Lasa Marmo“ von Giuseppe Sonzogno erworben.
