Haushalt in Latsch unter Dach und Fach
Latsch - In der Ratssitzung vom 26. November sollte das Vorwort zum Haushalt, das „einheitliche Strategiedokument“, italienisch kurz DUP (Documento Unico Programmato), vorgestellt und erläutert werden. Wochen zuvor waren Ausschuss- und Ratsmitglieder zu sogenannten „informellen Sitzungen“ geladen und mit einer – allseits als fast nicht mehr durchschaubar bezeichneter – Zahlenmenge konfrontiert worden. „Es versteht sich, dass in der Sitzung nicht mehr viel los ist“, meinte Sekretär Georg Schuster, und dass es zu keiner Haushaltsdebatte mehr kommen könne. „Aber ein bisschen stolz sind wir schon, den Haushaltsvoranschlag erstmals schon im November vorlegen zu können. Wir gehören sicher auch im Vinschgau zu den ersten. Dafür ist meinen Mitarbeitern zu danken“, erklärte Sekretär Schuster. der Vinschger ist nachgesessen und hat Gemeindesekretär Georg Schuster um Klärungen gebeten.
„Staatsverschuldung“ im Haushalt
In der Ratssitzung standen der Investitionsplan und die Liste der laufenden Projekte im Mittelpunkt. Der Rahmen, das Haushaltsvolumen der Gemeinde Latsch für das Jahr 2020 beträgt demnach fast 13 Millionen Euro. Knapp 2,5 Millionen Euro werden über Steuern, 2,9 Millionen Euro über Zuweisungen und Beiträge und 3,3 Millionen Euro über Gebühren (Kindergarten, Trinkwasser, Abwasser, Müll u.a.) erwirtschaftet. Für Investitionen stehen vor dem alljährlichen Nachtragshaushalt derzeit 1.348.469 Euro zur Verfügung. Größter Posten im Ausgabenteil des Voranschlages sind die 7,7 Millionen Euro für laufende Ausgaben. Abzudecken ist die jährliche Darlehensrate von 848.272 Euro. Nach Abzug des Zinsbeitrages bleibt eine Nettobelastung von 486.104 Euro. Die 5.214 Gemeinde-Bürger (Stand 31.12.2018) werden demnach mit 93,23 Euro pro Kopf belastet. Das Verzeichnis der aufgenommenen Darlehen ist in der Sprache des Gesetzgebers als „Mission 50 – Staatsverschuldung“ überschrieben. Sekretär Schuster erklärte: „Für den Staat sind die Schulden seiner Gemeinden auch seine Schulden.“ Die Gesamtverschuldung der Gemeinde Latsch aus Darlehen von Banken und aus dem Rotationsfonds beträgt etwas mehr als 7,1 Millionen Euro.
Leistbares Wohnen in der Gemeinde
Im Ausgabenteil des Investitionsplans wurden als größte Posten ausgewiesen: 200.000 Euro für Küche und Mensa des Kindergartens, 50.000 Euro für Akustikmaßnahmen an der Mittelschule, 50.000 Euro als 1. Rate für eine Eisaufbereitungsmaschine (Eisstadion), 80.000 Euro für ein Asphaltierungsprogramm, 70.000 Euro Zuweisungen an den Tourismusverein und 190.000 Euro für die Produktion und Verteilung von Strom und für Ankäufe, Bau und Instandhaltung unbeweglicher Güter. Sekretär Schuster hatte sich die Mühe gemacht, eine „Rangliste“ zu erstellen mit Projekten in Ausführung, Projekten in Genehmigungsverfahren, in Ausarbeitung, mit erteilten Planungsaufträgen und Projekten, für die Planungsaufträge zu vergeben sind. Ergänzt wurde der Arbeitsplan mit jenen Projekten, für die zuerst Eigentumsverhältnisse zu regeln sind. Darunter fallen Maßnahmen für „leistbares Wohnen“, indem die Gemeinde sogenannte „Leerstände“ erwirbt und ausbauen lässt. In der Ratssitzung erwähnt wurden das „Stecherhaus“ in Tarsch und der „Hallerhof“ in Latsch. Der Haushalt wurde mit einer Enthaltung genehmigt. Rat Josef Kofler (Freiheitliche) begründete seine Enthaltung mit der Erkenntnis, dass mit den Investitionen nur mehr verwaltet und nicht mehr gewirtschaftet werde. Das System sei nicht mehr transparent. Man stopfe Löcher und warte auf den Nachtragshaushalt.