Als Sinnbild für die Pubertät zeigte Evelin Mahlknecht ein Bild eines ungestümen und aufbrausenden Meeres, in dessen Mitte der Leuchtturm – sinnbildlich für die Eltern und Erwachsenen – beständig und unbeirrt steht.
Präventionsexpertin Evelin Mahlknecht
Der Vortagsabend mit der Präventionsexpertin Evelin Mahlknecht war gut besucht.

Kinder stärken, Sucht vorbeugen

Vortagsabend mit der Präventionsexpertin Evelin Mahlknecht in Prad

Publiziert in 3 / 2023 - Erschienen am 14. Februar 2023

Prad - Ende Jänner lud der Katholische Familienverband Prad, unterstützt vom „Jungen Dorf Prad“, zu einem Vortrag zum Thema „Kinder stärken, Sucht vorbeugen“ mit der Präventionsexpertin Evelin Mahlknecht vom Forum Prävention. Das Thema „Drogen“ beschäftigt zurzeit viele Menschen – vor allem Eltern – in Südtirol, weshalb zahlreiche Interessierte der Einladung gefolgt sind.

Was ist Sucht?

Sucht, so die Präventionsexpertin, umfasst nicht nur das Thema illegale Drogen, sondern genauso Alkohol, Zigaretten oder auch digitale Medien. Kommen Jugendliche in Kontakt mit Drogen, hat das meist mit Neugierde zu tun, wobei die Suchtgefahr gering bleibt. Wird nur gelegentlich konsumiert, spricht man immer noch von risikoarmem Konsum. Der Übergang zum problematischen bzw. abhängigen Konsum passiert aber schleichend und ist den Konsumenten meist gar nicht bewusst. Um eine Sucht (oder wie es im Fachjargon heißt, Substanzgebrauchsstörung) zu entwickeln, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen: zum einen spielt die konsumierende Substanz (Alkohol, Heroin, Kokain, …) eine Rolle, zum anderen die Umwelt (Freunde, Dorfgemeinschaft, Kultur, …) und als dritter und wichtigster Faktor die Person (Genetik, körperliche Gesundheit, traumatische Erlebnisse, …).

Warum und wozu konsumieren Jugendliche Drogen oder Alkohol?

Jugendlichen geht es meist um die Rauscherfahrung. Rauscherfahrung ist ein menschliches Bedürfnis, das schon kleine Kinder erleben möchten, indem sie sich beispielsweise so lange im Kreis drehen, bis sie hinfallen. Diesen Rauschzustand kann man über viele verschiedene Wege erreichen – Sexualität, Tanzen, Sport, um nur drei zu nennen. Der kürzere und einfachere Weg, eine Rauscherfahrung zu machen, ist aber der Alkohol. Erwachsene müssen sich immer bewusst sein, dass sie als Vorbild für Kinder und Jugendliche gelten. Kinder und Jugendliche erleben Alkohol als omnipräsent und sehen ihn als Teil unserer Gesellschaft. Was zudem eine wichtige Rolle spielt, ist, dass Jugendliche das Gefühl haben, „immer funktionieren zu müssen“. In unserer Leistungsgesellschaft ist wenig Platz für das Nicht-Funktionieren. Als harmloseres Beispiel dafür nannte Evelin Mahlknecht die Kopfschmerztablette.

Stürmische Zeiten

Pubertät ist eine sehr schwierige Phase im Leben der Jugendlichen. Manchmal ist es für Erwachsene wichtig, einfach an die eigene Pubertät und die eigene Gefühlslage in der damaligen Zeit zu denken, um Jugendliche besser verstehen zu können. Als Sinnbild für diese stürmische Zeit zeigte die Präventionsexpertin ein Bild eines ungestümen und aufbrausenden Meeres, in dessen Mitte der Leuchtturm – sinnbildlich für die Eltern und Erwachsenen – beständig und unbeirrt steht.

Wie kann man Jugendliche bestmöglich stärken?

Ein wichtiger Punkt, um Kinder zu stärken, ist, ihre persönlichen Stärken zu sehen, zu benennen und zu fördern. Das Negative erkennt man oft viel leichter, doch sollten Eltern sich als Richtlinie nehmen, dass sie auf jeden Kritikpunkt am Kind fünf positive Eigenschaften benennen können. Jugendliche sollten sich von den Eltern ernst genommen fühlen. Sie sind keine Kinder mehr, und so möchten sie auch behandelt werden. Freiräume einerseits und richtig gesetzte Grenzen andererseits, bieten Kindern und Jugendlichen die Entfaltungsmöglichkeit, die sie brauchen. Wachsen Kinder in einer Umgebung auf, in der Gefühle – auch negative – gezeigt und benannt werden dürfen, ist das eine wertvolle Ressource für sie. Wenn Jugendliche das Gefühl haben, dass man sich für sie interessiert und sie wertschätzt, auch wenn sie nicht über sich reden möchten, werden sie auf ihrem Weg ins Leben bestärkt. Doch das Wichtigste ist, sich und den eigenen Kindern Zeit zu geben. Jedes stürmische Meer beruhigt sich irgendwann wieder.

Redaktion

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