Goldrain

Publiziert in 19 / 2004 - Erschienen am 7. Oktober 2004
[K] Fotos: Florian Peer, Text: Andrea Perger [/K] [F] Von alten Adelssitzen und der “Landsprach” [/F] [K] Ortsnamensbedeutung: Erstmals urkundlich erwähnt 1170 als "Colruna", Mundart: "Goldrn", amtl. ital. Name: "Coldrano". Der Name geht wahrscheinlich auf das romanische "Colurunu" zurück, was eine Zone mit Haselstaudenbewuchs bezeichnet. Quellen: "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte", von Egon Kühebacher 1991 "St. Lucius in Tiss –Goldrain" von Hermann Theiner 1991 "Hirten, Vieh und Alm" von Karl Bauer 1999 Informationen und Mithilfe: Karl Bauer [/K] [F] Historisches [/F] Das bekannte Schloss Goldrain war 1170 im Besitze der Herren Adam und Alexander von Colrano. Um 1300 befand sich das Schloss im Besitz der Scheggen. 1475 erwarb Hans Hendl das Schloss. Die Hendl waren eines der führenden Adelsgeschlechter des Vinschgaus. Ursprünglich stammte dieses Geschlecht aus der Schweiz. Ihrem Wappen mit dem Mühlrad begegnet man im Vinschgau des öfteren. Das heutige Schloss wurde vom Geschlecht der Hendl erbaut, nachdem der frühere Ansitz wahrscheinlich um 1499 zerstört wurde. Der Nordtrakt entstand um 1500, der Südtrakt mit Loggienhof, Kapelle und Ringmauer mit Türmen entstand im letzten Drittel des 16. Jahrhundert. Nach 1863 kam das Schloss in den Besitz der Gemeinde Goldrain. Hier war die Schule, Wohnung für Seelsorger und Messner sowie jene für Lehrer untergebracht. Um das Jahr 890 wurde der Schanzenhof dem Augustinerkloster Katzis (Chur) überlassen und ist um 1156 in der Chronik des Klosters deutlich erwähnt. Ab 1339 war hier der Sitz des churischen Gotteshausrichters für die churischen Eigenleute im Vinschgau. Später kam der Besitz in die Hände der Hendl. Die Ober- und die Untermoss-burg waren 1338 im Besitz der Tschank, später der Herren von Froschauer. [F] Dorfzahlen [/F] Das Dorf Goldrain ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und zählt zurzeit etwa 980 Einwohner. Zum Vergleich: In den 70er Jahren zählte Goldrain lediglich 650 Einwohner. [F] Dorfleben [/F] Ein Großteil von Goldrain liegt in einer sehr schönen sonnigen Lage. Das Dorf hat keinen geschlossenen Dorfkern wie viele andere Vinschger Dörfer, denn es liegt sehr verstreut. Die Orstteile heißen Schanzen, Platzl, Dorf, Tschanderle und Tiss. Die Umfahrungsstraße aus dem Jahr 1965 zerschnitt das Dorf umbarmherzig in zwei Teile. Sämtliche Felder zwischen der Lahn und etwas außerhalb des Tisser Graben wurden durchtrennt. Wie ein Schnitt zieht sich die Straße durch Goldrain und der Lärm, der jedes Jahr schlimmer wird, macht dem Dorf zu schaffen. Die Pfarrkirche von Goldrain befindet sich im entlegenen Weiler Tiss und ist dem heiligen Lucius geweiht. Doch das Patrozinium feiern die Goldrainer Ende Mai (25.5.) am Tag des heiligen Urban, dem Weinpatron. Die Kirche, die auf dem Lahnschuttkegel steht, wurde in früherer Zeit immer wieder verschüttet. Die heutige Form wurde im Jahre 1491 errichtet. Da die Kirche für den größten Teil der Goldrainer recht abgelegen liegt, wurde unter dem Kindergarten ein Kirchenraum geschaffen. So können Schul- und Werkstagsmessen im Dorfzentrum abgehalten werden. Das Wahrzeichen des Dorfes dürfte wahrscheinlich das wunderschön renovierte Schloss Goldrain sein. Als Bildungshaus fand das altertümliche Gemäuer einen sinnvollen Zweck und ist als solches im ganzen Land bekannt. Ebenfalls recht alt, aber gut erhalten ist Schloss Schanzen, nachdem ein Viertel des Dorfes benannt ist. Ebenfalls Adelssitze waren die Ober- und die Untermossburg. Etwas oberhalb von Goldrain liegt Schloss Annaberg, das nachweislich auf einer prähistorischen Siedlungsstätte errichtet wurde. Wahrscheinlich haben ab dem Ende des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert die Annaberger sowie die Hendl ihr Einkommen mit Erzabbau aufgebessert. Spuren von Abbau (Höhlen) finden sich einige hundert Höhenmeter unterhalb des verlassenen Hofes "Laggar". Den Namen "Goldgruben" tragen sie allerdings zu Unrecht. Die Landwirtschaft ist auch in Goldrain modern, aber eben auch einseitig geworden. Getreideäcker, blühende Futterwiesen und größere Flächen an Weingärten sind verschwunden. Von hoch aufgeladenen Heufudern mit Kuhgespannen und weidenden Rindern in den Herbstwiesen erzählen nur mehr die älteren Menschen im Dorf. Allerdings umgibt auch die modernen Apfelanlagen große Schönheit. So verströmt das Blütenmeer im April - Mai einen Frühlingsduft und taucht die Felder in zartes Weiß-Rosa. In Goldrain befinden sich in der Hanglage auch einige Weingärten, der Wein, der hier produziert wird, lässt sich gut trinken. Doch bleibt die Winzerei hier Hobby, vielleicht steckt gerade deshalb soviel Liebe in den raren Tropfen. Die Soy Alm in Martell ist seit 1815 im Besitz der Goldrainer. Besonders in den fünfziger Jahren haben die Goldrainer Bauern stets 60-70 Kühe und gut 100 Kalbinnen jeden Sommer auf die Alm getrieben (das war aber entschieden zuviel). Seit gut zehn Jahren hält nur mehr ein Bauer Rinder. Seit einigen Jahren bewirtschaftet eine Familie aus dem Martelltal die Soy-Alm. Der Landsprachmarkt am 17. März (St. Gertraud) zieht immer noch viele Besucher und Verkäufer an. Früher fast ausschließlich Viehmarkt hat sich das Angebot der Nachfrage angepasst, so dass dieser Markt heute vor allem ein Krämermarkt ist. Der Landsprachmarkt geht auf die hier abgehaltene Landsprach zurück (Gerichtsverhandlung). Diese wurde hier um 1400 noch unter freiem Himmel abgehalten. Rampold berichtet: " Die Sage weiß, dass es bei der Landsprach immer hoch herging – nur die Leute aus dem Ultental waren vom Besuch ausgeschlossen; die sollen nämlich dereinst die Abwesenheit der Bewohner anlässlich der Thingversammlung benutzt haben, um in Martell Vieh und – Mädchen zu rauben." Tiss, Tschanderle und Vezzan wurden früher immer wieder vom "Gröbm" bzw. der "Lahn" in Angst und Schrecken versetzt. Wenn im Einzugsgebiet dieser Gröbm heftige Gewitter niedergingen, kam nach einigen Stunden schubweise ein Unheilbringendes Gemisch aus Schlamm, Geröll, Ästen und Baumstämmen im Tal an. In periodischen Abständen wurden so angrenzende Felder und Äcker übermurt. Menschen mussten regelmäßig von ihren Gehöften fliehen. Wenn sich das Geröll mit dem Schlamm durch die felsige Schlucht oberhalb von Goldrain zwängte, war dies als Donnergrollen gut hörbar und versetzte die Menschen in Panik. Der Boden zitterte in der ganzen Umgebung. Seit diese Gefahrenquellen vom Amt für Wildbachverbauung entschärft wurden, hat das Dorf einen Schrecken verloren. [F] S’Goaslschnölln [/F] Von Karl Bauer Goaslschnölln – erschtr Mai- Haint mochn sie’s woll tuschn, hobm friar schun probiert- haint dorf kuanr pfuschn! Longe Goasl Und schian gedrahnt, van Ounfong bis zalescht, drauf oubm gonz des Kleppete isch vom Larch des Lörget. Dr Hias, dr Hansl und dr Luis, dr Touni und dr Jörgl- schtian olle gonz schian broatr do, hguate Erbl. Di Kathl bring in olle Buabm Vom ollerbeschtn Schnapsl, Es daurt nit long Nor kennschas schun, sie schnölln iatz nou örgr. Man heart lei mea: Titsch – tatsch –tatsch, titsch – tatsch – tatsch. Sie kennans – wenn sie welln. Höllnfetzn, Bärndreck, ban Hansl isch wiedr dr Pfotsch aweck, heart di Goasl nimmr schnölln. Vorschau: 21.10.04 - Schleis 05.11.04 - Staben

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