„Heiße“ Tage
Gewaltiger Waldbrand bei St. Martin im Kofel hält Einsatzkräfte tage- und nächtelang in Atem.
Latsch - Selbst für langjährige und hartgesottene Feuerwehrmänner war die Bekämpfung des Waldbrandes, der sich ab dem Nachmittag des 6. März im Waldgebiet östlich der Bergfraktion St. Martin im Kofel am Sonnenberg hoch über Latsch auszubreiten begann, ein bis dahin noch nie erlebte Herausforderung. Ausgelöst wurde das Feuer durch ein brennendes Auto, mit dem ein Urlauber in Richtung St. Martin unterwegs war. Weil sich die Flammen infolge eines starken Unterwindes am trockenen Sonnenberg - es hatte für längere Zeit keine Niederschläge gegeben - rasch in Richtung Westen ausbreitete und binnen weniger Stunden bereits erste Höfe bedrohten, ging es in erster Linie darum, die Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Rauchentwicklung war enorm. Sogar vom Waltes aus, dem Rittner Horn und noch weiter entfernten Gegenden waren die gewaltigen Rauchschwaden zu sehen. 59 Personen, vorwiegend Leute aus St. Martin, wurden mit Hubschraubern der Finanzwache zu Tal geflogen. 11 Personen, die leichte Verletzungen erlitten hatten, wurden von Notärzten und dem Weißen Kreuz beim Sportplatz in Latsch erstversorgt und zum Teil ins Krankenhaus gebracht. Am Morgen nach dem Ausbruch des Feuers wurden einige Bauern zu den Höfen geflogen, um die Tiere versorgen zu können. Am frühen Abend des 7. März konnte die Evakuierung aufgehoben werden.
Rettungskette sofort voll angelaufen
Zur Bekämpfung des Brandes waren bereits am ersten Tag über 300 Feuerwehrleute von 16 Freiwilligen Feuerwehren aus den Gemeinden der Umgebung ausgerückt. Weil an eine direkte Bodenbekämpfung des Feuers zunächst nicht zu denken war, wurden Löschhubschrauber angefordert. Über mehrere Tage hinweg warfen teilweise bis zu 6 Helikopter gleichzeitig Löschwasser ab, unter ihnen auch zwei Hubschrauber, deren Löschcontainer nicht „nur“ 1.000, sondern 4.000 Liter pro Flug abwerfen können. Sehr zu Gute kamen den Einsatzkräften bzw. Helikoptern die Löschwasserbecken in der Nähe des Brandgebietes. Der Sportplatz in Latsch und die Sportgebäude dienten bereits vom ersten Tag an als Logistikzentrum und Einsatzzentrale für die Brandbekämpfung, für Lagebesprechungen und Erkundungsflüge. Landeshauptmann und Bevölkerungsschutzlandesrat Arno Kompatscher sowie Forstwirtschaftslandesrat Luis Walcher waren ebenso nach Latsch gekommen, wie der Landesgeologe Volkmar Mair. Dieser konnte bereits nach einem ersten Erkundungsflug mitteilen, dass die Staatsstraße sicher sei. Selbstverständlich sei das nicht, denn das Gestein könne bei Temperaturen von 900 bis zu 1.000 Grad in Spannung geraten und auch das Gewicht des Löschwassers könne das Gestein lockern. War zunächst angenommen worden, dass sich die Brandfläche auf rund 20 bis 30 Hektar erstrecke, war bereits am zweiten Tag von ca. 100 Hektar die Rede. In Brand geraten waren vor allem Schwarzföhrenbestände, aber auch Weißkiefern und Lärchen.
„Deutliche Entspannung“
Zu einem Aufatmen bei den Einsatzkräften, bei Bürgermeister Mauro Dalla Barba, dem Bezirksfeuerwehrpräsidenten Roman Horrer, dem Latscher Feuerwehrkommandanten Alexander Mantinger, dem derzeitigen Leiter des Forstinspektorates Schlanders, Andreas Platter, und weiteren Einsatzführungspersonen sowie auch bei der Bevölkerung kam es am 8. März in der Früh, als eine „deutliche Entspannung der Lage“ gemeldet werden konnte. Konkret bedeutete das, dass das Ausmaß der Brandfläche überschaubar und die unmittelbare Gefahr für die nächstgelegenen Höge gebannt war. Die Zahl der Löschhubschrauber konnte auf 2 reduziert werden. Ernst anlaufen konnten zu diesem Zeitpunkt allerdings die schwierigen und direkten Löscharbeiten im steilen und unwegsamen Gelände. An die 130 Feuerwehrleute rückten dazu aus. Als erstes ging es darum, vorbereitende Säuberungs- und Sicherungsarbeiten durchzuführen. Die Bergrettung übernahm die Sicherung der Feuerwehrleute, die Sektion Zivilschutz des Weißen Kreuzes die Verpflegung der Einsatzkräfte. Der Schwerpunkt der Löscharbeiten im Gelände war die Bekämpfung der Glutnester. Bereits während der Tage und Nächte zuvor waren immer wieder Feuerherde ausgebrochen. Die ersten Arbeiten wurden im Bereich der Höfe durchgeführt. Um die Glutnester mit Hilfe von Wärmebildkameras auszuforschen, wurden am vergangenen Sonntag in der Früh 4 Drohnen eingesetzt. Für Material- und Löschflüge blieb weiterhin ein Helikopter am Sportplatz stationiert. Wie lange es dauern würde, um den Waldbrand vollständig zu löschen, war bei Redaktionsschluss noch nicht genau abzuschätzen.
Dickes Dankeschön an alle Einsatzkräfte
Aufrichtig gedankt, auch seitens des Bürgermeisters und Landeshauptmannes, wurde allen Rettungsorganisationen und Institutionen, die mitgeholfen haben, den Waldbrand zu bekämpfen bzw. dessen Folgen zu bewältigen. Die nachfolgende Liste ist lang, aber wohl nicht vollständig: Freiwillige Feuerwehren (der Zug St. Martin der FF Latsch war besonders gefordert), Feuerwehrbezirksverband Untervinschgau, Berufsfeuerwehr, Weißes Kreuz mit SEG-Gruppen, Pelikan 3, Bergrettung, Forstinspektorat Schlanders, Finanzwache, Carabinieri, Ortspolizei, Straßendienst, Zivilschutz des Weißen Kreuzes, verschiedene Landesämter, Heli Austria, Elikos. Besonderen Wert hat die Gemeindeverwaltung von Latsch u.a. auch darauf gelegt, die Bevölkerung und Öffentlichkeit von Anfang an regelmäßig über den jeweiligen Stand der Dinge zu informieren, auch über digitale Medien. Eine nicht kleine Hilfe, auf die nach derart aufreibenden und kräftezehrenden Tagen und Nächten alle gewartet hatten, kam in der Nacht auf den vergangenen Montag vom Himmel: Regen und Schnee. Zumal durch den Brand auch die Schutzfunktion des Waldes (Steinschlag) eingeschränkt wurde, werden seitens des Forstinspektorates Schlanders Aufforstungen ins Auge gefasst, wobei vor allem Laubbäume gepflanzt werden sollen.
