Märkte sind nicht nur Märkte
Publiziert in 35 / 2015 - Erschienen am 7. Oktober 2015
Konrad Meßner: „Die gesamte Region Obervinschgau sollte ihr Märkteangebot untereinander abstimmen und aktiv gestalten.“
Mals - 1998 zählte der „Gollimorkt“ in Mals (16. Oktober) noch 2 Stände. 1999 waren es bereits 18, mittlerweile sind es ca. 80, sowohl beim „Gollimorkt“ als auch beim „Georgimorkt“ (23. April), der 2003 wiederbelebt wurde. Daneben gibt es noch den traditionellen Krämermarkt. Der Kulturverein „arcus raetiae“ hatte sich 1999 zum Ziel gesetzt, zum 500. Gedenkjahr der Schlacht an der Calven die drei Grenzregionen Münstertal und Unterengadin in Graubünden, das Obere Gericht in Nordtirol und den Vinschgau einander näher zu bringen. Mittlerweile sind der „Gollimorkt“ und der „Georgimorkt“ zu einem beliebten Treffpunkt im Dreiländereck geworden. „Das Konzept konzentrierte sich auf regionale Produkte aus der Landwirtschaft und aus dem Handwerk. Dabei wurde sehr auf ein hohes Niveau geachtet. Es ging um eine klare Unterscheidung zum industriell gefertigten Produkt,“ sagt der Regionalentwickler Konrad Meßner. Dank des attraktiven Angebotes „konnte auch die Bevölkerung vor Ort von der Kraft der beiden Märkte überzeugt werden.“ Die gesamte Bevölkerung sei am Erfolg der beiden Märkte beteiligt: Mittelschüler bauen die Stände auf; Künstler, Kinder, Jugendliche und Altersheimbewohner gestalten die Plakate; Vereine organisieren Verpflegungsstände; Schüler und Lehrer der Musikschule sorgen für Musik; Wirtshäuser bieten heimische Gerichte an; Rentner verteilen Flugblätter und Plakate im Dreiländereck; Kinder betreiben kleine Stände (Flohmarkt). „Erst durch die Identifikation der Bevölkerung haben die beiden Märkte ihre Kraft bekommen“, ist Meßner überzeugt. Die zentrale Aufgabe des Marktes liege im Handel. Es brauche aber auch feine Überraschungen: Kinderprogramm, Kleinkünstler und eine gediegene leibliche Versorgung. Zudem wurde in den vergangenen Jahren versucht, den Märkten jeweils ein Schwerpunktthema zu geben: Almkäse, Kornkammer, regionale Kreisläufe, alte Sorten und autochthone Rassen, Biovieh. „Lange Zeit haben viele Kräfte die Entwicklung der Märkte in Mals kritisch beobachtet,“ so Meßner. Mittlerweile wurden auch andere Märkte wiederbelebt. Es wäre ideal, „wenn die gesamte Region Obervinschgau ihr Märkteangebot untereinander abstimmt und aktiv gestalten würde.“ Die Jahrmärkte brauchen eine klare Positionierung und die Wochenmärkte sollten auf die Bedürfnisse der heimischen Bevölkerung und der Gäste sowie auf das Angebot der Kaufleute abgestimmt werden. Die Märkte bergen laut Meßner ein großes Potenzial für die Entwicklung der Region und sind eine Chance für die Zusammenschau von Landwirtschaft und Tourismus, Handwerk und Handel, Dienstleistung, Ausbildung, Kultur und Ökologie. Red
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