Landesgeologe Volkmar Mair

Klimawandel und Naturgefahren im Ortlergebiet

Publiziert in 42 / 2017 - Erschienen am 5. Dezember 2017

Prad - „Die Menschen haben ein verzerrtes Bild von den Gefahren“, stellte Volkmar Mair bei einem viel beachteten Vortrag im Nationlparkhaus „aquaprad“ einleitend fest. „Verkehr ist weit gefährlicher als die Natur.“ Allein heuer seien in Südtirol im Straßenverkehr 32 Menschen um Leben gekommen, weit mehr als in den letzten Jahrzehnten durch Naturereignisse. Der Klimawandel und Ansteigen der Permafrost-Grenzen bringen Veränderungen mit sich, mit denen sich der Mensch arrangieren muss. „Wir sollten aber die Augen offen halten“, sagte der Landesgeologe. Auch am Ortler haben wissenschaftliche Untersuchungen, an denen auch Südtiroler Forscher beteiligt waren, ergeben, dass die Temperatur in den vergangenen 3 Jahrzehnten um 3 Grad angestiegen ist und sich der Gletscher immer mehr zurückzieht. Hält dieser Trend an, dann wird im Jahr 2050 das Eis am höchsten Berg Südtirols abgeschmolzen sein. „Wenn die Gletscher völlig verschwinden, dann fehlt für die Bäche, beispielsweise den Suldenbach, der Wassernachschub“, sagte Volkmar Mair. Der Temperaturanstieg hat aber auch zur Folge, dass sich der Permafrost weiter zurückzieht und es dadurch zu Steinschlag und Felsabbrüchen kommen kann. Der Landesgeologe nannte als Beispiel den Bergsturz bei der Thurwieserspitze im Ortlergebiet im Jahr 2004, als 3 Millionen Kubikmeter Gestein zu Tal gedonnert sind. „Ich zweifle aber, dass alle großen Bergstürze mit Permafrost zu tun haben.“ Im Ortlergebiet bereiten Volkmar Mair das Suldental und seine Nebentäler sowie Trafoi Sorgen. In Trafoi zeigen seit 2001 durchgeführte Messungen, dass der Hang an der orographisch linken Talseite in Bewegung ist. Sollte er unvermutet abbrechen, würde der Trafoibach aufgestaut und Prad von einem Hochwasser bedroht. Landesgeologe Mair konnte die Prader aber beruhigen: das Dorf sei nicht in Gefahr. Betroffen wären das Trafoital zwischen Stilfser Brücke und der Schmelz sowie das Mündungsgebiet des Suldenbaches. „Die Gefahren durch das Wasser sind in Prad kaum nennenswert“, meinte der Fachmann. Anders sei die Situation in Lichtenberg, wo es aber inzwischen auch dank der Verbauung der Bäche keine größeren Probleme gebe dürfte. Seine Aussagen belegte der Landesgeologe anhand des Gefahrenzonenplanes, der sich derzeit in der Genehmigungsphase befindet. Es gibt in der Gemeinde Prad nur wenige rote Zonen und diese sind meistens unbewohnt. Durch Maßnahmen könnten auch die bestehenden Gefahrenstellen vermindert werden. „Prad und Lichtenberg sind ziemlich sicher“, so Volkmar Mair. Der Vortrag wurde von der Gemeinde Prad veranstaltet und stieß bei der Bevölkerung und Vertretern von Institutionen auch über Prad hinaus auf reges Interesse. 

Redaktion

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