Die Kunden, sprich die Golfspieler, sind laut Florin Florineth oft unsensibler als die Erbauer und Betreiber von Golfplätzen.

„Golfspieler kommen nicht mit Stiefeln daher“

Publiziert in 14 / 2015 - Erschienen am 15. April 2015
Florineth: Ein „Kracherle“-Golfplatz bringt nichts. „Obstwiesen können eine interessante Alternative sein.“ Schlanders/Glurns - Einen wirklich ökologischen Golfplatz gibt es nicht. Die Abschlagflächen, die Spielbahnen und die Golfplatz-Greens müssen oft gemäht, gedüngt und bewässert werden. Lediglich auf jenen Teiles eines Golfplatzes, die zwischen den Spielbahnen bzw. im Außenbereich liegen und als Rough (das Raue) bezeichnet werden, kann man ein bisschen ökologisch arbeiten. Mit diesen und weiteren wissenschaftlich belegten Feststellungen zum Thema Golfplätze wartete am 9. April Florin Florineth bei einem Fachvortrag im Landhotel „Anna“ in Schlanders auf. Der aus dem Vinschgau stammende Professor, der an der Universität für Bodenkultur Wien das Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau leitet und Mitglied der ­„Deutschen Rasengesellschaft“ ist, weiß, wovon er spricht. Er informierte auf Einladung der Umweltschutzgruppe Vinschgau über den Aufbau, die Pflege sowie die ökologischen Folgen von Golfplätzen. Besonders gut hingehört haben Vertreter aus Glurns, die sich dagegen wehren, dass in der „Oberen Glurnser Au“ ein Golfplatz entsteht. Florineth zeigte anhand von Golfplätzen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol auf, welche ökologischen Probleme beim Bau und der Pflege von Golfplätzen entstehen können. Wasserdurchlässigkeit Eines der Probleme ist die ­Wasserdurchlässigkeit. „Die Golfspieler zahlen pro Jahr bis zu 5.000 Euro für ihr Hobby. Daher ist es klar, dass sie auch spielen wollen, und zwar möglichst immer und auf trockenen Flächen. Mit Stiefeln kommen Golfspieler nicht daher“, sagte Florineth. Daher muss das Wasser abgeleitet werden. Andererseits braucht es viel Wasser für die Bewässerung, „mindestens 200 Liter pro Quadratmeter und Jahr.“ Außerdem sollten die Unterböden möglichst tritt- und schlagresistent sein. Das Grün auf den Rasenflächen soll nur wenige Millimeter hoch sein. Das führt dazu, dass oft mehrmals am Tag maschinell gemäht wird. Düngung Auch die Düngung, speziell die Ausbringung von Stickstoff, sei problematisch, denn die Stoffe gelangen in das Grundwasser. Grundsätzlich stellte Florineth fest, dass es vielfach nicht die Golfplatzbauer und -betreiber sind, denen die nötige Sensibilität abgeht, sondern oft seien es die Kunden, sprich die Golfspieler, die unsensibel sind. Bezüglich der Größe von Golfplätzen meinte der Professor, „dass es für eine 9-Loch-Anlage zwischen 20 und 30 Hektar braucht, sonst ist der Golfplatz nicht interessant und nicht attraktiv.“ In Glurns wird von rund 9 ha an öffentlichen Flächen ausgegangen sowie von zusätz­lichen Privatflächen im Ausmaß einiger Hektar. Wie berichtet, ist das Thema Golfplatz in Glurns vorerst „ad acta“ gelegt. Auch mit seiner Meinung zu einem Golfplatz in der „Oberen Au“ hielt Florineth nicht hinter dem Berg. Abgesehen davon, dass die ins Auge gefassten Flächen zu klein seien, um einen wirklich attraktiven Golfplatz zu errichten („ein ‚Kracherle‘-Golfplatz bringt nichts“), der auch Qualitätstourismus ins Land bringt, müssten die Feucht- bzw. Au-Streifen mit sehr viel Geld metertief isoliert werden, um einem Eindringen von Düngemittelrückständen vorzubeugen. Ohne Baulichkeiten geht es nicht Dass zu einem attraktiven Golfplatz auch ein Klubhaus, ein Restaurant, Garagen, ein Fuhrpark, sanitäre Anlagen und weitere Baulichkeiten und Infrastrukturen dazugehören, liege auf der Hand. Wer das Gegenteil behaupte, sage nicht die Wahrheit. Grundsätzlich überzeugt ist Florineth, dass der richtige Bodenaufbau, die richtige Auswahl von Pflanzen und die richtige Pflege eines Golfplatzes die Veränderung der Landschaft zwar nicht verhindern, jedoch Umweltschäden deutlich vermindern können. Sein Vorschlag für den Vinschgau lautet: „Ein Golfplatz in Obstwiesen kann eine interessante Alternative sein, die ökologisch sogar besser dasteht als die viel gespritzten Obstanlagen.“ Sollten Landwirte gewillt sein, Obstwiesen zur Verfügung zu stellen, wäre er gerne bereit, bei der Planung mitzuhelfen. Sepp
Josef Laner
Josef Laner

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