Konventionell oder ökologisch?

Publiziert in 12 / 2015 - Erschienen am 1. April 2015
Schulklasse stellt wirtschaftlichen Vergleich an. Pendel schlägt zugunsten der Bio-Schiene aus. Burgeis - Den Rang einer wissenschaftlichen Studie hat er zwar nicht, doch interessant ist er allemal, der wirtschaftliche Vergleich zwischen konventioneller und ökologischer Milchwirtschaft, den die 4. Klasse Nutztierhaltung der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg erarbeitet hat. An der Fachschule Fürstenburg werden schon seit einigen Jahren beide Wirtschaftsweisen, sprich die konventionelle und ökologische Nutztierhaltung, unterrichtet. Die Schule sieht es als ihre Aufgabe an, den Schülern auf möglichst objektive Weise und nicht wertend aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt. Die Entscheidung darüber, wie sie ihren Betrieb führen, ist und soll auch ihnen selbst überlassen bleiben. Die Schule will ihnen bei der Meinungsfindung behilflich sein, indem Informationen und Wissen vermittelt werden. Die Ausgangslage Die Schüler der 4. Klasse Nutztierhaltung waren unter der Anleitung der Fachlehrer Elisabeth Haid und Lorenz Borghi davon ausgegangen, dass jeweils 8 Hektar mit jeweils 12 Milchkühen und einer jährlichen Milchmenge von jeweils 81.000 kg konventionell bzw. ökologisch bewirtschaftet werden. Die identische Milchmenge wurde gewählt, um die Vergleichbarkeit der Betriebe zu erleichtern. Beim konventionellen Betrieb wurden ein jährlicher Kraftfuttermitteleinsatz von 1.830 kg pro Kuh sowie ein Einsatz von 1.375 kg zugekaufter Maissilage pro Kuh vorgesehen, beim ökologischen Betrieb 1.830 kg Kraftfutter pro Jahr und Tier. Als Preis für das ökologische Kraftfutter wurden 48 Cent pro kg eingeplant, während jener für das konventionelle Kraftfutter mit 34 Cent angegeben wurde. Bei der konventionellen Pro­duktion wurde von einem Milchpreis von 51 Cent ausgegangen, bei der ökologischen von 62 Cent. Dies entspricht einem Aufschlag von 20%. Zudem wurden in der Jahresbilanz beim ökologischen Betrieb auch die Ausgaben für eventuelle Stallanpassungen berücksichtigt sowie auch der Mehraufwand an Arbeit, wobei zusätzliche 30 Minuten pro Tag einkalkuliert wurden. Markante Unterschiede Während sich der Erlös aus der Milch beim konventionellen Betrieb auf 41.310 Euro beläuft, sind es beim Bio-Betrieb 50.220. Beim konventionellen Betrieb belaufen sich die Gesamteinnahmen auf 42.750 Euro, beim Bio-Betrieb sind es um 11.070 Euro mehr. Anders stellt sich die Ausgabenseite dar. Während beim Bio-Betrieb 14.314 Euro anfallen, wobei vor allem der Ankauf der ökologischen Kraftfutters zu Buche schlägt (10.540 Euro), betragen die Ausgaben bei der konventionellen Bewirtschaftung 9.119 Euro: 7.466 Euro für Kraftfutter und 1.653 Euro für Maissilage. Beim Bio-Betrieb wurden auch die Kosten für Stall-Anpassungen, Mehrarbeit, eventuelle Mitgliedschaft bei einem Bio-Verband, Kontrollen usw. berücksichtigt. Auch eine Cash Flow-Berechnung (Unterschied zwischen Geldzuflüssen und Geldabflüssen) haben die Schüler vorgenommen. Demnach schlägt das Pendel beim Gewinn jährlich mit 5.875 Euro zugunsten der ökologischen Milchwirtschaft aus. Umgerechnet auf die Kühe sind das jährlich 489 Euro mehr pro Bio-Kuh. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass das Biomilchprojekt von Bergmilch Südtirol und „alce nero“ umgesetzt wird und für die Biomilch möglicherweise mehr als 62 Cent pro kg gezahlt werden, würde der Cash Flow noch stärker zugunsten des Bio-Betriebes ausfallen. Info-Abend am 15. April in der Fürstenburg Zu einem öffentlichen Informations- und Diskussionsabend zum Thema biologische Milchwirtschaft lädt der Bauernbund des Bezirks Vinschgau am 15. April um 20.30 Uhr in die Fürstenburg ein. Angeregt wurde dieser Abend vom Biobauern Günther ­Wallnöfer. Neben der Fachlehrerin Elisabeth Haid konnte auch Lucio Cavazzoni als Referent gewonnen werden. Cavazzoni ist der Gründer und Präsident von „alce nero“, der größten Bio-Dachmarke Italiens. Cavazzoni war bereits mehrmals im Obervinschgau. Er ist von diesem Gebiet sehr begeistert und will in Zusammenarbeit mit Bergmilch Südtirol eine vermehrte Produktion von Biomilch ankurbeln. Ob sein Traum, bereits bei der heurigen Weltausstellung Expo in Mailand Bio-Joghurt aus dem Obervinschgau präsentieren zu können, wahr wird, bleibt abzuwarten. sepp
Josef Laner
Josef Laner

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