„Kein Stillstand in Glurns“
Anton Patscheider wird die Stadtgemeinde voraussichtlich bis Mai 2021 als Kommissär verwalten.
Glurns - Kein Gemeinderat, kein Bürgermeister, kein Ausschuss: in dieser Situation befindet sich seit Ende Oktober die Stadtgemeinde Glurns. Zu einem Stillstand ist es im „Stadtl“ aber nicht gekommen, wie der kommissarische Verwalter Anton Patscheider in einem Gespräch mit dem der Vinschger unterstreicht.
der Vinschger: Herr Anton Patscheider, seit wann genau verwalten Sie die Gemeinde Glurns als außerordentlicher Kommissär?
Anton Patscheider: Ich wurde am 27. Oktober 2020 mit Beschluss der Landesregierung zum Kommissär der Stadtgemeinde Glurns ernannt. Die Ernennung war sofort rechtskräftig, so dass ich mich bereits am nächsten Tag in der Gemeinde gemeldet habe. Drei Tage später musste ich bereits eine Ziviltrauung vornehmen. Die Ernennung gilt bis zur Wahl des Gemeinderates im Frühjahr 2021.
Welche konkreten Aufgaben bzw. Zuständigkeiten obliegen Ihnen als Kommissär?
Die Zuständigkeiten des Kommissärs sind im Beschluss der Landesregierung festgelegt und lauten kurz und bündig: „… die Aufgaben des Bürgermeisters, des Gemeindeausschusses und des Gemeinderates bis zu den Neuwahlen auszuüben.“ So kurz die Beschreibung der Zuständigkeiten ist, desto umfangreicher und verantwortungsvoller ist deren Umsetzung in der Praxis.
Müssen Sie oft den bisherigen Bürgermeister Luis Frank kontaktieren?
Zwischen dem bisherigen Bürgermeister Luis Frank und mir ist eine kurze und sehr konstruktive Amtsübergabe erfolgt. Warum sollte es auch anders sein? Herr Frank hat sich bereit erklärt, mir künftig bei eventuellen Fragen zur Verfügung zu stehen und hat seine Mithilfe bei Bedarf angeboten. Bisher haben sich die Kontakte zu ihm in Grenzen gehalten. Ich muss nach eigenem Wissen und Gewissen die Entscheidungen treffen.
Haben Sie den Eindruck, dass es nach dem Scheitern der Stadtrats-Wahl zu einer Art Stillstand in der Gemeinde gekommen ist?
Natürlich nicht. Der Kommissär wird ja eingesetzt, damit es zu keinem Stillstand in der Gemeinde kommt. An einen reibungslosen Übergang bis zur Neuwahl arbeite ich gerade.
Hat sich die Tatsache, dass Glurns kommissarisch verwaltet wird, auf die Bewältigung der Covid-19-Situation ausgewirkt?
Auf die Bewältigung der Covid-19-Situation hat sich meines Erachtens die kommissarische Verwaltung nicht ausgewirkt. Was in die Zuständigkeit der Gemeinde fällt, wird nach wie vor erledigt. Den Massentest am Wochenende vom 20. bis 22. November haben wir auch in Glurns - natürlich mit Unterstützung vieler Helfer - zur vollen Zufriedenheit bewältigt. Ich möchte auch hier die Gelegenheit nutzen, der Freiwilligen Feuerwehr, dem diensthabenden sanitären Personal, den Freiwilligen aus der Bevölkerung und nicht zuletzt den Mitarbeitern der Gemeinde ein Lob und meinen Dank auszusprechen. Ebenso gilt der Dank der Bevölkerung, die zahlreich und alle Erwartungen übertreffend teilgenommen hat und Geduld und Rücksicht bei der Abwicklung der Tests gezeigt hat. Für Glurns waren 600 Tests vorgesehen. Wir haben dieses Ziel fast erreicht. An den drei Tagen wurden 593 Tests durchgeführt.
Sie sind Verwalter und kein Politiker. Trotzdem die Frage: Wie sehen Sie derzeit das politische Klima in Glurns? Ist die Stadt tatsächlich gespalten?
Für die Bewertung des politischen Klimas bin ich natürlich nicht zuständig, trotzdem kann ich meinen persönlichen Eindruck darlegen. „Heiße Eisen“ oder ähnliches werden natürlich nicht an mich herangetragen. Eine Spaltung in der Stadtbevölkerung kann ich persönlich nicht erkennen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Bevölkerung nach einer gescheiterten Wahl sich erst einmal Ruhe wünscht bis die Vorarbeiten für die nächste Wahl wieder starten.
Wann rechnen Sie mit den Neuwahlen?
Ich persönlich hoffe natürlich sobald wie möglich. Wahrscheinlich wird es aber Mai 2021 werden.
Verdienen Sie eigentlich gleich viel wie der Bürgermeister einer Gemeinde der Größenordnung von Glurns?
Auch die Amtsentschädigung ist im genannten Beschluss der Landesregierung enthalten und bestimmt, dass für die Dauer des Auftrages dem außerordentlichen Kommissär die Amtsentschädigung des Bürgermeisters zusteht. Ich bekomme ca. 1.600 Euro netto im Monat.
Was wünschen Sie den Glurnserinnen und Glurnsern zu Weihnachten und für das neue Jahr?
Den Glurnserinnen und Glurnsern wünsche ich natürlich, wie uns allen, frohe und friedliche Weihnachten, vor allem die Gesundheit und eine baldige Genesung jenen, die zur Zeit mit der Gesundheit zu kämpfen haben. Für das neue Jahr 2021 wünsche ich ihnen zudem noch Frieden in der Gemeinschaft und klare Vorstellungen für die nächsten Gemeinderatswahlen.