Die Inklusionsmitarbeiter/innen freuen sich über ihr Werk.
Das fertige Werk kann sich sehen lassen.
Künstler Matias Alejandro Cabrera
Martin Nagl, der Leiter des Arbeitsverbundes der Lebenshilfe
Alle Beteiligten waren mit viel Begeisterung mit dabei.

„In jedem Kopf ein Universum“

Im Haus Slaranusa entstand ein ganz besonderes Kunstwerk.

Publiziert in 15 / 2024 - Erschienen am 27. August 2024

SCHLANDERS - „In jedem Kopf ein Universum“ steht in großen Lettern an einer Mauer der Räumlichkeiten im Haus Slaranusa in Schlanders geschrieben. Das Werk ist ein ganz besonderes Gemeinschaftsprojekt der Inklusionsmitarbeiter/innen der Lebenshilfe und zugleich ein Abschiedswerk von Matias Alejandro Cabrera. Der Argentinier, der seit zwei Jahren in Meran wohnt und seit über 1,5 Jahren als Betreuer in Schlanders arbeitet, verlässt Südtirol für mindestens ein Jahr, um in seine Heimat Argentinien zurückzukehren. Im September heißt es Abschied nehmen.
Vorher galt es aber noch, etwas Bleibendes zu schaffen. Da
Cabrera neben seinem eigentlichen Beruf auch ein Künstler ist und sich vor allem der „Murales“, also der Wandmalerei, widmet, war es naheliegend ein solches Werk zu schaffen. Sein Schaffen definiert er dabei als „Sozialkunst“. Dies daher, da die gemeinschaftliche Aktivität im Vordergrund stehe. Auch in Straßenvierteln in Argentinien arbeitete er mit Jugendlichen an solchen Kunstwerken. „Jeder soll seine Rolle und seine Fähigkeiten miteinbringen. Die Menschen treffen sich durch die Kunst“, erklärt Cabrera im Gespräch mit dem
der Vinschger. Der Weg sei das Ziel. „Der Prozess ist wichtiger als das Resultat, gibt Identität und Selbstbewusstsein. Und schlussendlich entsteht immer etwas Schönes“, so der Künstler.

So individuell wie die Menschen selbst

Etwas Schönes und Bleibendes ist mit dem Werk im Haus Slaranusa entstanden, keine Frage. Rund 20 Klient/innen der Lebenshilfe waren zwei Wochen lang gemeinsam mit dem Künstler am Malen und Gestalten. Das Werk wurde mit speziellen Farben auf Holzplatten gemalt und anschließend an den Außenmauern des Hauses Slaranusa platziert, so dass es von der Straße aus sichtbar ist. Als Vorgabe wurde das Universum mit seinen Planeten gewählt. Jeder Planet stellt eine eigene Persönlichkeit dar, die verschiedenen Buchstaben wurden von den einzelnen Inklusionsmitarbeiter/innen geschaffen und sind so individuell wie die Menschen im Haus Slaranusa selbst. Auch für Cabrera selbst sei das Werke eine wertvolle Erfahrung gewesen.

„Mit Bildern konnte ich mich ausdrücken“

„Ich finde, dass dies eine wichtige Aktivität ist, wo Menschen sich ausdrücken können. Ein Bild sagt schließlich mehr als tausend Worte“, so der Behindertenbetreuer. Er weiß wovon er spricht, schließlich war das Malen auch für ihn eine Möglichkeit, Sprachbarrieren zu überwinden – anfangs zumindest, wie er im fließenden Deutsch erklärt. Cabrera, geboren 1979 in Buenos Aires, war vor 25 Jahren ausgewandert. Sieben Jahre lebte er im spanischen León. Dann machte er sich mit dem Rad auf den Weg nach Innsbruck. 2.000 Kilometer in drei Wochen. In der Nordtiroler Landeshaupstadt lebte er schließlich rund 15 Jahre, absolvierte dort erfolgreich seine Ausbildung zum Behindertenbetreuer und lernte Deutsch. Wenn er sich sprachlich mal etwas schwerer tat, wusste er sich zu helfen: „Mit Bildern konnte ich mich immer ausdrücken.“

Er tat dem Haus gut

Dass Cabrera die Lebenshilfe in Schlanders verlässt, bedauern Klient/innen und Mitarbeitende. „Er war stets ein zuverlässiger Mitarbeiter, brachte eine andere Kultur mit ins Haus und künstlerische Fähigkeiten. Das tut dem Haus und seinen Menschen gut“, so Martin Nagl, der Leiter des Arbeitsverbundes der Lebenshilfe. Ihm sei es wichtig gewesen, dass der Argentinier etwas Bleibendes hinterlasse. „Es ist schon beeindruckend, was hier entstanden ist, und auch mit wie viel Begeisterung alle mitgearbeitet haben“, unterstreicht Nagl, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub vom fertigen Werk überraschen lassen konnte.

Heim zur Familie

Die Entscheidung nach Argentinien zurückzukehren habe Cabrera bewusst getroffen. „Ich bin schon lange unterwegs“, sagt er. Nun wolle er daheim in Buenos Aires, in einem Land, das sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation befindet und von der Inflation mit voller Härte getroffen wurde, bei seinen Eltern und seinem Bruder sein – und diese unterstützen. Vorerst ein Jahr wollen seine Meraner Lebensgefährtin und er in der argentinischen Hauptstadt verbringen. Dem Haus Slaranusa und den Menschen, die dort leben, wird der sympathische junge Betreuer und Künstler fehlen. Sie hoffen, dass er bald zurückkommt. Sein Kunstwerk an den Wänden wird derweil an ihn erinnern – und warten.

Michael Andres
Michael Andres

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