Im Zeichen der Jäger (v.l.): Günther Hohenegger, Sepp Noggler und Arnold Schuler.
Zahlreiche Besucher waren vor Ort.

„Heger und Pfleger“ 

Gute Zahlen, aber auch Sorgen und Kritik bei der Bezirkshegeschau.

Publiziert in 6 / 2023 - Erschienen am 28. März 2023

KASTELBELL - „Der Abschussplan sah im Vorjahr eine Entnahme von 417 Hirschen und 1.645 Stück Kahlwild vor. Erlegt wurden 408 Hirsche und 1.443 Stück Kahlwild, also insgesamt 1.842 Stück Rotwild. Das Ergebnis von 2022 kann sich sehen lassen“, betonte der Bezirksjägermeister Günther Hohenegger bei der offiziellen Eröffnung der Bezirkshegeschau in der Sportzone Schlums. Die Jäger in den 12 Revieren haben damit „ganze Arbeit geleistet“. Neben dem Rotwild wurden 569 Rehe und 420 Gämse erlegt. „Im letzten Sommer hatten wir mit großen Hitzewellen zu kämpfen. Diese und ähnliche Naturphänomene werden sich künftig negativ vor allem auf das Gamswild auswirken. Umso wichtiger ist es daher, auf gesunde und gut strukturierte Bestände zu achten“, so Hohenegger. 
Beim Steinwild konnten im vergangenen Jahr im Bezirk 31 Stück entnommen werden: 11 Böcke, 17 Geiße und 3 Jährlinge. Mit 2022 startete ein neues 5-Jahres-Programm, was die Entnahme beim Steinwild garantiert. Hohenegger dankte hierfür dem ehemaligen Kammerabgeordneten Albrecht Plangger, dem Rechtsanwalt und Vertreter des Südtiroler Jagdverbandes, Guido Marangoni, sowie Landesrat Arnold Schuler und dem Amt für Jagd und Fischerei: „Nur dank ihres beherzten Einsatzes können wir das Steinwild für eine Entnahme nutzen“. Das Ziel der Jäger sei klar. Man wolle weiterhin einen Beitrag „zum Erhalt und zur Ausbreitung dieser faszinierenden Wildart leisten“. Hohenegger stellte klar: „Wir wollen die Steinwildjagd langfristig und nachhaltig absichern“. 2022 wurden zudem 272 Füchse, davon 166 mit dem Fuchsregulierungsdekret erlegt. Auch 177 Murmeltiere wurden entnommen.

Nicht alles eitel Sonnenschein 

Aber nicht alles war eitel Sonnenschein. „Wir stehen in Zukunft vor großen Herausforderungen, denen es gemeinsam gerecht zu werden gilt: Klimaveränderungen, Freizeitnutzungen, Jagddruck, um nur einige zu nennen“, so Hohenegger. Er wünsche sich, „dass in nächster Zeit die Bereiche Landwirtschaft, Forst, Tourismus und Jagd zusammenstehen und noch stärker zusammenarbeiten“. Besonders das Rotwild sollte „aufgrund der Naturveränderungen – Stichwort Vaja, Schneedruck, Borkenkäfer, Prozessionsspinner und Co. – nicht immer als Hauptschuldiger für forstliche Veränderungen gesehen werden“, betonte der Vinschger Jäger-Chef. Was die finanziellen Strafen an die Jägerschaft betreffe, hatte er eine klare Meinung: „Unsere Jäger agieren über das ganze Jahr zum Wohle des Wildes und versuchen Abschusspläne verbindlich zu erfüllen. Strafen für die Jägerschaft sind daher der falsche Weg“. Dies sei „keine konstruktive Zusammenarbeit“. Zur Erinnerung: Das Land Südtirol hatte in den vergangenen Monaten über mehrere Jagdreviere im unteren und mittleren Vinschgau Geldbußen verhängt, weil sie 2021 „zu wenig“ Rotwild geschossen haben. Sprich: Die Abschussquote sei nicht eingehalten worden. 
Eine Botschaft, die freilich auch an Landesrat Arnold Schuler als Vertreter des Landes ging. „Die Strafen brachten sicherlich zusätzlich Unruhe rein. Aber es waren Gesetze, die umzusetzen sind“, erklärte er. Von einer guten Lösung könne man aber nicht sprechen. Strafen seien nur eine letzte Konsequenz, es gelte mit Augenmaß zu arbeiten. Schuler versprach: „Wir wollen diese Gesetze ändern“. Neue Regelungen müssten her. Auch der Landesrat weiß: „So ist es nicht optimal“.

Neue Strategien gefordert 

Es gelte in Sachen Rotwild neue Strategien auszuarbeiten und gemeinsam Lösungen zu finden. Auch externe Experten sollen hinzugezogen werden. Generell werde die Jagd immer schwieriger, so Schuler. „Eben weil die Abschussquoten nach oben steigen, aber auch weil immer mehr Menschen draußen unterwegs sind. Das ganze Jahr über. Tourengeher, Biker, Wanderer. Dies alles erschwert die Jagd“, betonte der Landesrat. Er hatte natürlich auch viel Lob für die Jägerschaft übrig: „Sie sind die Heger und Pfleger“. 
Gustav Tappeiner, Bürgermeister von Kastelbell-Tschars, überbrachte Grußworte der Gemeindeverwaltung: „Es geht darum, Anerkennung und Wertschätzung auszusprechen“. Auch er unterstrich, dass die Jäger als Heger und Pfleger einen wesentlichen Beitrag zur Regulierung des Wildbestands beitragen: „Auch wenn die Herausforderungen immer mehr zunehmen“. Grußworte überbrachten nicht zuletzt der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler und der Vinschger SVP-Obmann „Abi“ Plangger. Er habe sich in seiner Amtsperiode in Rom als Parlamentarier stets für die Belange der Jägerschaft eingesetzt. Die Hegeschau in Schlums wurde schlussendlich zu einem großen Erfolg. An zwei Tagen, am Samstag, 18. März und Sonntag, 19. März, konnten sich die zahlreichen Besucher ein Bild machen. „Insgesamt 1.085 Trophäen waren hier zu sehen“, betonte Jägermeister Hohenegger. Die Jagdhornbläsergruppe „Spielegg“ sorgte am Samstag für die musikalische Begleitung, am Sonntag spielten verschiedene Jagdhornbläsergruppen und die „Sesvenna Buam“ auf. Die Jagdhornbläser Similaun Schnals kümmerten sich als Veranstalter um eine gute Organisation. 

Michael Andres
Michael Andres

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