„Ihr seid frei, ihr habt es gut!“
Mals - In Mals tagte kürzlich die Jury für die Vergabe des Gabriel-Grüner-Stipendiums und des Gabriel-Grüner-Schülerpreises 2025. Vergeben werden der Preis und das Stipendium am 16. Mai im Kulturhaus in Mals. Im Rahmen der Tagung hielt Uli Reinhardt, Zeitenspiegel-Reporter und Jury-Mitglied, einen Gastvortrag am Oberschulzentrum Mals. Reinhardt war ein sehr guter Freund des Malser Stern-Reporters Gabriel Grüner, der am 13. Juni 1999 bei Recherchearbeiten zum Krieg im Kosovo erschossen wurde. Gabriel Grüners Schwester Ute führte in den Vortrag ein, beschrieb die besondere Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Uli Reinhardt und Gabriel und informierte über die Hilfsaktionen ihres Bruders, vor allem gegen das Elend von Menschen in Zentralafrika. Reinhardt sprach von Krisenherden und Kriegsschauplätzen, die es weltweit gibt. Er griff Beispiele aus dem Sudan und aus Somalia auf, sowie aus Afghanistan, Bangladesch, Gaza und der Ukraine. Neben Krieg, Hunger und Krankheiten berichtete er auch von Naturkatastrophen und deren verheerenden Folgen für die betroffene Bevölkerung. Selten war es bei einem Vortrag so still in der Aula Magna, selten war die Aufmerksamkeit so groß, selten zog ein Referent die Schülerinnen und Schüler dermaßen in seinen Bann. Die Betroffenheit war deutlich zu spüren. Auch Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortete Reinhardt. Er sprach von besonderen Augenblicken und schilderte lebensgefährliche Situationen während seiner Arbeit als Reporter. Im Sudan zum Beispiel wären er und sein Team beinahe von der Panzerfaust eines Kindersoldaten getroffen worden. Zur Frage, wie man in Zeiten von Social Media Fakes von Fakten unterscheiden kann, meinte Reinhardt, dass dies immer schwieriger werde, weil es an Zeit, Möglichkeit und oft auch am Willen fehle, sich mit einer Thematik genauer und vorurteilsfrei zu befassen. Seine grundsätzliche Devise als Reporter lautet: „Recherche vor Ort und mit den betroffenen Menschen reden, weil man dann neben dem Wissen auch ein Gespür dafür bekommt, was wahr ist und was falsch.“ Reinhardt regte die Schülerinnen und Schüler dazu an, im nächsten Schuljahr am Gabriel-Grüner-Preis teilzunehmen. Dafür würden Reporter-Profis eigene Schreibwerkstätten einrichten, um mit den Schülerinnen und Schülern das Handwerk des engagierten Journalismus zu üben. Aufgefallen ist, dass Reinhardt bei seinen Ausführungen nie von Schuld sprach, nie urteilte, nie verbittert wirkte und letztlich immer zuversichtlich feststellte, dass trotz des ganzen Leids auf der Welt auch viel Gutes geschieht, auch in den beschriebenen Krisengebieten. Er schloss den Vortrag mit einem Appell an die Jugendlichen: „Ihr hier seid frei, ihr habt es gut. Aber die Freiheit ist nichts wert, wenn ihr sie nicht lebt. Mit der Freiheit ist euch die Verantwortung mitgegeben, aus eurem eigenen Leben das Beste zu machen. Dazu gehört auch, dass ihr jene nicht vergesst, die aus welchem Grund auch immer ein bitteres Los getroffen hat.“ Übrigens: Gewonnen haben den diesjährigen Gabriel-Grüner-Schülerpreis Liam Fiechter und Lena Unterpertinger (Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation in Brixen) mit einer Reportage über Sternenkinder. Der Lohn für das Siegerteam sind 1.000 Euro und ein Praktikum beim Stern in Hamburg und bei der ff in Bozen.