Wahrscheinlich ist das Interesse an der Eigenverwaltung der bürgerlichen Nutzungsgüter in Goldrain nie so hoch gewesen wie am 15. Dezember 2017.
Zurückgetreten: Manfred Ladurner, Herbert Proserpio, Roman Riedl und Günther Eberhöfer (v.l.).
Kommissar Hias Oberhofer und der für Goldrain zuständige Referent Robert Zagler saßen der Versammlung vor.

In Goldrain wurde Klartext gesprochen

Nach dem Rücktritt von 4 der 5 gewählten Ausschussmitglieder wurde Mathias Oberhofer als Kommissar der Eigenverwaltung Goldrain vorgesetzt.

Publiziert in 44 / 2017 - Erschienen am 19. Dezember 2017

Goldrain - Mehr als einen Monat benötigte der kommissarische Verwalter, um das Innenleben der von Gerold Mitterer geführten Eigenverwaltung Goldrain zu durchleuchten. Am 15. Dezember lud der „Moler Hias“ – wie der 81-jährige Mathias Oberhofer weitum bekannt ist – zur Versammlung. Den gut 50 Bürgern und Bürgerinnen erklärte er, dass er „alle Fakten auf dem Tisch“ habe und fand es sehr negativ „dass die Fraktion noch nie eine Bürgerversammlung einberufen hat“. In deftiger, bodenständiger Sprache ging „Kommissar Hias“ auf jene Vorfälle und Entwicklungen ein, die im Sommer 2017 zum Rücktritt der Eigenverwalter Günther Eberhöfer, Manfred Ladurner, Herbert Proserpio und Roman Riedl geführt hatten. 

Mit Führungsstil unzufrieden
Oberhofer griff weit aus und brachte Vergleichsbeispiele aus seinen 40 Jahren als Vorsitzender der Eigenverwaltung Latsch. Die Ausführungen hatten trotz des ernsten Hintergrundes einen gewissen Unterhaltungswert, wie den Reaktionen des Publikums zu entnehmen war. Die oben genannten Verwaltungsräte hatten in ihrem Rücktrittsschreiben an das Amt für bäuerliches Eigentum schwere Vorwürfe gegen den Führungsstil des Präsidenten Gerold Mitterer und seines Sekretärs Heinrich Pirhofer erhoben. So waren die Räte gezwungen, alle möglichen Ämter zu kontaktieren, um sich Informationen zu beschaffen. Schwer wog der Vorwurf, dass der Fraktion die Flächenprämie von 50.000 Euro für die Soy-Alm wegen Schlamperei entgangen sei. Die 4 Ausschussmitglieder warfen dem Präsidenten und seiner Schreibkraft vor, dass „man eigenmächtig und ohne Auftrag der Verwaltung“ im Falle der Milchhalle eine nicht rechtmäßige Schätzung habe durchführen lassen und ohne Rücksprache und Beschluss eine Versteigerung derselben ausgeschrieben habe. Überhaupt würden einstimmige Beschlüsse nicht eingehalten. Klar und deutlich wird im Rücktrittsschreiben hingewiesen: „Die Immobiliensteuer GIS wurde seit 2015 vorsätzlich nicht mehr bezahlt.“ Daraufhin hätte sich eine Strafe von 900 Euro angehäuft. 

Die Gemeinde ansprechen
Hias Oberhofer griff seinerseits im Detail die meisten Punkte auf und erinnerte, dass von allen Einnahmen der Fraktion 30 % an den Bauernbund abgeführt werden müssten. Vor allem im Hinblick auf die Führung der Sportanlagen und der Einnahmen aus der dortigen Bar habe das Aufsichtsamt Erklärungsbedarf angemeldet. Oberhofer schlug auch konkrete Lösungen vor und kritisierte, dass man der Gemeinde einen Mangel an Zusammenarbeit anlaste, ohne jemals mit ihr gesprochen zu haben. Für den 15. Januar habe er daher eine Aussprache zwischen allen Beteiligten im Rathaus anberaumt. „Das ist schon der Hammer“, meinte der Kommissar zum Thema Schätzungen der Milchhalle und des umliegenden Grundes, wenn man nicht merkt, dass 2 für den sozialen Wohnbau vorgesehene Grundparzellen in der Gefahrenzone liegen. „Halbe Tage habe ich in den Papieren und Unterlagen ‚gekralt‘ “, sagte Oberhofer, bis er den sogenannten „gleichwertigen Grundtausch“ überblickt habe. Dabei ging es um kleinere Grundstücke, die durch den Radwegbau entstanden waren. Sie sollten über die Gemeinde der Bezirksgemeinschaft abgetreten werden. Der Fraktion sollte dafür eine 543 m2 große Goldenanlage überlassen werden. 

Neustart am 25. Februar
Verschiedene Bürger ließen sich bestimmt Aspekte näher erklären. Frühere Verwalter zeigten sich kritischer und warfen dem Kommissar vor, unpassende Vergleiche verwendet zu haben. Die Diskussionen in Kleingruppen zogen sich noch länger fort. Kommissar Oberhofer gab den Termin für die Fraktionswahl mit 25. Februar bekannt. Die zurückgetretenen Ausschussmitglieder würden sich wieder der Wahl stellen. Oberhofers Mandat ende am 28. Februar. Das Honorar spende er für einen wohltätigen Zweck in Goldrain. 
Zu einer Stellungnahme war Sekretär Heinrich Pirhofer nicht bereit. Er sei nur ein Angestellter. Das Fernbleiben des Präsidenten von der Bürgerversammlung bedauerte er. Gerold Mitter wurde bei Redaktionsschluss telefonisch im Ausland angetroffen. Trotz mehrerer Versuche wurde die Verbindung unterbrochen und konnte nicht mehr hergestellt werden. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf
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