Hellbräune
Publiziert in 13 / 2015 - Erschienen am 9. April 2015
„Wie frustrierend muss es sein, dauernd eine Rechtfertigung finden zu müssen, für das, was man tut.“ So der nur scheinbar bemitleidende Anfang eines Interviews mit der Südtiroler Deutschrock-Band Frei.Wild. Immer wieder wird der Sänger auf seine rechte Vergangenheit angesprochen. Die texanische Band ZZ Top – bekannt für ihre langen Vollbärte – wurde einmal gefragt, ob sie es nicht leid seien, dauernd mit diesen Bärten herumzurennen. Sie haben geantwortet, wenn sie sich heute rasieren würden, wären sie zwar morgen auf der Titelseite jeder Zeitschrift, aber ab übermorgen würde sich niemand mehr für sie interessieren. Könnte sich Frei.Wild eine vollkommene Kehrt- und Abwendung leisten? Die Provokation, das Brachiale, die Parolen und rechten Deutungs- und Identifikationsmöglichkeiten, das wollen viele Hörer (und Käufer!) nicht missen. Das gehört zur Band, wohlwissend welches Publikum sie damit anspricht und anzieht. Würde Philipp Burger morgen plötzlich über die Biene Maja singen, die Fans wären verwirrt und die Musikkritiker ratlos ob des Symbolgehalts von Kurt, dem braunen Mistkäfer. z

Christian Zelger