Die anwesenden Mitglieder der Tourismusgenossenschaft bekamen zahlreiche Daten und Fakten präsentiert.
Im Einsatz für den Tourismus in Naturns (v.l.): Direktor Ulrich Stampfer, der scheidende Aufsichtsrats-Präsident Karl Peer und Präsident Christof Tappeiner.

Mehr Ankünfte, weniger Nächtigungen

Tourismusgenossenschaft Naturns blickt zurück und nach vorn. Viel Angebot auch für Einheimische. Tourismusgesinnung wesentlich.

Publiziert in 9 / 2024 - Erschienen am 7. Mai 2024

NATURNS - Der Tourismus ist ein Wirtschaftsmotor in Naturns und Umgebung: Dies wurde bei der Vollversammlung der Tourismusgenossenschaft Naturns am 24. April einmal mehr klar. Präsident Christof Tappeiner blickte zurück und nach vorne. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Zwar war im Jahr 2023 ein leichtes Minus (-1,18 Prozent) bei den Nächtigungen zu verzeichnen, aber die 573.770 Übernachtungen in den Gemeinden Naturns und Plaus können sich freilich sehen lassen. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 580.639. Damit bleibt 2022 das bisher stärkste Jahr in Naturns. Ein Plus von 4,47 Prozent konnte bei den Ankünften verzeichnet werden. Waren es hierbei 2022 noch 113.082, so waren es im vergangenen Jahr 118.445.  „Was uns nicht gefällt und nicht ideal ist, ist, dass die Aufenthaltsdauer immer kürzer wird“, analysierte Tappeiner. So belief sich diese 2019 im Schnitt noch auf 5,1 Tagen, 2023 waren es 4,8 Tage. Interessant liest sich auch die „Nationenstatistik“. Erwartungsgemäß top sind hierbei die Gäste aus Deutschland. Durch diese gab es im vergangenen Jahr mehr als 65.500 Ankünfte. Es folgten die Schweizer mit rund 26.200 Ankünften, die Italiener mit fast 13.000 sowie die Österreicher mit rund 8.500. Rund 1.600 Ankünfte machten die Gäste aus den Niederlanden aus, etwa 700 jene aus Belgien und über 3.100 aus „sonstigen Ländern“.

Marketinggesellschaft Meran wird reaktiviert

Tappeiner berichtete über die Reaktivierung der Marketinggesellschaft Meran. Vor einigen Jahren war die MGM erfolgreich am Markt aktiv, durch die Schaffung von Destinationsmanagementeinheiten (DME) vonseiten der IDM wurde sie vor einigen Jahren heruntergefahren. Auf dem Papier sei die MGM jedoch nie abgeschafft worden, es gab keine Mitarbeitenden mehr, gemeinsame Projekte wurden rarer, notwendige Aufgaben auf einzelne Tourismusvereine aufgeteilt. Mittlerweile gibt es auch die DME´s seitens der IDM nicht mehr. Landauf landab wurden wieder Marketinggesellschaften, Servicestellen oder Regionalentwickler gegründet, die die Zusammenarbeit verschiedener Tourismusvereine im Bereich Marketing und Regionen-Entwicklung organisieren. „Es gilt wieder enger zusammenzurücken mit weiteren im Meraner Land“, betonte Tappeiner. So habe man sich entschieden, die MGM wieder zu aktivieren. Jedoch nicht in der Größe wie sie einmal war, die Struktur soll möglichst klein gehalten werden. Die MGM solle künftig als Servicestelle und Regionalentwickler im Großraum Meran dienen. Die neue Servicestelle solle die Wettbewerbsfähigkeit durch klares Produktmanagement und ein koordiniertes Marketing steigern, Synergien und Ressourcen sollen gemeinsam genutzt werden.

Vieles tut sich

Ulrich Stampfer, der Direktor der Tourismusgenossenschaft Naturns, informierte über die zahlreichen Veranstaltungen, die in Naturns, unter anderem in Zusammenarbeit mit Naturns Aktiv, organisiert werden. „Diese kommen auch bzw. insbesondere den Einheimischen zugute“, betonte Stampfer. Als aktuelle Beispiele nannte er das Frühlingsfest, den Bergfrühling und den Alpenplus Ötzi Trailrun. „Wir sind gut in die Saison gestartet“, unterstrich Stampfer. Beim Bergfrühling am 7. April konnten auf Grund des interessanten Programmes und des reduzierten Ticketpreises der Seilbahn Unterstell wieder fast 1.000 Fahren verzeichnet werden. Der Ötzi Trailrun habe diesmal mit fast 600 Teilnehmenden aus rund 20 Nationen für einen neuen Rekord gesorgt. „Wir freuen uns ein solch schönes Event zu haben, welches gemeinsam mit Daniel Jung, lokaler Trailrunner und Zugpferd, organisiert wird. Wir haben tolle Trails am Sonnenberg und einen super Testimonial in Naturns. Das ist ein wertvolles Produkt“, erklärte Stampfer. Der Termin für das kommende Jahr stehe mit dem 5. April bereits. Mit dem frühen Event wolle man touristisch auch kommunizieren, dass der Sonnenberg sich bereits im Frühjahr ideal für Wanderungen, Touren, oder eben Läufe eignet.
Zahlreiche weitere Veranstaltungen stehen in den nächsten Wochen und Monaten an. Am 2. Juni etwa das „Naturns Almen Unplugged“, mit Musik und Spezialitäten auf den Almen am Naturnser Nörderberg. An vier Mittwochabenden im Juli findet schließlich wieder die Nacht der Lichter statt. Der August steht dann im Zeichen von Naturns lacht. Durch die Veranstaltungen komme Leben ins Dorf, unterstrichen Stampfer und Tappeiner unisono.

Kreisverkehr wird neugestaltet

Noch in diesem Jahr solle der Kreisverkehr bei der Ortseinfahrt von Naturns neu und einladender gestaltet werden. Die Tourismusgenossenschaft steuert hierzu 14.000 Euro bei, 40.000 Euro werden von der Gemeinde bezahlt. Es solle ein großer Schriftzug, der auf die Naturnser Erlebnistherme hinweist, entstehen. Auch bei der Erlebnistherme beteilige sich der Tourismus intensiv. Stampfer erinnerte daran, dass Hoteliers die Kosten für die Finanzierung der Leitungen des Thermalwassers, von der Quelle nach Naturns, gestemmt haben. Diese beliefen sich auf rund eine Million Euro. Die Tourismusgenossenschaft investierte bei der 1. Phase des Umbaus der Erlebnistherme rund 250.000 Euro netto in den thermalen Bereich. Auch an den Kosten der 2. Bauphase, insgesamt rund 1,6 Millionen Euro, beteilige sich die Tourismusgenossenschaft mit rund 280.000 Euro netto. Nicht zu vergessen sei auch der jährliche Beitrag von 40.000 Euro, den die Tourismusgenossenschaft an die Erlebnistherme als Beitrag zahlt. Stampfer informierte zudem über weitere Projekte, wie die Zusammenarbeit mit Skyalps in Sachen Flughafentransfer.

Abschied nach 30 Jahren

Verabschiedet wurde im Rahmen der Vollversammlung der Präsident des Aufsichtsrats der Tourismusgenossenschaft, Karl Peer. „Danke Karl für 30 Jahre gute Arbeit“, betonten Stampfer und Tappeiner. Ganz ohne Überraschung durfte der langjährige Aufsichtsrats-Präsident aber nicht gehen. Als begeisterter Oldtimerfahrer bekam er die Teilnahme bei den Südtirol Classics als Abschiedsgeschenk. Ein letztes Mal hatte Peer bei der Versammlung den Bericht des Aufsichtsrats verlesen und stolz die Mitgliederzahl der Tourismusgenossenschaft verkündet: Demnach zählt diese exakt 179 Mitglieder.

Tourismusgesinnung von großer Bedeutung

HGV-Ortsobmann Dietmar Hofer wies auf den Stellenwert der Tourismusgesinnung hin. Hier müsse man sensibilisieren und „Fehlkommunikationen“ vermeiden. Damit spielte er etwa auf die Gästekarte an. „Feriengäste fahren gratis? Das stimmt nicht. Und das muss auch klar so kommuniziert werden“, so Hofer. Auch Tappeiner unterstrich dies: „Es kann nicht sein, dass man für alles dem Tourismus die Schuld gibt“. Der viele Verkehr und die hohen Mietwohnungspreise etwa seien nicht nur auf den Tourismus zurückzuführen. Der Verkehr sei größtenteils auch hausgemacht und notwendige Investitionen in die Infrastruktur kommen zu spät. „Wir Touristiker sehen die Gäste lieber in unseren Beherbergungsbetrieben, als dass sie Ferienwohnungen bei uns erwerben“, so Tappeiner. In Naturns sei man aber auf einem guten Wege, auch in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Naturns sei „durch die Bevölkerung und durch die Vielfalt an Unternehmen, – sei es im Handel, Handwerk, Landwirtschaft, Industrie und Tourismus – zu einer lebenswerten und aufstrebenden Gemeinde geworden.“  Nur gemeinsam könne man die Herausforderungen der Zukunft im Interesse aller meistern.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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