Katharinaberg

Publiziert in 18 / 2004 - Erschienen am 23. September 2004
[K] Fotos: Florian Peer, Text: Andrea Perger [/K] [F] “Es gibt Manderleit, Weiberleit und Schnalser” [/F] [K] Ortsnamensbedeutung: Ältere Schreibungen liegen nicht vor. Mundart: "Katrinapärg", amtl. ital. Name: "Monte Santa Caterina". Benennung nach der Kirchenpatronin. Quellen: "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte", von Egon Kühebacher 1991 "Vinschgau" von Josef Rampold, Auflage 1997 "Chronik der Musikkapelle Katharinaberg" "Das Schnalstal und seine Geschichte" von Johann Rainer, herausgegeben vom Verkehrsverband Schnalstal 1986 "Schnals, aus Geschichte und Gegenwart eines Südtiroler Hochgebirgstales" von J. Hendricks, U. Hendricks, J. Rainer 1990 Informationen: Mair Otto Karl [/K] [F] Historisches [/F] Das Schnalstal wurde wahrscheinlich erst in nachchristlicher Zeit besiedelt. Dafür sprechen die einst schwer zugängliche Lage, sowie das Fehlen entsprechender Funde. Der erste Zugang dürfte auch nicht über die heutige Zufahrt erfolgt sein, sondern über das Schlandrauntal bei Schlanders sowie das Taschljöchl. Wie in anderen Tälern dürften die ersten Siedler Hirten gewesen sein. Durch den Zugang über das Schlandrauntal war Kurzras bis 1582 Teil der Pfarre Göflan. So wurden die Toten zur Bestattung auf den Friedhof nach Göflan gebracht. Im Winter kam es dabei zu Problemen. Katharinaberg war lange im Besitz eines Seitenzweiges der Herren von Montalban, den Herren von Schnals. Hier, auf einem Felsen in Katharinaberg, hatten diese Herren ihre Burg. Im Jahre 1295 kaufte Fürst Meinrad II. von Tirol die Besitzungen der Herren von Schnals auf. Die heutige Pfarrkirche von Katharinaberg steht angeblich an der Stelle der einstigen Burg, die im Jahre 1350 von den Karthäusermönchen zerstört wurde. Die Geschichte des Dorfes ist jedoch weniger von Adeligen, als mehr von der langen bäuerlichen Tradition geprägt. Durch die Abgeschiedenheit waren die Bauern mehr als anderswo Selbstversorger, also auf die Produktion des eigenen Hofes angewiesen. Der erste fahrbare Weg durch die Mündungsschlucht des Schnalstales entstand erst im Jahre 1875. Die Fertigstellung dieses Fuhrweges war ein Meilenstein in der Geschichte des Tales, das vorher nur über Saumpfade, die teilweise recht gefährlich waren, erreichbar war. Mit dem Bau des Weges wurde der Grundstein für den Tourismus gelegt. Die heutige Zufahrtsstraße nach Katharinaberg entstand 1970. Kirchlich gehörte Katharinaberg bis 1735 zur Pfarre Naturns. [F] Dorfzahlen [/F] Das Dorf Katharinaberg liegt auf einer Meereshöhe von 1245 Metern. Im Dorf leben zurzeit 334 Menschen. [F] Dorfleben [/F] Auf der Innenseite eines Buches über das Schnalstal finde ich eine alte Vinschger Redensart: "Es gibt Manderleit, Weiberleit und Schnalser." Vielleicht spricht aus dieser Rede nur der Neid der Vinschger den Schnalsern gegenüber und ihrem schönen Tale. Tatsache ist, dass das Schnalstal durch seine Mündungsschlucht nicht nur geologisch eine eigene Welt ist. Doch die Abgeschiedenheit, einst großer Nachteil, hat sich in letzter Zeit immer mehr zum Vorteil gewandelt. So mancher ist den Schnalsern für ihre ruhige Lage heute neidisch. Katharinaberg liegt am Anfang des Schnalstales auf einem Hochplateau. Diese Lage ist recht günstig und man hat von hier aus einen guten Überblick auf das Schnalstal. Die Besucher zog von jeher der weithin sichtbare Kirchturm in ihren Bann. In mehreren Vinschgau- Büchern findet sich der selbe Vergleich wieder: Wie ein feiner Pinselstrich zeichnet sich der Turm ab gegen seinen nicht minder malerischen Hintergrund hin. Der Begriff Postkartenlandschaft taucht ebenfalls auf. Den Einheimischen sind wohl andere Werte ihres Heimatdorfes wichtiger, als die viel beschriebene Schönheit. So kann die Musikkapelle bereits auf über 50 Jahre Tätigkeit zurückblicken. Nach ihrer Gründung 1953 mussten sich die Musikanten ihre Trachten selbst finanzieren, auch gab es kein Probelokal. Die Proben fanden auf diversen Höfen statt. Ende der sechziger Jahre diente der Heizraum der Volksschule als Probelokal. So widrig die äußeren Umstände auch erscheinen mögen, die Musikkapelle war von Anfang an sehr aktiv. Schon bald hatte die Musikkapelle als kulturelle Bereicherung ihren fixen Platz im Dorfgeschehen. Ein Höhepunkt bildet das jährliche Frühjahrskonzert. Auf die Idee der Obmänner von Katharinaberg (Gerhard Müller) und Unser Frau (Otto Rainer) hin wurde die Blasmusikschule Schnals ins Leben gerufen um die Kontinuität der Musikkapellen durch Förderung und Ausbildung der Jugend zu sichern. Neben der Musikkapelle weist auch die Feuerwehr eine rege Tätigkeit auf. Anfangs der 50er Jahre gegründet, zählt dieser Verein im Durchschnitt immer um die 30 aktiven Mitglieder. Pfarrgemeinderat, KVW und andere kleinere Vereine sind ebenfalls ums Dorfleben bemüht. Die Katharinaberger fühlen sich zusammengehörig. Vor dem Bau der Zufahrtsstraße in den 70er Jahren war man im Dorf unter sich. Die Jugend, die heute oft und gern ins Tal fährt, traf sich früher auf den Höfen. Es gab Hausbälle, musiziert wurde viel und getanzt ebenso. Mancher Katharinaberger erinnert sich mit Wehmut an diese Zeit. 1971 entstand dann das erste Gasthaus im Ort, später das Hotel. Durch engagierte Bürger erreichte man die Ausweisung einer Wohnbauzone, die dem Dorf den nötigen Aufschwung brachte. Durch den Bau der Zufahrtsstraßen zu den Höfen wurde der bäuerliche Alltag etwas erleichtert. Lediglich ein Hof (Saxalbhof) ist bis heute ohne Zufahrt. Der Pfarrer des Dorfes, Josef Rottensteiner ist seit 1943 im Dorf. Lediglich eine kurze Zeit war er als Kooperator auswärts im Amte. Heute ist er zwar offiziell im Ruhestand, hält aber regelmäßig Messfeiern. Das Engagement für sein Dorf scheint für den 1918 geborenen ungebrochen. Genauso groß ist der Respekt und der Dank, den die Katharinaberger ihm entgegen bringen. Obwohl in Katharinaberg fleißig gerodelt wird, hat der Wintersport hier nicht die Tradition, wie in anderen Ortschaften des Schnalstales. Durch die überaus sonnige Lage hält der Schnee nur kurz. Vorteil und Nachteil zugleich für das Dorf: Bisher blieb man hier vor Aufstiegsanlagen und Touristenrummel verschont. [F] Wanderung [/F] Eine besonders lohnende Wanderung ist der Weg von Katharinaberg zur Obermairalm. Diese hieß früher Gamplhof und hat ihre Ursprünglichkeit über die Jahrhunderte bewahrt. Vom Dorf führt der markierte Weg Nummer 10 zur Alm. Geübte können dem Weg weiter bis zur 3079 Meter hohen Kirchbachspitze folgen. Von diesem Gipfel aus ergibt sich ein Ausblick auf das Schnalstal und den unteren Vinschgau mit dem Meraner Raum. Weiters ist von hier aus die gesamte Südtiroler Bergwelt sichtbar. Wer nur bis zur Alm wandern möchte, bekommt allerdings auch einiges, wie etwa alte Getreidemühlen, zu sehen. Vorschau: 07.10.04 - Goldrain 21.10.04 - Schleis

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