Dieses Modelle zeiget, wie die „Wohnanlage Schlossgraten“ in etwas aussehen sollte.

Keine Mehrheit

Publiziert in 7 / 2016 - Erschienen am 24. Februar 2016
Für Bebauungskonzept der Wohnanlage „Schlossgarten“ Schlanders - Bereits dreimal war in der Baukommission über das Projekt „Wohnanlage Schlossgarten“ kontrovers diskutiert worden. Der Bauwerber (Immobilien Pohl) hatte mehrere Varianten vorgelegt und Verbesserungen vorgeschlagen. Ende Jänner hatte die Baukommission die letzte Variante mit breiter Mehrheit (9 Ja, 1 Nein) positiv begutachtet. Es wurde vereinbart, dass der Gemeinderat das Bebauungskonzept mit Vorschreibung eines Durch­führungsplanes genehmigen sollte. Am 18. Februar stellten die Architekten Stephan Marx und Elke Ladurner das Projekt dem Gemeinderat vor. Die neue Variante sieht vor, anstelle der bisherigen Pension „Schlossgarten“, die seit ca. 10 Jahren geschlossen ist, zwei Baukörper zu errichten und diese so anzuordnen, dass die Sicht auf die Schlandersburg, speziell auf den Turm, nicht beeinträchtigt wird. Die Baukörper sehen je 3 Obergeschosse und 2 Tiefgeschosse sowie eine gemeinsame Tiefgarage vor. Das rechtlich bebaubare Volumen beläuft sich auf über 5.000 Kubikmeter. Wie der Gemeindetechniker Manfred Horrer informierte, wären im Falle einer quantitativen Erweiterung der Pension gesetzlich sogar ca. 10.000 Kubikmeter möglich. Jedem Bauherrn stehe es frei, das rechtlich vorgesehene Volumen zu verbauen. In diesem Sinn äußerte sich auch Bürgermeister Dieter Pinggera: „Die Frage ist, wie das Volumen verbaut wird.“ Die letzte vorgelegte Variante sehe nach Ansicht der Techniker einen „vorbildlichen Ansatz für die Verteilung des großen Volumens vor.“ Die Sicht zum Schloss werde verbessert, die Höhe etwas reduziert. Ausdrücklich festgehalten habe die Baukommission zudem, „dass es keine Erhöhung der Baudichte geben darf.“ Auch über ein Gutachten des Denkmalamtes, das wenige Stunde vor der Ratssitzung im Rathaus eingetroffen war, informierte Pinggera. Das Gutachten ist im Wesentlichen positiv. Eingeholt wurde es, weil sich in unmittelbarer Nähe dieser sensiblen Zone in der Dorfmitte mehrere denkmalgeschützte Gebäude befinden. Auch eine Eingabe von ca. 20 Anrainern verlas Pinggera. Darin wird befürchtet, dass das historisch gewachsene Ortsbild Schaden nehmen könnte. Beanstandet werden vor allem die Höhe der zwei Baukörper sowie das große Bauvolumen. Ähnliche Bedenken äußerten bei der Diskussion auch mehrere Gemeinderäte und auch Ausschussmitglieder. Kritisiert wurde u.a., dass das Dorf durch den Bau der modernen Wohnanlage an Ursprünglichkeit einbüßen könnte und dass es zu einer weiteren „Verstädterung“ komme. Problematisch sei vor allem die Höhe. Auch zur Ästhetik und vorgesehenen Außengestaltung der Baukörper wurden unterschiedliche Ansichten geäußert. Wie umstritten das Projekt, hinter dem natürlich auch große ökonomische Interessen stecken, tatsächlich ist, zeigte sich bei der Abstimmung: 8 Räte stimmten für das Bebauungskonzept, 4 enthielten sich der Stimme (Patrik Gamper, ­Erhard Alber, Roland Platzgummer und Michael Rettenbacher) und 4 waren dagegen (Dunja Tassiello, Cosimo Bonino, Josef Rettenbacher und Peter Raffeiner). Das Konzept gilt somit als abgelehnt. Dem Bürgermeister war die Enttäuschung anzusehen. „Wie es nun mit dem Vorhaben weitergeht, steht noch nicht fest. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die wir jetzt prüfen“, sagte Pinggera am Tag nach der Sitzung. Seiner Ansicht nach sei im Gemeinderat über weite Strecken über die Ästhetik der Anlage diskutiert worden, „obwohl es im Grunde eigentlich nur um zwei Dinge hätte gehen müssen, nämlich um die Höhe und die Breite.“ Er habe „ehrlich den Eindruck gewonnen, dass sich nicht alle Räte bewusst waren, was sie tun.“ Von einer verantwortungsbewussten Abstimmung könne nicht die Rede sein. Das sei schade, denn mit dem jüngsten Projektansatz sei es geglückt, „die Quadratur des Kreises zu erreichen.“ Ebenfalls nicht allen Räten bewusst dürfte es sein, dass eine Enthaltung de facto eine Nein-Stimme ist. sepp
Josef Laner
Josef Laner
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