Mals

Publiziert in 1 / 2005 - Erschienen am 20. Januar 2005
[K] Fotos: Florian Peer, Text: Andrea Perger [/K] [F] Siebenkirchen [/F] Ortsnamensbedeutung: Erstmals urkundlich erwähnt um 1094 als "Malles", Mundart: "Molts", amtl. ital. Name: "Malles Venosta". Hier wird eine Abstammung vom vorrömischen "Mal" vermutet, was "Berg" " Alm" bedeutet. Quellen: "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte", von Egon Kühebacher 1991 "Vinschgau" von Josef Rampold, Auflage 1997 "Mals Dorfgeschichte von den Anfängen bis 1918, Geschichte der Volksschule in Mals" von Herbert Raffeiner und Heinrich Moriggl 1994 Informationen FF: Armin Plagg [F] Historisches [/F] Während der Großteil der Wappen der Vinschger Gemeinden erst Mitte bis Ende der sechziger Jahre entstanden, ist das Wappen von Mals um einiges älter. Es wurde mit Wappenbrief von Kaiser Ferdinand III. und Erzherzogin Claudia verliehen. Dargestellt ist eine Verbindung des österreichischen Bindenschilds (rot- weiß- rot) mit dem Wappen der Medici, dem Geschlecht, dem die Mitverleiherin Erzherzogin Claudia entstammte. Die Geschichte von Mals bleibt immer noch weitgehend ein Geheimnis. So wird für die Hochebene Malettes eine prähistorische Siedlung vermutet, doch konnte diese nicht durch entsprechende Funde belegt werden. Auch die Theorie, dass Mals ein wichtiger Rast- und Knotenpunkt der Römerzeit an der Via Claudia Augusta war, ist nicht eindeutig beweisbar und doch angesichts der Lage von einigen namhaften Forschern (Stampfer) als recht wahrscheinlich eingestuft worden. Mals war im Mittelalter Sitz der churischen Gotteshausrichter und bildete damit einen Gegenpol zum Gerichtssitz Glurns, Einflussgebiet der landesfürstlichen Macht. Vor allem wirtschaftlich war Mals der Stadt Glurns überlegen. Sehr früh fand deshalb die Erhebung zum Markt (1642) statt. Im Engadeiner Krieg (1499) wurde Mals in Schutt und Asche gelegt, dasselbe Schicksal widerfuhr dem Ort nochmals beim Einfall der Franzosen (1799). Neben diesen Kriegen erlebte Mals Brandkatastrophen und Seuchen. Im Jahre 1836 traf es Mals besonders hart. In diesem Jahr wurden 19 Häuser durch einen Pyromanen zerstört und im selben Jahr starben etwa 50 Menschen an der Cholera. [F] Dorfleben [/F] Im Hauptort Mals leben zurzeit etwa 1819 Menschen, im Jahre 1841 waren es 1067. Die Gemeinde Mals ist mit 24.711 Hektar nach der Gemeinde Sarntal die flächenmäßig größte des Landes. [F] Dorfzahlen [/F] Mals ist der Obervinschger Hauptort, ein Zentrum schulischen und gesellschaftlichen Lebens, die Rast vor dem anstrengenden Anstieg der Malser Haide. In einer alten Landkarte aus dem Jahr 1565 wird Mals als Siebenkirchen bezeichnet. Bis heute sind die Türme von Mals weithin sichtbar und verleihen dem Dorfbild und mit ihm dem gesamten Obervinschgau sein charakteristisches Aussehen. An der Westeinfahrt von Mals steht, lange Zeit in seiner Bedeutung verkannt, das Kirchlein Sankt Benedikt (Rampold: "das hervorragendste Denkmal sakraler Bau- und Bildkunst im Vinschgau"). Erst im 20. Jahrhundert, nachdem die Kirche lange Zeit als Rumpelkammer diente, wurden ihre Schätze freigelegt. So entdeckten die Restaurateure neben den Fresken der Nordwand die drei Altarnischen der Ostwand. Diese Nischen mit ihren erhaltenen Skulpturen und Gemälden sind einzigartig und rückten Sankt Benedikt ins Interesse von Kunsthistorikern europaweit. Unweit von Sankt Benedikt ragt der Turm von Sankt Martin in die Höhe. Diese Kirche beherbergt ebenfalls einige kulturhistorische Güter. Weiter dorfeinwärts erreicht man Sankt Johann. Der Turm dieser Kirche hat als einziger die Brandschatzungen der Franzosen überlebt, die Kirche selbst jedoch nicht. Als Pfarrkirche dient die Kirche zur Himmelfahrt Mariens, wie alle Kirchen des Ortes auch diese reich an Schätzen aus verschiedenen Epochen, wie das besonders wertvolle Seitenaltarbild des Tiroler Malers Martin Knoller. Zum Kirchtag Maria Himmelfahrt (15. August) findet jedes zweite Jahr das Malser Dorffest statt. Einheimische und vor allem Touristen strömen dann in Scharen ins Dorf. Als weitere sakrale Bauten sind die Kapelle Sankt Michael am Friedhof, die kleine Kapuzinerkirche im Südosten des Dorfes und die Kirche zu den heiligen Vierzehn Nothelfern am oberen Ortsende erwähnenswert. Neben diesen Gotteshäusern sind in Mals eine ganze Reihe stattlicher Ansitze erhalten wie der Ansitz Lichtenegg am Dorfplatz. Das Dorfbild mit seinen engen Gassen, den Häusern mit prächtigen, oft gut restaurierten Fassaden, durchbrochen von kleinen Innenhöfen lädt ein zu gemütlichen Spaziergängen mit offenen Augen. Jedes der alten Häuser, jede Fassade, jeder Winkel erzählen ihre eigene Geschichte. Als unbestrittenes Wahrzeichen von Mals gilt jedoch der wuchtige Wehrturm der Fröhlichsburg von Mals. Dass der Turm aus der Römerzeit stammt, wie lange Zeit aufgrund seiner runden Form angenommen wurde, ist widerlegt. Wahrscheinlich stammt er aus der Zeit um 1300 und war vor der Übersiedelung nach Glurns Sitz des landesfürstlichen Richters. Die Renovierung der Anlage wurde erst vor kurzem abgeschlossen. Traditionsreich sind auch die Vereine von Mals, die auf eine langjährige Geschichte zurückblicken können. So wurde die Musikkapelle im Jahr 1842 gegründet. Die Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahr 1879 gegründet und ist damit nach der FF Glurns die älteste offizielle Feuerwehr im Bezirk Obervinschgau (Spondinig - Reschen). Offiziell wurde der Verein durch die Aufnahme in den Bund der Tiroler Feuerwehren. Davor gab es die so genannte "Wilde Feuerwehr", die hauptsächlich aus Schützen und Musikanten bestand, aber bereits damals für die Sicherheit des Ortes sorgte. Heute besteht die Feuerwehr aus 54 aktiven Wehrmännern und 13 Jungfeuerwehrleuten. Mals ist Bezirksfeuerwehrhauptort, die Feuerwehr Mals zugleich Gefahrengutwehr, das heißt besonders ausgebildet für Unfälle mit Chemikalien oder gefährlichen Substanzen. Den größten Aufschwung erlebte Mals in der Mitte des 19. Jahrhunderts, sowohl wirtschaftlich, durch den einsetzenden Fremdenverkehr und die Veränderungen in der Landwirtschaft, als auch durch die verbesserten Lebensumstände. Heute ist Mals als Oberschulzentrum ein kulturelles Zentrum, aber nach wie vor ebenfalls als Tourismusort attraktiv und hat den jahrhunderte dauernden Wettstreit mit Glurns um den Titel "Obervinschger Hauptort" eindeutig für sich entscheiden können. [F] Wanderung [/F] Malettes - Spitzige Lun Am nördlichen Ende des Dorfes zweigt der markierte Weg entlang des Sonnenberges nach Malettes ab. Von dieser auf 1.600 Metern gelegenen Verflachung erreicht man nach etwa zweieinhalb Stunden den Gipfel der Spitzigen Lun. Wer hier aufgrund des Namens des Berges steiles Gelände erwartet, wird sich sehr wundern. Die Spitzige Lun ist ein flacher Berg, der Name stammt vom romanischen Piz Lun und wurde etwas seltsam eingedeutscht. Doch der Malser Hausberg bietet eine wunderbare Aussicht.
Andrea Perger

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