„Kleinkrankenhaus ist wie eine Schule“

Publiziert in 2 / 2015 - Erschienen am 21. Januar 2015
Viele Vinschger bei Vortrag in Sterzing. Aktive Plattform „Freunde Krankenhaus Schlanders“. Vinschgau/Sterzing - Zahlreich teilgenommen haben Vinschger Bürgerinnen und Bürger sowie auch Vinschger Politiker an einem Informationsabend in Sterzing, bei dem der Gesundheitsökonom Willy Oggier aus der Schweiz referierte. In einem Interview mit Peter Trenkwalder (salto.bz) antwortete Oggier auf die Frage, wie wichtig ein Kleinkrankenhaus für eine ländliche Region wie das Wipptal ist, folgendermaßen: „Ein Kleinkrankenhaus, gerade in so einer Region wie hier ist ähnlich einer Schule. Es ist ein elementares Basisbedürfnis einer Bevölkerung das man nicht so leichtfertig aufs Spiel setzten sollte. Ein Krankenhaus übernimmt ganz wichtige Funktionen, nicht nur für die Gesundheitsversorgung, sondern für die ganze Gesellschaft. Wenn diese Kleinspitäler wegfallen oder nur mehr Tageskliniken vorhanden sind, dann hat das selbstverständlich erhebliche Konsequenzen.“ Umgemünzt auf den Vinschgau dürften diese Aussagen angesichts der geografischen Beschaffenheit und Bevölkerungsanzahl noch mehr Gewicht haben. Auf die Frage, ob es sinnvoll ist, Kleinkrankenhäuser in Südtirol in Tageskliniken umzuwandeln, meinte Oggier: „Entscheidend ist, wo ist dieses Kleinkrankenhaus? Ist es in einer ländlichen Region mit gebirgigen Verhältnissen, mit weiten Strecken, könnte es durchaus sein, dass die elementaren Qualitätsvorgaben für Notfallmedizin nicht mehr eingehalten werden können. Handelt es sich zudem um eine Tourismusregion, wo in Zeiten der Hochsaison zwei- bis dreimal soviel Leute anwesend sind, dann kann dieser Schritt, ein Kleinkrankenhaus in eine Tagesklinik umzuwandeln, gefährlich werden.“ Die Diskussion dürfe grundsätzlich nicht darum gehen, „kommen wir mit den Kosten raus, sondern es muss darum gehen, welches Gut haben wir.“ Es gehe um Versorgungssicherheit: „Entweder wollen wir diese Versorgungssicherheit für diese Bevölkerung, dann darf man dafür auch was bezahlen, oder man will sie nicht, dann soll man es auch sagen. Dann darf man sich nicht wundern, wenn es mit der Zeit dann kein Krankenhaus mehr gibt, und auch keine Industriebetriebe, Gastbetriebe und andere wirtschaftliche Strukturen.“ „Inser Spitol“ Die offene Plattform „Freunde Krankenhaus Schlanders“ (auch auf Facebook) hat mittlerweile ein neues Faltblatt mit interessanten und konkreten Informationen gestaltet. Das Jahresbudget des Krankenhauses Schlanders liegt demnach bei 24,9 Mio. Euro. Diese Summe entspricht 2,5% des Südtiroler Gesamthaushalts im Sanitätsbereich, wobei das Schlanderser Krankenhaus 20% der Landesfläche abdeckt und 7,6% der Südtiroler Bevölkerung bedient. Laut Pasdera-Daten steht das Krankenhaus Schlanders in punkto Kosten im Vergleich zu anderen Krankenhäusern nicht schlecht da. Auch auf bereits durchgeführte Sparmaßnahmen wird verwiesen: Reduktion von 21 Akutbetten, Reorganisation der Radiologie durch Zusammenlegung mit Meran, Zusammenlegung von Betreuungsteams der Anästhesie, der Zentralen Überwachungsstation und des Aufwachraumes, Zusammenlegung der Bettenstationen Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe zur Mutter-Kind-Abteilung und weitere Maßnahmen. Der Bettentrakt wird derzeit modernisiert. Das Krankenhaus bietet rund 470 Arbeitsplätze. Ca. 100 davon wären im Falle einer Schließung der Geburtenabteilung und einer tagesklinischen Umwandlung im chirurgischen Bereich gefährdet. Auch eine Liste der Abteilungen, Primariate und Behandlungsangebote, die laut aktuellen Reformplänen abgeschafft werden sollen, ist angeführt. Betroffen wären die Chirurgie, die Orthopädie, die Gynäkologie und Geburtshilfe, die Kinderabteilung und die Anästhesie mit Zentraler Überwachungsstation. „Inser Spitol Liedl“ Mit großem Erfolg erstmals öffentlich vorgetragen wurde am Goldenen Sonntag in der Fußgängerzone Schlanders übrigens das „Inser Spitol Lied“ (Musik bzw. Text: Rudi Mair, Marco Diana, Cremona-Wirt und Freunde). Sepp
Josef Laner
Josef Laner

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