„Ja“
Der Malser Bürgermeister Josef Thurner tritt erneut als Bürgermeisterkandidat an.
Mals - Seit 2020 ist Josef Thurner Bürgermeister der Gemeinde Mals. Im Interview spricht er über bisher Geleistetes, über anstehende Herausforderungen und darüber, dass die Art von Politik, wie sie in Bozen gemacht wird, nicht die seine ist.
der Vinschger: Herr Thurner, treten Sie am 4. Mai erneut als Kandidat für das Bürgermeisteramt an?
Josef Thurner: Ja.
Wie steht es in Ihrer Gemeinde insgesamt um die Kandidatinnen und Kandidaten Ihrer Partei, der SVP?
Der SVP ist es gelungen, eine ausgewogene Liste zu erstellen.
War es schwer, Leute für eine Kandidatur zu bewegen?
Die Kandidatensuche gestaltete sich äußerst schwierig, auch aufgrund der Geschlechterquote und des allgemeinen Desinteresses an der Politik.
Noch vor Ihrem Amtsantritt haben Sie versprochen, die Politik Ihres Vorgängers Uli Veith im Wesentlichen fortsetzen zu wollen. In welchem Ausmaß sind Sie dieser Zusage nachgekommen?
Ich denke schon, dass es keinen großen Richtungswechsel zu meinem Vorgänger gegeben hat. Es ist vielleicht alles etwas leiser geworden und es gab weniger Reibungspunkte.
Ihre Gemeinde hat 10 Fraktionen. Wie gelingt es der Verwaltung, die Interessen und Anliegen so vieler Dörfer bzw. Täler unter einen Hut zu bringen?
Es stimmt, unsere Gemeinde ist sehr unterschiedlich. Die Anforderungen im Tal sind anders als jene in den Bergfraktionen. Grundsätzlich ist es wichtig, den Grundbedürfnissen gerecht zu werden und der Rest ist eine Draufgabe.
Welches sind in Ihren Augen die wichtigsten Projekte und Vorhaben, die von der Gemeindeverwaltung seit dem Jahr 2020 bis jetzt umgesetzt wurden?
Seit 2020 konnten viele Projekte realisiert werden, unter anderem energetische Sanierungen an Schulen und Gebäuden, der Ausbau Kita samt Vergabe der Führung, die Aufstockung der Grundschule Mals samt dem Neubau der Mensa, viele Projekte in Infrastruktur und Zivilschutz, die Errichtung der Gemeinschaftspraxis in Mals, die Erweiterung des Schlachthofes, die Errichtung von Kühlzellen für die Jagdreviere Mals und Matsch und viele weitere Projekte und Dienste im Bereich Familie und Soziales.
Was hat es mit der Modellregion Obervinschgau auf sich und wie ist es um die Landwirtschaft insgesamt bestellt?
Mit der Modellregion Obervinschgau wurde der Aspekt der Verknüpfung der Landwirtschaft mit anderen Wirtschaftszweigen wie Handel und Tourismus untersucht. Das Ergebnis lieferte durchaus brauchbare Erkenntnisse, auf die aufgebaut werden kann, um konkrete Projekte voranzutreiben. Insgesamt ist die Landwirtschaft in Mals sehr vielschichtig und hat einen hohen Stellenwert. Dies geht auch aus der Umfrage zum Gemeindeentwicklungsprogramm hervor. Insgesamt hat sich die Ertragslage in der Landwirtschaft in den letzten Jahren etwas erholt und die Almwirtschaft und der Urlaub auf dem Bauernhof bieten interessante Nebenerwerbsmöglichkeiten.
Wie sehen Sie die Zukunft des Skigebietes Watles und des Langlaufzentrums in Schlinig?
Für ein kleines Skigebiet wie den Watles ist es immer schwierig zu bestehen. Es wird in Zukunft eine große Herausforderung, anstehende Investitionen zu stemmen. Insgesamt sind aber sowohl der Watles als auch das Langlaufzentrums in Schling eine große Bereicherung für Einheimische und Gäste.
Viele öffentliche Geldmittel investiert die Gemeinde in die Sportstätten. Braucht es für Strukturen, wie es etwa das Hallenbad ist, auch in Zukunft Geldmittel?
Für Sport und Freizeitinfrastrukturen wird es auch in Zukunft öffentliche Geldmittel brauchen, um sie zu erhalten und auszubauen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil von dem, was unsere Gemeinde so lebenswert macht.
Wie ist die Gemeinde in punkto Wohnbau im Hauptort und in den Fraktionen derzeit aufgestellt?
Beim Wohnbau sind noch einige Einheiten im geförderten Bereich in den verschiedenen Fraktionen frei, in Laatsch konnten 2024 vier Baulose zugewiesen werden und in Tartsch ist eine große Erweiterungszone fertig geplant, sodass es jetzt an die Umsetzung gehen kann. Im Hauptort Mals konnten im letzten Jahr freie Plätze vergeben werden, die seit 45 Jahren frei waren. Ansonsten ist auf dem freien Markt einiges in Bewegung, jedoch immer mit der Auflage der Konventionierung, sprich nur für Ansässige verfügbar.
Wie kommt die Bevölkerung mit der derzeitigen Sperre der Vinschger Bahn im Abschnitt Mals-Laas zurecht?
Die Sperre ist sicher keine Werbung für den öffentlichen Nahverkehr, scheint aber eine unausweichliche Notwendigkeit zu sein. Es gilt mit, der Faust im Sack besseren Zeiten entgegen zu schauen.
Ist eine Anbindung der Bahn an das Bahnnetz in der Schweiz bzw. in Österreich noch immer nur eine Vision oder doch mehr?
Solche Anbindungen sind wohl weiterhin nur eine Vision, werden aber als solche in unserem Blickwinkel bleiben.
Kann sich Mals als Oberschulstandort halten?
Der Oberschulstandort Mals hat sich etabliert und erfreut sich regen Zuspruchs. Das OSZ Mals ist ein wesentlicher Bestandteil des Bildungsangebots im Obervinschgau.
Sind die Bagger für den Bau des Schülerheims schon aufgefahren?
Demnächst kommen die Bagger, um das Areal aufzuräumen und Probeschürfungen für den Aufbau des Untergrundes zu machen. Dies wird notwendig, um die Planung zu finalisieren und in die Ausschreibung der Arbeiten zu gehen.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen der neuen Verwaltung?
Eine große zukünftige Herausforderung ist es sicher, auf die Einführung neuer Dienste zu reagieren, wie beispielsweise die Ganztagesschule. Außerdem sind die vielen öffentlichen Strukturen am Laufen zu halten. Eine neue Verwaltung muss sich sicher mit dem schwerfälligen öffentlichen System erst einmal zurechtfinden.
Gibt es in Sachen Tourismus in Ihrer Gemeinde noch Luft nach oben?
Mals besitzt sicher schöne touristische Strukturen, es gibt aber auch noch Ausbaupotential. um die Möglichkeiten in diesem Sektor besser zu nutzen.
Bozen ist von Mals doch relativ weit entfernt. Finden Sie beim Land Gehör, wenn es in Ihrer Gemeinde „brennt“?
Ja, Bozen ist weit entfernt und es scheint, dass es sich zusehends weiter entfernt. Ich habe sicher keinen guten Draht zur Landespolitik, sehe den ländlichen Raum in unserem Land in den Hintergrund gedrängt und muss sagen, dass die Art, wie Politik in Bozen gemacht wird, nicht meine ist.
Was wird in der Gemeinde Mals unternommen, um sich dem Klimawandel anzupassen?
Mals hat bereits viel getan, um die Klimaziele zu erreichen, was es umso schwieriger macht, sich weiter zu verbessern. Dies zeigt auch die Ausarbeitung des Gemeindeklimaplans. Trotzdem sind wir als Gemeinschaft und nicht nur als öffentliche Verwaltung angehalten, uns dem Thema zu stellen und unseren Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes zu leisten.
Bei den Ratssitzungen in Mals geht meistens alles rasch und diskussionslos über die Bühne. Warum ist das in Mals anders als in den meisten anderen Gemeinden?
Ich kann nicht sagen, wie eine Ratssitzung in anderen Gemeinden abläuft, weiß aber, dass bei uns die Sitzungen immer gut vorbereitet sind und die Entscheidungen immer im Sinne der Bevölkerung oder als Anpassung an Gesetze getroffen werden und dahingehend ist es schwierig, langatmige Diskussionen zu führen.
Sind Sie bei der Arbeit im Stall oder auf dem Feld mit den Gedanken im Rathaus und umgekehrt?
Ich bin mit den Gedanken immer bei der Arbeit, die ich gerade mache.
