Bürgermeister Rafael Alber zeigt es an: Es gilt zahlreiche Projekte voranzubringen.

Jüngster Bürgermeister, große Vorhaben

Über Prader Großprojekte, Brandstiftung, Schicksalsschläge und vieles mehr. BM Rafael Alber im Interview.

Publiziert in 14 / 2024 - Erschienen am 31. Juli 2024

PRAD - Im Herbst 2020 holte sich die SVP mit und sicherlich auch dank Rafael Alber das Bürgermeisteramt in Prad zurück. Er hatte sich gegen seinen Vorgänger Karl Bernhart von der Liste „Gemeinsam für Prad“ durchgesetzt. Alber, Jahrgang 1986 und nach wie vor der jüngste Bürgermeister im Vinschgau, hat in seiner stark wachsenden Gemeinde mit mittlerweile fast 3.900 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stand 31.12.2023) freilich alle Hände voll zu tun. Ein Blick auf die vielen größeren und mittleren Projekte macht dies klar. der Vinschger hat mit ihm gesprochen.

der Vinschger: Die SVP konnte das Bürgermeisteramt in Prad zurückgewinnen und regiert seitdem mit dem Freien Bündnis. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Rafael Alber: Grundsätzlich sehr gut, die Arbeit im Ausschuss, wo Kurt Agethle für das Freie Bündnis als Referent tätig ist, klappt reibungslos, wir unterscheiden hier nicht zwischen Parteien. Im Rat ist es ähnlich, auch mit der Opposition funktioniert die Zusammenarbeit. Deren Beschlussanträge wurden größtenteils angenommen und diskutiert. Ich denke, wir konnten in den vergangenen Jahren einiges weiterbringen. Wir machen immer wieder vorbereitende bzw. informelle Sitzungen, was großteils gut im Gemeinderat angenommen wird.

2025 stehen bereits wieder Wahlen auf dem Programm. Ihr Amtsantritt war geprägt von der Coronavirus-Pandemie, man möchte es kaum glauben, dass die Verwaltungsperiode sich schon wieder dem Ende neigt.

Die Verwaltungsperiode war diesmal nicht nur gefühlt kürzer. Die Wahlen waren schließlich ein halbes Jahr später als geplant, zudem beschäftigten wir uns rund eineinhalb bis zwei Jahre sehr viel mit der Pandemie. Da war es schwierig, wichtige Vorhaben lagen vorerst auf Eis. Hinzu kamen Preissteigerungen, erst wegen Corona, dann auch aufgrund des Krieges in der Ukraine. Man kann schon sagen, es war eine turbulente und schwierige Phase für alle Bürgermeister und Bürgermeisterinnen in Südtirol.

Sie sind nach wie vor einer der jüngsten Bürgermeister in Südtirol und arbeiten als Vollzeitbürgermeister. Eine Kandidatur 2025 dürfte schon feststehen?

Eine definitive Entscheidung ist noch nicht gefallen. Dazu werde ich mir in den nächsten Monaten Gedanken machen und mit den verschiedenen Gremien sprechen. Ich bin aber jedenfalls mit viel Freude und Leidenschaft Bürgermeister und kann mir durchaus vorstellen weiterzumachen. Auch weil es derzeit einige wichtige Vorhaben zu verwirklichen gilt, die sich in den nächsten Jahren hinziehen werden. Insgesamt sprechen wir hier von fast 15 größeren und mittleren Projekten.

Das Trinkwasser ist ein solches Großprojekt und beim Wahlkampf gefühlt seit jeher Dauerthema. Auch im Vorfeld der letzten Wahlen. Wie sieht es damit aus?

Da sind wir auf einem guten Weg. Das Trinkwasserprojekt befindet sich in der Umsetzung. Das Wasser wird aus der Rosim-Quelle von Sulden nach Prad geleitet. Seit jeher hatten wir Probleme mit der Qualität des Trinkwassers, welches vom Prader Berg kommt. Das Wasser aus Sulden ist hingegen von sehr guter Qualität. Bereits die Vorgespräche waren mit viel Arbeit verbunden, wir stießen bei der Gemeinde Stilfs um Bürgermeister Franz Heinisch aber auf offene Ohren. Auch die Konzessionen einzuholen klappte reibungslos. Wasser ist stets ein sensibles und emotionales Thema. Ich bin froh, dass alles ohne Streit über die Bühne gehen konnte. Das erste Baulos wurde mit dem Radweg verwirklicht, die Leitungen von Prad bis zu Stilfser Brücke gelegt. Derzeit wird die Trinkwasserleitung von der Kläranlage Sulden bis Gomagoi in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft realisiert.

Wann dürfen sich die Prader auf neues, qualitativ hochwertiges Trinkwasser freuen und wie hoch sind die Kosten?

Es wird noch ein wenig dauern, bis das Trinkwasser von Sulden nach Prad kommt. Die anspruchsvollsten und kostenintensivsten Baulose 4 und 2 sollten aber bereits im nächsten Jahr abgeschlossen sein, dann fehlen noch die drei kleineren Baulose. Insgesamt belaufen sich die Gesamtkosten auf etwa acht Millionen Euro. Das Prader Trinkwasserproblem ist mit diesem Projekt aber für die nächsten Generationen dauerhaft gelöst.

Wie steht es um das Großprojekt Erweiterung der Seniorenstruktur?

Das Siegerprojekt für die Erweiterung der Seniorenstruktur und den gleichzeitigen Bau einer neuen Kindertagesstätte wurde vor rund einem Jahr ermittelt. Im Zuge der Umsetzung des Pilotprojektes „Betreutes Wohnen plus“ wird die Seniorenstruktur St. Antonius saniert und erweitert. Die Finanzierung ist teilweise bereits gesichert, Summen kann man aber noch keine nennen. Konkrete Zahlen dürfte es dann mit dem Ausführungsprojekt geben. Wir befinden uns derzeit noch in der Ausführungsphase, sofern alles reibungslos über die Bühne geht, sollten die Arbeiten für die Seniorenstruktur im nächsten Jahr ausgeschrieben werden. In der neuen Struktur wird eine 24-stündige Betreuung garantiert. Das Projekt wurde mit einer Vereinbarung der drei Gemeinden Prad, Schluderns und Stilfs im Herbst 2021 auf den Weg gebracht. Unsere beiden Nachbargemeinden zahlen anteilsmäßig mit. Neben dem „Betreuten Wohnen plus“ wird in Schluderns das neue Seniorenwohnheim realisiert, bei dem Stilfs und wir aufgrund eines vereinbarten Schlüssels mitzahlen und Betten zugewiesen bekommen.

Wie steht es um die mit der Seniorenstruktur geplante KITA?

Wir haben derzeit eine Zehnergruppe, es wäre aber Bedarf für rund 25 Plätze. Eine Finanzierung seitens des Landes gibt es nicht. PNRR-Gelder, für die wir erst den Zuschlag erhalten hatten, wurden uns entzogen, da Zwischenfristen nicht eingehalten werden konnten, was wir jedoch angekündigt hatten. Die Frist für den Abschluss – die PNRR-Projekte müssen bis Mai 2026 realisiert werden – hätten wir einhalten können. Wir hatten bereits die Zusage aus Rom, dass dies so passt. Heuer wurden die Gelder nun doch plötzlich gestrichen. Das war schon ein Rückschlag.

Welches sind die weiteren dringlichsten Projekte?

Die Erweiterung, Sanierung und Aufstockung der Grundschule. Derzeit ist das Ausführungsprojekt in Planung. Die Bauarbeiten sollten im nächsten Jahr in Angriff genommen werden. Wie die Zahlen und ein Blick auf die kommenden Jahrgänge in den nächsten Jahren zeigen, eilt es. Bereits jetzt mussten wir Container aufstellen. Das Projekt sollte innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre unbedingt realisiert werden. Auch die Friedhofserweiterung sollte in den nächsten Jahren angegangen werden. Eine Grundfläche von rund 900 Quadratmetern neben dem bestehenden Friedhof wurde angekauft. Da fehlt noch die Finanzierung. Das Projekt muss komplett von der Gemeindekasse gestemmt werden, das stellt uns vor große Herausforderungen. Zudem stehen zahlreiche weitere kleinere und größere Projekte an, wie die Erneuerung der Kabinen beim Sportplatz sowie zahlreiche Instandhaltungsarbeiten, Verlegungen von Leitungen, Maßnahmen zur Verkehrssicherheit etc. Auch ein neues Jugendzentrum ist geplant, dieses entsteht gemeinsam mit der neuen Werkstatt für Menschen mit Behinderung, wobei es sich hierbei um ein Gesamtprojekt mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau handelt.

2022 wurde vonseiten der Region Lombardei und des Landes Südtirol die Stilfserjoch GmbH gegründet. Wann kommt die Eintrittskarte für den Pass?  

Das Team um Präsident Roland Brenner, Mitglied des Gemeinderates von Stilfs, arbeitet viel im Hintergrund. Es gilt noch einige Fragen zu klären, etwa ob man die Einfahrt, die sich bei den Drei Brunnen befinden würde, mit Schranken oder anderweitig regelt. Da es sich jedoch um eine Staatsstraße handelt, braucht es die Zusage vom Staat für die weiteren Schritte und die endgültige Realisierung. Einige weitere Projekte für das Stilfser Joch sollen derweil aber realisiert werden, so sollen auf der Passhöhe Fahrraddepots und Toiletten entstehen.

Ein weiteres, im wahrsten Sinne des Wortes brennendes Thema, sind die Brände in Ihrer Gemeinde. Brandstiftung ist offensichtlich.

Das begleitet uns bereits seit über vier Jahren. Es ist belastend für die Prader Bevölkerung, die Sorge, dass es einen selbst trifft ist natürlich immer da. Auch für mich als Bürgermeister ist es sehr belastend, weil viel kann man nicht machen. Natürlich kann die Polizeipräsenz erhöht werden. Die Ermittlungen gestalten sich aber immer schwierig. Es gibt keine Anhaltspunkte. Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger verdächtige Beobachtungen sofort bei den Carabinieri melden. Sicherlich sind aber auch nicht alle Brände Brandstiftung, sondern einige auf Unachtsamkeiten zurückzuführen.

Wie fällt die Zwischenbilanz als Bürgermeister aus?

Ich bin gerne Bürgermeister. Es ist schon eine spannende Arbeit, es kann etwas bewegt werden. Ich war einer der Jüngsten, ich musste viel lernen und werde auch noch viel lernen müssen. Es ist schön, wenn man etwas umsetzen kann und etwas weiterbringt. Es gibt aber auch die andere Seite. Die große Verantwortung kann auch eine Belastung sein. Auch die Kritik ist oft unter der Gürtellinie, die Menschen wurden aggressiver. Insbesondere seit Corona ist die Unzufriedenheit groß. Natürlich gibt es viele Sachen, die nicht richtig waren und die nicht richtig sind. Auch in der Politik werden Fehler gemacht. Man versucht aber immer, das Beste für die Bevölkerung zu tun.

Im Herbst 2022 starb Gemeindesekretär Kurt Warger im Alter von 58 Jahren bei einem Autounfall. Was bedeutete dies für die Gemeinde?  

Es war ein schwerer Schlag, menschlich und beruflich. Es war für uns alle eine schwierige Zeit, die Betroffenheit war riesig. Ein großer Dank geht an alle Mitarbeitenden in sämtlichen Bereichen. Nur durch ihren großen Einsatz in dieser Extremsituation konnte die Verwaltung ordentlich weiterlaufen. Ein großer Dank geht auch an Ludwig Thoma, mit dem wir erst eine Aushilfe und dann einen Nachfolger finden konnten.

Was gefällt Ihnen an Prad?

Prad ist eine lebenswerte Gemeinde. Die Menschen hier fühlen sich wohl. Viele ziehen nach Prad. Wir sind südtirolweit die Gemeinde mit dem dritthöchsten Bevölkerungszuwachs sowie mit der dritthöchsten Geburtenrate (je 1.000 Personen) und in dieser Hinsicht im Vinschgau an erster Stelle. Das bringt aber natürlich Herausforderungen mit sich, wie die Investitionen in die Erweiterung von Strukturen, sprich Grundschule, Kita und Co., aber auch der soziale Bereich ist dadurch sehr anspruchsvoll. Diese Herausforderungen gilt es zu meistern.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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