„Korn angebaut, weil ich dann nicht spritzen muss“
Publiziert in 37 / 2013 - Erschienen am 21. Oktober 2013
Ein kleines Getreidefeld inmitten der Obstbäume bringt auch Abwechslung in die Kulturlandschaft
Tabland - Einen Versuch war der Getreideanbau zwischen zwei Baumreihen allemal wert. Dieses doch eher ungewöhnliche Experiment wagte der Biobauer Friedrich Zöschg vom „Spölhof“ in Tabland nach der teilweisen Rodung seiner Obstanlage am Tablander Hügel im Herbst 2012. Ziel war es, durch diesen Kulturwechsel eine Bodenmüdigkeit zu vermeiden und zugleich auch die Kulturvielfalt zu fördern. „Danach hat man wieder einen ‚jungfräulichen‘ Boden und kann darauf erneut Obstbäume oder auch andere Kulturen anpflanzen. Der Getreideanbau bietet sich Biobauern eventuell auch als zweites Standbein bzw. als eine Möglichkeit der Selbstversorgung an“, meinte Zöschg in einer Diskussion unter Biobauern aus Tabland und Tschars anlässlich einer Marende zum Abschluss des Kornschnitts. Nachdem er sich beim Heimatpflegeverein Naturns/Plaus einige Tipps eingeholt hatte, habe er sich für das Korn entschieden, weil man dieses im Gegensatz zu verschiedenen Gemüsesorten nicht zu spritzen braucht. Viele meinen sicher, dass dies beim Getreide auch notwendig ist, aber dem ist nicht so. Im Vinschgau habe man seit jeher dieses zufallsresistente Korn angebaut und sei damit gut gefahren. Es mag schon sein, dass hier die Hektarerträge nicht so hoch sind. Ihm gehe es aber nicht so sehr um die Menge des Produktes, sondern um die Gesundung des Unterbodens mit allen Lebewesen. Auch wenn man die Bäume um den Kornacker herum spritzen müsste, wäre das nicht so schlimm, weil beim Bioanbau ja keine chemisch synthetische Mittel zum Einsatz kommen. „Wir Bauern würden ja liebend gerne auch auf’s Spritzen der Obstbäume verzichten. Wenn es, wie beim resistenten Vinschger Korn auch resistente Apfelsorten geben würde, wären wir alle sehr glücklich, diese Wunschsorten haben wir aber leider nicht“, lautet Zöschgs Fazit. Es wird ja probiert und geforscht, durch die Verwirrungstechnik hat man bestimmte Schädlinge durchaus im Griff, Probleme bereiten die Pilzkrankheiten.
Alte Kulturen
und Geräte bewahren
Er habe diesen Kulturwechsel einfach mal ausprobiert. Die Obstanlagen muss man ja irgendwann mal roden, dabei könnte es durchaus interessant sein, zur Gesundung und Erholung des Bodens ein resistentes Getreide als Zwischenkultur anzubauen, erwähnte Zöschg dem der Vinschger gegenüber. Ein besonderes Anliegen sei ihm auch, ländliche Traditionen, Werte und Kulturen zu wahren, bzw. diese an die „Jungen“ weitergeben und die alten Geräte wieder in Funktion zu setzen. „Das Korn wurde vor kurzem gedroschen, nach der Apfelernte wird Brot gebacken. Da werden auch unsere Kinder mit dabei sein, sie sollen das miterleben können“, sagt Zöschg. Ossi

Oskar Telfser