Enthüllt wurde die Schriftrolle in der Fußgängerzone in Schlanders. Im Anschluss daran wurde sie im Zug bis nach Mals gebracht, wo die Eintragungen an Mauern im Umkreis des Treffpunktes gut sichtbar ausgehängt wurden.

Logbuch der Psyche

Projekt „Die Schriftrolle“ abgeschlossen.

Publiziert in 35 / 2017 - Erschienen am 17. Oktober 2017

Schlanders/Mals - Fast zwei Jahre lang wurde am Projekt „Die Schriftrolle - Entwurf eines Logbuches der menschlichen Psyche“ gearbeitet. Rund 230 Personen, darunter vor allem Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, haben auf Tuchrollen geschrieben, was sie denken und fühlen, was sie bemängeln, wovor sie Angst haben, was sie sich wünschen und was besser funktionieren könnte. Mit dem Projekt ging es den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau vor allem darum, den Gedanken, Gefühlen und Anregungen von Personen, die psychisch krank sind, Sichtbarkeit zu verleihen.

Etwas Bleibendes

„Es sollte etwas Bleibendes entstehen, etwas, das man sehen und angreifen kann“, sagte Roman ­Altstätter, der die Treffpunkte für Menschen mit psychischer Erkrankung in Schlanders und in Mals leitet, bei der Abschlussfeier des Projektes am 10. Oktober, dem Welttag der psychischen Gesundheit. Im Beisein der Direktorin der Sozialdienste, ­Karin Tschurtschenthaler, des Vizepräsidenten der Bezirksgemeinschaft, Dieter Pinggera, sowie von Mitarbeitern der Bezirksgemeinschaft und Treffpunkt-Besuchern wurde die insgesamt 140 Meter umfassende Schriftrolle in der Fußgängerzone in Schlanders enthüllt. Albin Kapeller blickte auf die Projektphasen und damit zusammenhängende Arbeiten zurück. Er erinnerte an die tria­logischen Treffen, die im Herbst 2015 in Meran begonnen hatten und bei denen Menschen mit psychischen Problemen, deren Angehörige sowie Fachkräfte auf Augenhöhe Erfahrungen austauschen konnten.

Von Ort zu Ort

Im November 2015 erfolgten im „Treffpunkt Kunst“ in Schlanders die ersten Eintragungen in die Schriftrolle. Weitere folgten anschließend an 14 Orten bzw. Stationen im Vinschgau, im Burggrafenamt und darüber hinaus. Auch über die ­Recovery-Treffen im Wohnheim in Schlanders informierte Kapeller. Betroffene durften über ihre eigenen Erfahrungen sprechen und gemeinsam Strategien entwickeln, um ­Krisensituationen zu überwinden. Im Frühjahr 2017 fand im Treffpunt in Schlanders und teilweise auch auf den Rimpfhöfen eine Schreibwerkstatt statt. Ganz nach dem Motto „Diskussion in Bewegung“ wurde die Schriftrolle mit dem Zug von Schlanders nach Mals gebracht. Albin Kapeller und Günther Vanzo lasen in Schlanders, Spondinig sowie beim Abschlussfest im Treffpunkt in Mals ausgewählte Texte aus der Schriftrolle vor. Die Eintragungen waren außerdem an den Mauern im Umkreis des Treffpunkts angebracht worden. Für passende Musik sorgte die Bluesband „Bayou Side“.

Lob für die Initiative

Auch eine Keramikausstellung mit dem Titel „Vom richtigen Ton – Edition 17“ konnte besichtigt werden. Was mit der Schriftrolle künftig geschieht, steht derzeit noch nicht fest. Lobende Worte für das Projekt fand u.a. Edi Profanter in Ver­tretung des „Verbandes Ariadne – für die psychische Gesundheit aller“. Zu den Hauptzielen des Projektes gehörte es, die Gesellschaft auf das Problem psychischer Erkrankungen aufmerksam zu machen und damit zusammenhängende Tabus zu brechen. Übrigens: Die Zahl von Menschen, die an Depression und anderen psychischen Krankheiten leiden, nimmt Jahr für Jahr zu.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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