Hartes Stück Arbeit
Publiziert in 35 / 2016 - Erschienen am 5. Oktober 2016
9 Beregnungs-Konzessionen im Einzugsgebiet des Tramentanbachs unter Dach und Fach. Jetzt sind die Grundbesitzer gefordert.
Stilfs – Es gibt Vorhaben und Projekte, von denen man in der breiten Öffentlichkeit zwar kaum Notiz nimmt, hinter denen aber manchmal harte Arbeit steckt und die so ganz nebenbei dazu beitragen, den Erhalt der Berglandwirtschaft nachhaltig zu sichern. Als gutes Beispiel in diesem Sinn können die Bemühungen genannt werden, die während der vergangenen 4 Jahre unternommen wurden, um für 9 Wasserableitungen im Einzugsgebiet des Tramentanbachs in Stilfs die Konzessionen zu erhalten. „Nun ist es soweit, alle Anträge um die Konzessionen wurden genehmigt. Jetzt liegt es an den Grundbesitzern der jeweiligen Gebiete, die weiteren Schritte zu setzen“, stimmten kürzlich das Gemeinderatsmitglied Roland Angerer und Walter Gostner vom Ingenieurbüro „Patscheider & Partner“ bei einer Pressekonferenz in Stilfs überein. Mitgetragen und finanziell unterstützt hatten die Erstellung der entsprechenden Machbarkeitsstudie die Fraktion Stilfs und die Gemeinde. Die betroffenen Grundeigentümer haben die Projektkosten übernommen. Das E-Werk Stilfs hatte bereits vor etlichen Jahren Weitsicht an den Tag gelegt und beim Bau des Kraftwerks Tramentan, das Ende 2012 in Betrieb ging, die Voraussetzungen für die Ableitung von Beregnungswasser geschaffen. Bürgermeister Hartwig Tschenett, seines Zeichens auch Präsident der Fraktion Stilfs, dankte Roland Angerer und Walter Gostner sowie allen weiteren Beteiligten für ihren Einsatz.
Jahrhundertealte Wasserrechte
Wie fast überall im Vinchgau, fußt auch die Nutzung des Wassers aus dem Tramentanbach auf jahrhundertealte Wasserrechte. Beim Projekt ging es laut Gostner nicht zuletzt darum, „die geschichtlich gewachsene Nutzung den neuen Gesetzen und Bestimmungen anzupassen.“ Dank der nun vorliegenden Konzessionen konnten bisherige gesetzliche Grauzonen ausgeräumt werden. Eine nicht unwesentliche Folge davon ist die Möglichkeit, „dass Beregnungsanlagen jetzt erstmals versichert werden können.“ Zudem öffnen sich nun die Tore für öffentliche Förderungen, wenn bestehende Anlagen saniert oder erweitert bzw. neu gebaut werden. Aber auch als Beitrag für den Erhalt der Berglandwirtschaft ist das Projekt laut Gostner und Angerer anzusehen. Wer in Höhenlagen zwischen 1.200 und 1.800 Metern Landwirtschaft betreiben und daraus möglicherweise auch ein Einkommen erwirtschaften will, ist auf Beregnungswasser angewiesen. Gostner: „In der Talsohle können wir von einer Art ‚industrialisierter Produktion’ reden, hier oben ist alles ganz anders.“ Vor allem mit diesem Argument sei es ihm gelungen, gegen einige Widerstände seitens von Beamten in Bozen erfolgreich anzukämpfen und dem Hausverstand zum Durchbruch zu verhelfen. Gostner: „Wenn wir verhindern wollen, dass die ländliche Gegend entvölkert wird, müssen wir die Leute vor Ort arbeiten lassen. Mit noch so schönen Studien in Bozen ist den Bergbauern nicht geholfen“, so Gostner.
„Alle sollten die Möglichkeit bekommen, mitzumachen“
Für Roland Angerer war von Beginn an eines klar: „Alle
sollten die Möglichkeit bekommen, mitzumachen.“ Am Ende konnte eine Zustimmung von 98% erreicht werden. Was das an Arbeit und Überzeugungskraft bedeutete, veranschaulichen bereits einige wenige Zahlen: 1.053 Grundparzellen, 9 Ableitungen, 396 Antragsteller. Angerer: „Es gab für jede der 9 Anlagen eigene Vollversammlungen. Für jede Anlage musste ein ‚Sprecher’ gefunden werden. Vor allem aufgrund der Kleinparzellierung war es oft nicht leicht, die Grundbesitzer auszuforschen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Der weiteste Weg führte uns bis Rom.“ Trotz anfänglicher Skepsis und einiger Widerstände sei es aber am Ende gelungen, dass eine sehr große Mehrheit zusammen mit der Fraktion, der Gemeinde und weiteren Beteiligten an einem Strang gezogen hat. Nur so war es möglich, die Konzessionsanträge gebündelt vorzulegen und den Verfahrensablauf im Amt für Gewässernutzung erfolgreich zu Ende zu bringen.
Grundbesitzer am Zug
„Von unserer Seite aus ist das Vorhaben jetzt abgeschlossen“, freute sich Angerer. Nun liege es an den Grundbesitzern bzw. Inhabern der 9 Konzessionen, weitere Schritte zu setzen. Während für einige Konzessionsgebiete die Anlagen bereits bestehen, können für weitere Gebiete bestehende Anlagen saniert bzw. neue errichtet werden. Die Inhaber der Konzession „Fatira“ (rund 16 Hektar) haben sich bereits auf eine Sanierung geeinigt und sich dafür an das Bonifizierungskonsortium Vinschgau gewandt. Roland Angerer hofft, dass dieses Beispiel Schule macht. Insgesamt umfassen die 9 Konzessionen ca. 95 Hektar. Laut Gostner kann mit Förderungen im Ausmaß von bis zu 70% gerechnet werden. Ein persönlicher Wunsch von Angerer ist es, dass mit den landwirtschaftlichen Flächen sorgsam und verantwortungsbewusst umgegangen wird. Lob und Anerkennung für das Gesamtprojekt kam auch von Reinhard Pinggera von der Forststation Prad: „Es ist gut, dass die Beregnungsanlagen nun gesetzlich sauber geregelt sind. Bisher lag einiges in der Luft.“ Pinggera hofft, dass nach dem Tramentanbach in Zukunft auch noch der Marteschabach folgt. Ein ähnliches Projekt wie in Stilfs war vor einigen Jahren übrigens bereits in Langtaufers mit Heinrich Thöni als treibende Kraft an der Spitze durchgeführt worden. Sepp
Josef Laner