Zur Sennerei „gestrutzt“: Apfelholz in Obststeige, Blumenvase, Plastikstuhl, Christbaum, Parkbank (im Hintergrund), Verkehrsschilder, Gartentisch, Gartenstühle, Bodenleuchter, Statue, Fahrrad.
Zum Bruggenwirt „gestrutzt“: Ein schweres Trampolin, ein Verkehrsschild, die Pizzeria-Tafel in der Schubkarre, Schubkarre mit Besitzername, eine Schneeschaufel, Luftballone und eine Obstkiste über die Brunnensäule gestülpt.
Zeitzeuge seit 71 Jahren: Tabacchino Hansi Gamper

In Goldrain waren wieder die „Strutzer“ am Werk

Publiziert in 4 / 2024 - Erschienen am 27. Februar 2024

Goldrain - Der Unsinnige – von vielen Bürgern als Unsinn eingestuft - erfährt in Goldrain traditionell eine Verlängerung. Seit wann der Unsinnige bis in das Morgengrauen des nächsten Tages reicht und so in Goldrain zum Brauch geworden ist, weiß man nicht. Man weiß nur, dass die Goldrainer heftig protestiert haben, wenn der Brauch des „Strutzens“ einmal ausgefallen ist. „Strutzen“ heißt in Goldrain, dass möglichst vieles von dem, was nicht niet- und nagelfest angehängt oder versperrt im Dorf herumsteht, plötzlich an bestimmten Punkten wieder auftaucht. Früher war‘s vor der Sennerei, später – auch am 8. Februar des Jahres 2024 – mehr an der Ulme vor dem Bruggenwirt. Dorthin wurde „gestrutzt“, was das Zeug hielt und das Dorf hergab.  Weder Martina Oberhofer, die Chronistin und ehemalige Bibliothekarin, noch Hansi Gamper, der „Tabacchino“ am Bruggenwirtsplatz, konnten eine historisch-wissenschaftliche Erklärung liefern. Immerhin hatte Hansi Gamper seit 1962 die „Strutzen-Szene“ von seiner Wohnung aus im Blick. Es geht hier nicht um die „Struzn“ des Bäckers, ein traditionelles Brot aus dem Vinschgau, sondern um das „Strutzen“ mit hartem T. Das harte T kommt auch im Ausdruck „einen Tugg antun“ vor. „Tugg“ entspricht in der Hochsprache dem Wort „Tücke“. Tückische Menschen haben den Hang, jemandem einen Tugg anzutun. Wenn man dann in Goldrain in der Nacht vom Unsinnigen Donnerstag auf den darauf folgenden Freitag jemand „einen Tugg antun“ wollte, erfolgte vorher das sogenannte „Strutzen“. Heute noch lachen Goldrainer über einen bestimmten Mitbürger, der angeheitert erst nach 4 km gemeinsamen Schiebens, „Strutzens“, bemerkte, dass er mitgeholfen hat, seinen eigenen Leiterwagen zu verstellen. Einen „Tugg“ angetan habe man dem Panzele-Wirt in Schanzen, dessen Gasthauseingang zugemauert worden war. Heute noch rätselt man, wie ein vollbepackter Heuwagen auf den Bögen der Goldrainer Etsch-Brücke zu liegen kam. Den Zugang zum Spargeschäft Gamper sollen die Strutzer einmal mit zwei „Fiat 500“ auf einem Anhänger blockiert haben.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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