Ein fester Bestandteil der seit 17 Jahren stattfindenden Herbstbegehungen ist die Verkostung von Weinen aus den jeweiligen Weinbergen.

Gute Weine aus hohen Lagen

Publiziert in 32 / 2013 - Erschienen am 18. September 2013
Die Vinschger Weinbauern sind zufrieden mit der Entwicklung und hoffen auf einen erstklassigen Jahrgang 2013. Obervinschgau - „Beim Wimmen sind wir heuer sicher zwei Wochen später dran, als in den Vorjahren“, sagte Leo Forcher, Obmann des Vinschgauer Weinbauvereines, anlässlich der erstmaligen Herbstbegehung im Obervinschgau. Das kalte und nasse Frühjahr ließ die Vegetation in den Weinbergen verspätet starten. Das bisher ideale Sommer- und Herbstwetter verspreche jedoch gute Traubenqualitäten mit einem idealen Verhältnis von Zucker und Säure, was auf aromatische, fruchtige Weine hoffen lässt. Voraussetzung für eine hohe Weinqualität ist jedoch eine vollständige, gute Traubenreife. Es sei deshalb notwendig, diese ständig zu kontrollieren und den richtigen Erntetermin abzuwarten. Außer einigen Fällen von Pilzkrankheiten habe es 2013 in den Vinschger Weinbergen keine nennenswerten Probleme gegeben. Das mögliche Auftreten der Kirschessigfliege sorgt weiterhin für Unruhe. Sehr empfehlenswert sei laut Forcher auch die Teilnahme an den Einkellerungsseminaren und Beratungsnachmittagen, um Fehler bei der Einkellerung und den nachfolgenden Kellerarbeiten zu vermeiden. Gut organisierte Herbstbegehung Das Ausschussmitglied des Weinbauvereins, Elmar Luggin, führte die zahlreich anwesenden Teilnehmer durch seinen, am östlichen Ortsrand von Schluderns auf ca. 950 Metern hoch gelegenen Weinberg. „Für mich war das im Jahre 1995 ja alles ein Neustart, ich hatte am Anfang auch einige Schwierigkeiten“, betonte er. Dank der Beratungsnachmittage und dergleichen habe er die ursprünglichen Probleme wie Gärung, Säuregehalt, das Auslauben etc. in den Griff bekommen. Ein Teil des gesamten Areals wurde erst später hinzugekauft und vor drei Jahren angepflanzt. Als dort noch Stauden vorhanden waren, habe es nicht so steil ausgeschaut, dies hat schon Nachteile bei der Bearbeitung. Bezüglich der Spritzungen gebe es mit den Nachbarn oder Anrainern keine Probleme, er mache das immer zeitig am Morgen, berichtete Luggin. Im Weinberg „Engelberg“ standen Kerner, Müller Thurgau und Zweigelt, auf dem Verkostungsprogramm. Zucker- und Säureentwicklung usw. wurden von den Experten, wie dem langjährigen Berater Josef Sölva oder dem ehemaligen Amtsdirektor vom Amt für Obst- und Weinbau, Helmut Scartezzini, und Hans Zagler durchwegs positiv beurteilt. In Schluderns soll es laut Aufzeichnungen in der Dorfchronik schon um die vorige Jahrhundertwende zu Füßen der Churburg Weinberge gegeben haben. Zurück zum Ursprung Eine interessante Exkursion war die Besichtigung des Weingutes Calvenschlößl (970 bis 1005 Meter ü.M.) in Laatsch. „Nachdem ich mit meiner Frau vor rund 10 Jahren das Calvenschlößl und später den angrenzenden Fraktionsgrund käuflich erwarb, kam mir bald danach die Idee, an den steilen Hängen rings um das Haus einen ökologischen hochwertigen Wein anzubauen“ berichtete der Eigentümer Frans Van den dries. Andere Möglichkeiten hätten sich in dieser Lage ja kaum angeboten. Die Umsetzung dieses Vorhabens sei alles anders als einfach gewesen. Nachhaltiger, naturnaher und ökologischer Weinbau setze für ihn eine schonende Arbeit am Weinberg voraus. „Chemikalien kommen für die Pflege der resistenten Rebstöcke und Trauben erst gar nicht in Betracht“, so Van den dries. Durch die Südlage können sich die Trauben den ganzen Tag an der Sonne wärmen und auf dieser extremen Höhe voll ausreifen. Die Lese wird behutsam angegangen, das Entsaften der Trauben geschieht mit einer hydraulischen Presse. Dabei wird nur der erste Pressvorgang für die Produktion der Weine verwendet. Die Besichtigung der Rebanlagen und der Kellerräume ließen erahnen, dass hinter all dem viel Leidenschaft, Überzeugung und Naturliebe steckt. „Ich glaube, von der Lage her und von der Beschaffenheit des Gelände ist es sicher nicht so einfach, hier Weinbau zu betreiben. Da braucht es viel Herz und Liebe zum Wein“, betonte Obmann Forcher. Traditionsgemäß schloss sich dieser Herbstbegehung eine Weinverkostung mit Marende an. Die jeweiligen Experten kamen bei der Bewertung der angebotenen Weine mit den klingenden Namen wie „Goldboden“, „Eichkopf“, „Schießstand“, „Falzeron“ und „Sari“ zu einem sehr positiven Urteil. Helmut Scartezzini betonte, diese Besichtigungen hätten ­interessante Eindrücke hinterlassen. Es habe sich gezeigt, dass man auch in höheren Lagen noch Weine anbauen kann. Viele Weinbaugebiete hätten mit der zunehmenden Temperatur große Schwierigkeiten, Südtirol könne von tieferen in sehr hohe Lagen variieren. Das kann für den Weinbau in Zukunft sehr interessant sein, vor allem in Lagen wo man keine Alternative hat. Es habe sich auch gezeigt, dass weltweit in solchen Zonen die interessantesten Weine wachsen. Die Zukunft wird zeigen, ob es klimatisch doch noch Grenzen gibt, die man einfach nicht überschreiten kann. Grußworte sprach auch der Obmann der Nordtiroler Weinbauern, Peter Zoller. Oskar Telfser
Oskar Telfser
Oskar Telfser

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.