Die Vorsitzende Ingrid Karlegger
Eva Prantl, Stellvertreterin der Vorsitzenden Ingrid Karlegger
Der Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler.

Lobbyarbeit für Natur & Umwelt

Umweltschutzgruppe Vinschgau zieht Bilanz. Nachwuchs gesucht.

Publiziert in 23/24 / 2020 - Erschienen am 16. Juli 2020

Mals - Sie schauen hin, informieren, ecken manchmal an, halten die Fühler immer ausgestreckt, gehen mutig voraus, unterbreiten Vorschläge und setzen konkrete Akzente. Die Umweltschützer betreiben sozusagen Lobbyarbeit für die Natur und die Umwelt, was gleichzeitig auch Lobbyarbeit für die Menschen ist, für deren Gesundheit und deren Zukunft. Wenngleich die Corona-Pandemie auch die Arbeit der Umweltschutzgruppe Vinschgau (USGV) in der ersten Jahreshälfte 2020 etwas eingeschränkt hat, war man im Hintergrund alles eher als untätig. Dies zeigte sich bei der Vollversammlung am 3. Juli im Kulturhaus in Mals. Der Vorstand hatte die heurige Versammlung coronabedingt um einige Monate verschieben müssen. Die Vorsitzende Ingrid Karlegger, ihre Stellvertreterin Eva Prantl und weitere Vorstandsmitglieder hielten Rückblick und Vorschau. 

Drei große Bereiche

Zu den großen Arbeitsfeldern der USGV gehören die Bereiche Verkehr und Mobilität, Ökologisierung der Landwirtschaft und Biodiversität sowie Natur-, Landschafts- und Klimaschutz. Die Verkehrsprojekte im Vinschgau wollen die Umweltschützer weiterhin genau im Auge behalten. Das Vorhaben einer großräumigen Umfahrung im Obervinschgau, das laut Ingrid Karlegger angeblich noch immer nicht ganz gestorben sei, sowie das Untertunnelungsprojekt Forst-Rabland waren bereits Themen bei einer Podiumsdiskussion im Jänner 2020 in Schlanders und werden bei einer Tagung, die für Anfang 2021 geplant ist, erneut aufs Tapet gebracht. „Die Planungsarbeiten für das Projekt Forst-Rabland laufen weiter. Man hält an diesem Vorhaben fest“, informierte die Vorsitzende. Weiterhin im Auge behalten will die USGV auch eine Untertunnelung des Stilfserjochs, wie sie angeblich von lombardischer Seite aus angestrebt wird. Die Südtiroler Landesregierung hat diesbezüglich mehrfach klargestellt, dass für sie ausschließlich eine Untertunnelung für eine Bahnverbindung in Frage komme, auf keinen Fall aber ein Straßentunnel.

Ökologische Aufwertung

Über ein von der USGV angestoßenes Projekt zur Ökologisierung der Landwirtschaft informierte Helmut Schönthaler. Es handelt sich um das Apfelanbaugebiet „Schneewinkel“ in Schlanders, das ca. 50 Hektar Obstwiesen umfasst und an dem rund 40 Bauern beteiligt sind. Die Trägerschaft hat vor einiger Zeit die Obstgenossenschaft GEOS in Zusammenarbeit mit der VI.P übernommen. Ziel ist es, die Biodiversität in diesem Gebiet unter die Lupe zu nehmen bzw. zu verbessern. Das Projekt ist ein besonderes Vorhaben im Rahmen des Biodiversitätsmonitoring Südtirol der Eurac. 

Von Gewässerschutz bis Nationalpark

Über die Themen Gewässerschutz, Nationalpark, Gülleausbringung und Verwendung sogenannter Umweltgelder berichtete Albert Pritzi. In einer Stellungnahme zum Nationalparkplan habe sich die USGV dafür ausgesprochen, den Schutzstatus des Nationalparks nicht aufzuweisen. Konkrete Vorschläge für einen besseren Schutz von Gewässern haben die Umweltschützer in einer Stellungnahme zum Gewässerschutzplan formuliert. Zu den konkreten Maßnahmen der USGV im Bereich des Erhaltes und der Pflege von Natur und Biodiversität gehört der Einsatz jener Personen, die eine Patenschaft für Schutzgebiete übernommen haben. Die Patinnen und Paten behalten ihre jeweiligen Schutzgebiete stets im Auge. Einmal im Jahr findet ein Arbeitstreffen in Zusammenarbeit mit Thomas Wilhalm statt. Neue Patinnen bzw. Paten sind stets willkommen.

Urinproben nicht ausgewertet

Nicht ausgewertet werden konnten Urinproben zur Feststellung eventueller Pestizidrückstände. Eva Prantl: „Wir konnten dafür kein geeignetes Labor finden.“ Gespannt sein darf man laut Koen Hertoge (PAN Italia & PAN Europe) auf die Ergebnisse der Folgestudie zur Studie über die Pestizidbelastung auf Spielplätzen in Südtirol. Die Ergebnisse werden heuer im Herbst in Bozen vorgestellt.

Kaunertal und kein Ende

Als Grundstein für einen sanften touristischen Neustart in Langtaufers wertet die USGV den Beschluss der Landesregierung vom 15. April, eine skitechnische Verbindung mit dem Kaunertal abzulehnen. Bedauert haben Ingrid Karlegger und Franz Fliri, der Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes, dass die Oberländer Gletscherbahn AG gegen den Beschluss der Landesregierung offenbar Rekurs eingereicht hat. Auch über die Vergabe des Ökologiepreises Vinschgau 2019 wurde informiert, über die Unterstützung der europaweiten Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ und über viele weitere Aktivitäten. Die Umweltschützer wollen auch weiterhin an ihren vertrauten Themen dranbleiben. Mehrfach geäußert wurde der Wunsch nach neuen und vor allem jungen Mitgliedern. „Junger Nachwuchs ist gesucht“, brachte es Eva Prantl auf den Punkt. Ingrid Karlegger dankte abschließend dem gesamten Vorstand, allen Mitgliedern, dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem Heimatpflegeverband, dem Alpenverein, der Biologenvereinigung, dem „Malser Weg“, der Gruppe Hollawint und weiteren Organisationen und Unterstützern für die gute Zusammenarbeit.

„Ihr leistet Großartiges“

Der Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler bescheinigte der USGV, eine großartige Arbeit zu leisten und zog Parallelen zur politischen Arbeit der Grünen im Landtag: „Mit Themen wie Natur, Umwelt und Klimaschutz sind wir oft sehr allein und einsam.“ Diesen Themen messe die Regierung zu wenig Gewicht bei. Und noch einen Vergleich zog Staffler: „Die SVP hat den Südtiroler Bauerbund als politische Vorfeldorganisation und wir Grüne haben euch.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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