Birgit Weissenegger, Barbara Stocker, Julia Pedross, Ruth Kofler und Valeria Trafoier (v.l.) spielen die jungen Frau im Stück.
Konrad Lechthaler
Christoph Brück

Lysistrata: eine pazifistische Utopie?

Der Kreis, das Theater im Vinschgau, feiert am kommenden Freitag Premiere der klassischen Komödie Lysistrata. 

Publiziert in 19 / 2019 - Erschienen am 21. Mai 2019

Schlanders - Die Frauen aus Athen und Sparta im Jahre 411 v. Chr. entwickeln einen Plan, wie der 20 Jahre dauernde Krieg beendet werden kann. Sie wollen sich so lange ihren Männern verweigern, bis diese Frieden schaffen. So der Inhalt der klassischen Kömodie Lysistrata nach Aristophanes. der Vinschger wollte von Regisseur Christoph Brück und dem Gesamtleiter Konrad Lechthaler wissen, warum gerade dieses Stück gewählt wurde, wie es immer wieder gelingt, die Spieler zu motivieren und wie verrückt man denken muss, um mit Liebesentzug einen Krieg stoppen zu können.

der Vinschger: Herr Lechthaler, warum fiel die Wahl wieder auf Regisseur Christoph Brück und warum auf den griechischen Klassiker Lysistrata? 

Konrad Lechthaler: Es war der Wunsch aller Beteiligten, nach „Don Quijote“, „Der Kaukasische Kreidekreis“ und „Wie im Himmel“ auch die vierte Produktion mit Regisseur Christoph Brück zu machen. Er hat das Stück Lysistrata vor über 30 Jahren mit der „Kulisse“ in Brixen inszeniert, und die haben wir noch sehr gut in Erinnerung. Unsere Wahl fiel auf einen griechischen Klassiker, weil wir vom „Der Kreis“ historische Stücke oder Klassiker aufführen wollen, an die sich Dorfbühnen nicht wagen oder die Dorfbühnen nicht spielen.
Christoph Brück: Nach der Aufführung von „Wie im Himmel“ wollten wir als nächstes Stück etwas extrem Gegensätzliches machen. Das Thema Frieden liegt mir sehr am Herzen, und das verrückte Szenario, mit dem Aristophanes den Krieg stoppen möchte, zeigt, wie wahnsinnig Kriege sind. 
Konrad Lechthaler: Auch die aktuelle Diskussion um das Bild der Frau in der Gesellschaft sowie die gesamte „#metoo“-Debatte haben für Lysistrata gesprochen.

Wie gelingt es Ihnen immer wieder, die Spieler zu motivieren, dass sie immer wieder Lust auf Theater bekommen?

Christoph Brück: Lysistrata ist das meist gespielte Stück von Aristophanes und erfordert von den Spielern sehr viel Disziplin beim Einstudieren. Es ist in der Tat eine Herausforderung für mich, zu sorgen, dass keiner der Spieler aussteigt und immer mehr Lust bekommt, jeden Tag zu den Proben zu kommen. Es geschieht ja schließlich alles freiwillig und unentgeltlich.

Wie dürfen wir uns die Inszenierung der antiken Komödie vorstellen? Unter der Akropolis von Athen oder in der Jetztzeit?

Christoph Brück: Die Mauer auf der Bühne könnte sowohl die Akropolis als auch ein unüberwindbares Hindernis sein, das plötzlich überwindbar ist. Die Figuren zeigen aktuelle Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten; in der Sprache und in der Kostümierung haben wir unseren eigenen Weg gefunden, um dem Stück gerecht zu werden. Der Mix aus griechischer Toga und alten Kriegsmonturen sowie das Hochdeutsch der vornehmen Athener und der bajuwarisch-tirolerische Dialekt der sportlichen Spartaner sind bewusst gewählt. Die Chöre der Greise und der alten Frauen interagieren und mischen sich ins Spiel, auch das ist gegenwärtig.

Die Sprache ist gleich derb wie bei Aristophanes?

Christoph Brück: Es kommen einige derbe Ausdrücke vor, denn ohne diese kann man nicht streiten. Wir verwenden die „Fäkaliensprache“, wo sie verlangt wird. Dennoch erhebt das Stück den Anspruch, in erster Linie ein Stück um den Frieden und der Völkerverständigung zu sein.

Am Freitag ist Premiere; wie oft wird das Stück aufgeführt?

Konrad Lechthaler: Weitere Aufführungen sind am Sonntag, 26.5. um 17 Uhr, am Dienstag, 28.5., Donnerstag, 30.5. und Freitag, 31.5. jeweils um 20 Uhr, am Sonntag, 2.6. um 17 Uhr, am Dienstag, 4.6., Donnerstag, 6.6., Freitag, 7.6. und Samstag, 8.6. jeweils um 20 Uhr. 45 Minuten vor Aufführungsbeginn erfolgt eine Einführung ins Stück. Karten können unter 348 984 0660 täglich von 11 bis 13 Uhr und von 17 bis 20 Uhr oder ganztags per WhatsApp oder unter reservierung@derkreis.it gemacht werden. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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