„Ketter“
Publiziert in 31 / 2012 - Erschienen am 5. September 2012
Der Ketter (Homo super-venostanus) ist im oberen Vinschgau zwischen dem Långkraiz und Reschen heimisch und gedeiht dort seit vielen Jahrhunderten. Sein Lebensraum ist geprägt von einem durch Sedimentablagerungen entstandenen Schwemmkegel, der als größter der Alpen gilt, und durch zwei Seen. Der Boden ist fruchtbar und wird von diesem vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Der Ketter ist seit jeher von lebhaftem Temperament, stattlichem Aussehen und mit einer außerordentlichen Portion Traditionsbewusstsein ausgestattet. Zudem besitzt er ein originelles Verhältnis zur Wahrheit. Besonders in früheren Zeiten ernährte er sich am Morgen in erster Linie von Kaffee und Riibl. Er unterscheidet sich von den südlicher wohnenden Unterarten des Homo venostanus unter anderem in der Verwendung des Wortes „kett“ (eigentlich „ghett“) für das Partizip Perfekt von „haben“, woher sein Name rührt, was einen Austausch mit dem alemannischen Sprachraum nahelegt. Wenn ein anderer Ketter das Zeitliche segnet, kommentiert er das gerne mit Sätzen wie „Deïr håt aa laimer Ermatai kett!“ z

Christian Zelger